Siebenter Auftritt.

[320] Trübe, Albert, Orpheus die übrigen eingesperrt.


Sie singen nach und nach alle zusammen, so, daß sie zuletzt in eine Art Zank gerathen.


ALBERT.

Was ist wohl edler noch als Gold?

Dem jeder weit mehr Wünsche zollt?

Die Freyheit ist weit mehr als Gold;

Sie ist es, der man Wünsche zollt,

Weit mehr als allem Gold.

Orpheus singt einige Takte später das nämliche.


DIE POETEN.

Was höher wird geschätzt als Gold?

Dem jeder weit mehr Achtung zollt?

Poeten schätzt man mehr als Gold;

Sie finds, den'n jeder Achtung zollt,

Weit mehr als allem Gold.

LUKREZIA.

Was höher wird geschätzt als Gold;

Dem jeder noch mehr Achtung zollt?

Die Keuschheit schätzt man mehr als Gold,

Sie ist es, der man Achtung zollt,

Weit mehr als allem Gold.[320]

VIRGINIA.

Was höher wird geschätzt als Gold?

Dem jeder noch mehr Achtung zollt?

Die Schönheit ist wohl mehr als Gold;

Sie ist es, der so mancher zollt,

Sein Leben und sein Gold.

TRÜBE singt bey der Repetition folgendes mit.

Ihr Narren zanket wie ihr wollt.

Vernunft ist mehr als Freyheit, Gold,

Und Schönheit, was ihr sonst noch wollt.

Denn seyd ihr Narren, hilft nicht Gold,

Und was ihr sonst noch wollt.

Diese Reden werden durcheinander mit größter Heftigkeit geschrien.


ALBERT. Freyheit! Freyheit!

ORPHEUS. Freyheit ist mehr als Gold.

DIE POETEN. Der Dichterruhm ist mehr als Gold. Poeten, Poeten! sind nicht zu schätzen!

LUKREZIA. Unschuld geht über alles, lieber sterben, als zuchtlos leben – O Collatin! – – Einen Dolch! einen Dolch! – Puf!

VIRGINIA. Larifari, trillitrari! Schönheit! Schönheit!

TRÜBE. Ha! ha! ha! Ein jeder Lappe, hat seine Kappe.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 320-321.
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