Zwölfter Auftritt.

[283] Die Vorigen, Virginia.


Virginia auf Bast zuhüpfend.


Rezitativ.


Ha! Sieh mein Appius

Der Vater will mich morden,

Weil Du mich liebst.[283]

Errette mich! Gern bin ich Deine Sklavinn.

Mit einer tiefen verliebten Verbeugung.


Und schätze mich beglückt, wenn Du mich liebst.

Arie.


Mein Vater trockne Deine Thränen,

Sieh nur, wie Tausende sich sehnen

An meinem Platz zu seyn;

Ich bin nur zur Größe geboren,

Denn Appius hat mich erkohren;

Er liebt mich von allen allein.

Sie tanzt am Schluße der Arie herum, alsdenn bleibt sie tiefsinnig stehn.


TRÜBE. Ha! ha! ha! Wieder eine andre Art.

BAST. Wie in der Welt Freund. Der eine lacht über sein Schicksal, der andre weint.

NIKOLO, welcher einigemal ab- und zugegangen, kommt von der Hauptthüre, zu Bast. Eben bringen Sie einen neuen Gast, Herr. Da ist ein Zettel wegen ihm.

BAST nachdem er gelesen. Ha! ha! ha! Das ist ein ganz neuer Narr. Hört nur Er liest. »Gegenwärtiger Mensch hat sich durch die Opernmusik so hinreißen lassen, daß er seit drey Wochen kein Wort mehr spricht, sondern immer singt. Uebrigens ist er keiner Raserey unterworfen, man bittet also ihn nicht hart zu halten.«

CONSTANZE für sich. Das ist Albert.

TRÜBE. Vortreflich, so werden wir also Opernarien hören. O lassen Sie ihn doch hieher bringen.

BAST zu Nikolo. Führ ihn herein.

[284] Nikolo geht ab.


CONSTANZE für sich. Wie schlägt mein Herz!

BAST zu Constanzen. Du bist eine Liebha, berinn vom Singen, der wird Dir also nicht unleidlich seyn?

CONSTANZE. Gewiß nicht, wenn er anders gut singt.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 283-285.
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