Siebenter Auftritt.

[272] Clärchen, Nikolo.


CLÄRCHEN. Was das für Zeit braucht, eh' man so einen Menschen zur Vernunft bringt. Mein Satz bleibt richtig, die Verliebten sind Narren.

NIKOLO. Nun Jungfer? Gelt, mit dem ist's nicht richtig?

CLÄRCHEN. Er hat recht lieber Nikolo; Er sah mich für eine Prinzeßinn an. Der wird gewiß bald hergebracht werden.

NIKOLO. Ja das Hab' ich wohl gesagt. Nun schon recht, ich habe da eben ein Kämmerchen leer.

CLÄRCHEN. Aber lieber Nikolo, geb' Er ihm ein gutes Kämmerchen, denn er ist noch nicht so ganz Narr.

NIKOLO. Ach! das macht nichts. Hier wird er's schon vollends werden. Ueberdies sind die halben Narren oft ärger als die ganzen.

CLÄRCHEN. Und wenn er herkommt, so sag' Er ja Niemanden was davon, daß ich ihn kenne.

NIKOLO. Ach! versteht sich. Denn wer hat gern mit einem Narren Bekanntschaft.

CLÄRCHEN. Der arme Mensch! Wo aber das auf einmal so herkommen mag!

NIKOLO. Da ist nichts als Ihr Brief Schuld, glaub Sie mir's.[272]

CLÄRCHEN. Ach! Er ist nicht klug. Ich habe ihm ja nichts geschrieben, als daß – meine Großmutter sterbenskrank sey.

NIKOLO. Du armer Narr! Der muß ein butterweiches Herz haben, wenn er über eine Großmutter ein Narr wird.

CLÄRCHEN. Der Herr kommt.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 272-273.
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