Fünffter Absatz

[510] Beschreibet den ereyferten Grimm Polyphili /welchen die Erzehlung Agapisti / von dem / was er mit der Königin geredt / verursachet / und wie er darum von Melopharmis gestrafft / denselben / vor der Königin / verborgen hält: Lehret den fünfften Anstoß der Tugend-Verliebten / die Widerwertigkeit: gibt auch andere Zorn-Straffen.


Nun kommet Agapistus zum Polyphilo / von der Königin. Was wird Polyphilus sagen / wann er die angenehme Botschafft vernimmt. Was will die Königin /fragte er alsobald / daß sie Agapistum allein kommen heissen? Agapistus beförchtete sich der Antwort / und glaube ich noch einmal / er wäre lieber in seine Wildnus wieder geschiffet / als daß er den Grimm Polyphili sehen solle. Doch weil er sahe / daß er nicht ohne Nachtheil Polyphili könte verhälet werden / war er auf Art und Weise bedacht / wie er seine Reden so herum führen möchte / daß Polyphilus begütiget bleibe. Der Ursachen[510] / er weitläufftig von denen Sachen anfieng zu erzehlen / die die Königin mit ihm zu letzt gesprochen. Und da er eben den Grund anfassen will / eröffnet Melopharmis die Thür / an dem Gemach Polyphili / weil sie sich / wegen einer nöthigen Verrichtung /so ihr von der Königin aufgetragen worden / nicht ehe einstellen können / um zu vernehmen / wie es Polyphilo ergangen. Dieser so bald er seine Helfferin ersiehet / stehet behend auf / küsset ihr die Hände / und leget den gebührenden Danck / mit so beschönten Worten / gegen ihr ab / daß Melopharmis / in ihrem Hertzen / beschloß / nicht zu ruhen / biß Polyphilus völlig vergnüget würde. Agapistus wurde froh /wegen der Ankunfft Melopharmis / die ihn an seiner Erzehlung verhinderte: Aber Polyphilus erzehlte der Melopharmis alle sein Glück und Vergnügung / und so offt er ein Zeichen der Gegen-Gunst von Macarien empfangen rühmete / setzte er hinzu: das hatte ich Melopharmis zu dancken. Daher er dann ihr gantzes Hertz leicht gewinnen konte / daß sie ihm fernere Beförderung / seines gäntzlichen Verlangens / versprach. Aber (fieng Melopharmis an zum Agapisto) was hat die Königin mit euch geredt? worüber Agapistus gedoppelt erschrack / weil er gedachte / Melopharmis wüste / was die Königin mit ihm geredt. In welcher Meinung er auch nicht betrogen wurde. Es arbeitete das Hertz Agapisti in so zweiffelhaffter Entschliessung / daß er nicht wusie / was er zu erst antworten solle. Dann / gedachte er / verhäl ichs / und Melopharmis verräth mich / werde ich bey Polyphilo der Untreu schuldig: bekenne ichs / wird wieder Polyphilus ein Mißtrauen / auf meine Treue setzen / der ich diß wichtige Werck[511] nicht / vor allen andern / erzehlet. Aber was hilfft die Furcht / es muste doch bekannt seyn / Polyphilus dencke / was er wolle / darum Agapistus folgender Gestalt anfieng:

Was die Königin mit mir geredt / habe ich Polyphilo so fern erzehlet / als ich weiß / daß es seine Freud nicht ertödten / und seinen Frieden nicht zerstören wird. Was aber das jenige betrifft / so ich erkannte /seinem Wunsch verhinderlich zu seyn / habe ich / seiner zu schonen / nicht erzehlen wollen. Wolte auch Gott! Edler Polyphile; wolte Gott! daß ich die Ruhe eures Verlangens damit nicht zerstören solte / ich wolte es in der Verschwiegenheit / meines Wissens /so verwahren / daß es mit der Vergessenheit versiegelt bliebe. Ich bin gewiß / daß / so ich das Wort werde ergehen lassen / daß die Königin euch den Zutritt zu Macarien verwehren will / ihr mit vollem Grimm auffahren / und eurer vergessen werdet.

Kaum war das Wort gesprochen / als es schon erfüllet war. Wer? fieng Polyphilus an / die Königin? was wil sie verwehren? den Zutritt zu Macarien? Und mir will sies verwehren? Ey daß die Königin sehe /wie ich ihrer Gnad nicht bedörffe / will ich noch heute wiederkehren / woher ich kommen bin. Ach! allerliebste Macarie! solte ich nicht zu dir gehen? wolt ich doch lieber König und Königin verfluchen. Gehet hin / Agapiste! sagt der Alten / daß ich nichts nach ihrer Gunst frage / morgen soll sie mich bey Macarien wissen. Hab ich nicht so viel um sie verdienet / daß sie mir ein Pferd gebe / kan ich zu Fuß gehen / und brauch ich nicht ihrer Hülffe. Ist das mein Danck / du undanckbares Weib! ist das die Versprechung deiner Hülff in allem? Du[512] falsches Weib! Und wer ist schuldiger zu folgen / ich ihr / oder sie mir? daß sie lebt /ist sie mir schuldig; daß sie eine Königin ist / hat sie mir zu dancken / und alles / was sie um und bey sich hat / ist durch meine Hand erworben. O daß ichs alsobald wieder versencken könte / was ich erhaben / wieder verfluchen / was ich erbeten / wieder verbannen /was ich erlöset! Melopharmis / was dünckt euch um diesen Betrug? werdet ihr auch einsten einen solchen Lohn empfahen? Und Agapiste! du treues Hertz! wird dir dein erlittenes Unglück auch so bezahlet werden? Ey so lasset uns die Rache üben / durch die Vereinigung unsrer Krafft / daß diese Undanckbare erfahre /wie sie der Gesellschafft unsrer Tugend-begabten Hertzen nicht werth gewesen.

Melopharmis ließ gerne Polyphilum etwas ereyfert werden / damit die gar zu grosse Brunst der Liebe /gegen Macarien / dadurch geleschet würde / und da er / vor Zorn / nicht mehr reden konte / fieng sie an: Erzürnter Polyphile! wie kan sich die Gluth eurer Liebe so bald in ein Feuer des Zorns verkehren / dadurch ihr offenbahr beweiset / daß die Liebende geneigter zum Streit als Frieden sind. Indem ich aber die Ursachen besinne / so die Königin bewogen / euren Begierden ein rühmliches Ziel zu setzen / kan ich euch / wegen des verdienten Zorns / nicht gar Ungestrafft ausgehen lassen. Erkennet selber / wie ihr euch eure erhitzte Liebe verführen lasset / indem ihr die höchste Gutthat dem Undanck gleichen / und einer Falschheit beschuldigen wollet / welches so sträfflich / als ungerecht wird erkannt werden. Atychintidoe Schluß gehet auf die Vermehrung eurer Ehre und Kunst / dadurch ihr noch künfftig zum grossen[513] Herrn werden könnet: Darum ihr den wohlgemeinten Sinn /nicht so bald vor ein Zeichen des Verderbens halten sollet. Uber das gedencket / in welchen Spott euch euer verblendeter Trutz setzen würde / wann ihr unsre Gesellschafft / mit Widerwillen / verlassen soltet. Meynet ihr / daß Macarie sich nicht wenden werde /wann sie etwas solches von euch erfähret? Und wie rühmlich würdet ihr eure Reuterey zu Fuß anstellen? Würde sich nicht Macarie erfreuen / wann sie euch in solcher Armuth wüste? Dencket demnach / was ihr geredt / und bereuet euer thörichtes Vornehmen / ja /besinnet euch vielmehr / wie ihr mit heimlichen Räncken / die Königin betrügen / und euer Verlangen / ihr unwissend / erfüllen möget. Müsset ihr dann gestehen / daß ihr auf Soletten wollet? Konnet ihr nicht einen andern Ort nennen / einen andern wählen? Und wer ist schuldig an allem dem / als Polyphilus selber? der seinem Mund keinen Zügel anhalten kan / sondern zu frey ist im Reden / und zu offenhertzig im Bekennen. Was hat Atychintida von der Liebe Macarien wissen dörffen? hättet ihr sie nicht sicherer ohne ihren Verdacht lieben können? Was wolt ihr nun machen? womit wolt ihr euch helffen? Ich weiß wohl / daß der Schluß auf mich kommen wird: allein machet mir die Sache auch nicht zu gefährlich / sonsten versichere ich euch / dafern Atychintida einige Muthmassung von mir schöpffet / als wäre ich eurem Vorhaben beförderlich / meine Hand / in eurer Hülff / versiegen wird. So folget meinem Rath / und lasset der Königin durch Agapistum wissen / wie ihr dero wohlgemeinten Erinnerung gehorsamlich annehmet / auch schuldig folget / benebens auch bedancket / daß[514] sie so mütterlich vor euch sorge / welches ihr jederzeit mit mehr / dann schuldigem Gehorsam / erkennen wollet. Könnet euch auch entschuldigen lassen / daß ihr nicht / wie sie meynet / oder berichtet worden / in einer solchen Liebe gegen Macarien brennet / sondern daß ihr sie liebet / wie wir Kunst und Tugend zu lieben pflegen. Da sie auch selbsten mit euch reden solte / erweiset lauter Demut und Freundlichkeit / so werdet ihr glückseliger in eurem Lieben / ohne ihr Wissen / fortfahren / als mit demselben / wiederwillig erhalten werden. Da euch aber sonsten Hülff gebrechen würde / habt ihr mich und Agapistum / die ihr brauchen könnet / zu was ihr wollet. Doch behaltet das zu letzt / daß ihr die offtmalige Besuchung / so ihr bey euch beschlossen / zu ruck haltet / nicht allein den Argwohn der Königin zu verhüten / sondern auch eurer Liebe selber zum bessern Nutzen / dann die gar zu viele Besuchung / machet die Liebende / entweder zu träg und widersinnig / oder zu Narren. Ihr könnet /an dessen Statt / eure Macarien mit einem zierlichen Gruß-Brieflein besuchen / das ihr viel angenehmer seyn wird / weil es nicht so grossen Verdacht nach sich ziehet / auch geheimer kan gehalten werden /dann euer Zusprechen.

Wie viel hat Polyphilus zu beantworten / wieviel zu verschmertzen? Was soll er thun? Die Gunst Melopharmis / war ihm gleichwohl ein grosser Trost / in seinem Leiden. Aber das zornige Hertz war noch nicht gar / gegen Atychintida / gestillet / darum er Melopharmis bat / sie möge ihn bey derselben entschuldigen / daß er nicht zur Tafel komme / dann ihm unmüglich sey / sie alsobald freundlich anzusehen. Agapistus könne indessen / die Antwort[515] Melopharmis / der Königin / im Namen Polyphili / hinterbringen: Er wolle sich auf das Bett steuren / als wäre er etwas müd von der Reise / und wegen der grossen Kält nicht gar wol auf.

Das versprach Melopharmis / doch mit der Erinnerung / daß er seinen Grimm legen / und sich trösten soll / mit den Gedancken / als hätte es der vorsehende Himmel / zu seiner bessern Befriedigung / also gefüget / mit dessen Schluß er vergnügt seyn solle.

Nach diesem / gehet Agapistus mit Melopharmis /zur Tafel / und als die Königin Polyphilum nicht stehet / fürchtet sie alsobald desselben Zorn / der ihr aber vom Agapisto / durch die Antwort Polyphili widerlegt / und von Melopharmis / mit der Ausrede /seiner üblen Befindung / benommen wurde. So bald Atychintida vernahm / daß er sich / wegen der Reise /nicht wohl befinde / fieng sie an / das ist die erste Frucht / die er von der Liebe Macarien brechen kan /es werden deren etwa mehr erwachsen. Welche bönische Wort Agapistum dermassen erzürnten / daß er ohne Ansehen ihrer Königlichen Würden / sie vor männiglich straffte / in dem sie dem guten Polyphilo Unrecht thue / weil er besser wisse / wie er mit Macarien stehe. Deßgleichen thut auch Melopharmis. Und Phormena / nach dem sie merckete / daß die Königin sich auf ihre Wort gründe / fieng sie an / dieselbe so zu verdrehen / daß Atychintida bald schweigen muste. Deßwegen sie andere Gespräch erwähleten / die angenehmer dann diese zu hören und zu beantworten.

Wir kommen aber wieder zum Polyphilo / der sich mit tausend Gedancken schlägt / in dem er bald nach Macarien seufftzet / bald auf die Königin fluchet.[516] Das hefftigste / so ihn schmertzete / war das Verbot Melopharmis / daß er nicht zu Macarien reisen solle / die er doch mit nächsten wieder zu besuchen / entschlossen war. Und da er seine Gedancken bald hin bald her reisen ließ / brachte ihn / ohngefehr / das Gedächtnus Macarien / auf die Wort / damit sie ihn der Liebe dieser Königin beschuldet / darum er so eyferig / als ungedultig / seinen Griffel zur Hand nahm / und nachgesetzte Strophen / in eine schwartze Tafel übersetzte /weil er sich der Dinten und Feder / im Bett / nicht bedienen konte. So entschuldigte er aber die Lieb einer Alten:


Soltest du / Hertzliebste! wissen /

wie ich dich so treulich meyn /

wie ich liebe dich allein /

würdest du bekennen müssen:

daß ich meinen jungen Leib

hänget an kein altes Weib.

Ich weiß je nicht / was ich sagen /

was ich widersprechen soll:

weil mein Hertz ist Wunder-voll /

daß sie / Liebste! so will klagen /

als wann dieser junge Leib

häng an einem alten Weib.

Sehend müst ich ja verblinden /

hörend müst ich werden taub /

wenn ich keinen bessern Raub

solt für meine Liebe finden:

als daß meinen jungen Leib

sauget aus ein altes Weib.

Alte Weiber / Ungelücke:

alte Weiber / grosse Noth:

alte Weiber / selbst der Tod:[517]

alte Weiber / Laster-Stricke:

Drum ich meinen jungen Leib

hänge an kein altes Weib.

Alte Weiber / grosse Plage:

alte Weiber / böse Zeit:

alte Weiber / Hertzen-leid:

alte Weiber / alte Tage:

Drum ich meinen jungen Leib

gebe keinem alten Weib.

Alte Weiber brüllen brummen;

murren / kurren Nacht und Tag /

ohne Ur- und ohne Sach /

alte Weiber nie verstummen:

Drum ich meinen jungen Leib /

gebe keinem alten Weib.

Alte Weiber / allzeit Grämen /

alte Weiber / Angst und Pein /

wer wolt bey der Alten seyn?

die man kan so gar nicht zähmen:

Drum ich meinen jungen Leib

gebe keinem alten Weib.

Alte Weiber / ewig Krancken /

ächtzen / lächtzen allezen:

O des grossen Hertzen leid!

Alte Weiber immer ancken:

Drum ich meinen jungen Leib

gebe keinem alten Weib.

Alte Weiber gar nichts taugen /

sie sind lauter Ungemach:

lauter Weh und lauter Ach /

die nur unsre Lust aussaugen:

Drum ich meinen jungen Leib

gebe keinem alten Weib.[518]

Pfui dich / du Rumpel-Tasche!

pfui dich / hinaus mit dir /

dann du hast kein Recht allhier /

packe dich / du alte Wasche:

Dann ich meinen jungen Leib

gebe keinem alten Weib.

Nun dann kanst du leicht gedencken /

Liebste! mit was schlechtem Recht

Du mich / deinen Ehren-Knecht /

hast in diesem wollen kräncken /

daß ich meinen jungen Leib

hänget an ein altes Weib.

Glaube nur / hier diese Seele

soll viel ehe nicht Seele seyn /

und ich selber nicht mehr mein /

wann ich / Liebste! diß erwähle:

daß an meinem jungen Leib

nehre sich ein altes Weib.

Aber dir / dir / meine Wonne!

geb ich mich zu eigen hin /

dir ich bleibe / der ich bin /

du hinwieder meine Sonne:

Dir geb ich den jungen Leib /

daß er ewig Dein verbleib.


In der höchsten Betrübnus / muste Polyphilus heimlich lachen / dann ihn nicht wenig erfreuete / daß er die Königin so eigentlich beschrieben: wiewohl er / in vielem / seinem Eyfer zu viel nachgegeben. Mehr als zehenmal / lase er das Gedicht durch / und tröstete sich mit demselben / als der Rache wider die Königin / wie sehr: biß Agapistus / von der Tafel wiederkehrend / ihn eben / mit lachendem Munde / ersiehet /und als der das Gedicht vernimmt / gleich sehr[519] erfreuet / ein hefftig Gelächter anhebet / daß Melopharmis / die vor der Thür wartete / dadurch bewogen wurde / hinein zu tretten / um zu vernehmen / was die Ursach sey ihrer Freude. Zu allem Gluck / hatte Polyphilus die Tafeln wieder hinter das Bett gehängt / ehe Melopharmis herein trat: darum er sie dißmal mit Unwarheit abweisete. Dann er befürchtete / es möchte Melopharmis eben auch verdriessen / daß er die alten Mütter nicht besser ehre / weil sie auch mit aus der Zunfft war. Sie ließ sich auch gerne betrügen / ob sie den Betrug gleich mit Händen greiffen konte / nur daß Polyphilus frölich bliebe. Darum sie / nach dem / allerhand kurtzweilige Ergötzungen besinneten / die das Gemüth Polyphili von Haß und Liebe wenden könten / wiewohl Polyphilus das Gedächtnus seiner Macarien / mir stets-bemüheten Gedancken / fort und fort in seinem Hertzen ehrete. Gegen der Königin aber behielt er einen freundlichen Mund und feindlichen Sinn / so gar / daß er ihre Gegenwart / so viel die Bescheidenheit leiden wolte / mehr flohe / denn suchte.

Quelle:
Maria Katharina Stockfleth: Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie, 2 Bände, Band 1, Nürnberg 1669, S. 510-520.
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