Zweyter Absatz

[457] Eusephilistus berichtet die Macarie / daß Polyphilus zu Soletten sich befinde: welcher neben der Atychintide / Melopharmis / Agapisto und den andern / bey ihr einkehret. Polyphilus entschuldigt gegen ihr seine Ankunft / und erzehlt ihr / wie er der Atychintide / die ihn hieher gebracht / ihrer beyder Liebe entdecket. Der Phormena falscher Bericht / von deme / was seither mit der Atychintide sich begeben /und ihre heimliche Verrätereyen.


So bald die Königin hinweg war / nahm Eusephilistus die Gelegenheit in acht und wolte Macarien wieder in vorgedachten Saal führen. Als sie sich aber entschuldigte / daß es Abend / und Zeit wäre / sich nach Hause zu begeben / sagte er mit etwas hönischen Worten: Es ist wahr / schöne Macarie! weil ihr Liebster auf sie wartet / kan sie bey einer verdrießlichen Gesellschaft sich nicht länger aufhalten. Mein Liebster! (versetzte Macarie) wo solte ich doch einen Menschen mit[457] diesem Namen finden? Ey / sie stelle sich nicht so unwissend / (fuhre Eusephilistus fort) sie weiß ja / daß Polyphilus in unsrer Insel ist. Ich schwöre / (sagte Macarie / welche ihren Vorsatz /dem Eusephilistus von ihren Gedanken zu sagen / bey solcher Gefärlichkeit nicht vollführen konte / sondern vielmehr sich auszuwickeln suchen muste) daß ich davon nicht die geringste Wissenschaft habe / sondern es nur vor Scherz halte. Was scherz! (versetzte Eusephilistus) hier lese sie / was mir einer meiner Freunde geschrieben. Damit übergab er ihr das Zetelein / welches er über der Tafel bekommen / woraus Macarie dieses lase.


Treu-geliebter Eusephilistus!


Ich mache ihm hiemit zu wissen / daß ich / nachdem ich heut an dem Ufer spaziren gegangen / den Feind und Mörder Polyphilus / samt seinen Schäfern / hinter einem Gesträuch ersehen Und weil ich leicht mutmasse / daß er / Macarie zu bedienen / und euch zu schaden / angekommen / als stelle ich zu eurer Betrachtung / was hierinn vorzunehmen / und bleibe indessen

Sein getreuer

Freund.


Wie Macarie über dieses Brieflein erschrocken / kan man wohl ermessen: dann sie muste fürchten / es möchte Eusephilistus alle Inwohner wider den Polyphilus in harnisch bringen. Sie suchte ihn demnach mit Freundlichkeit zu besänftigen / und sagte: Ich lese hier wunderliche Zeitungen / und bezeuge nochmals /daß ich davon nicht[458] das wenigste weiß. Ist Polyphilus hier / so wird er vielleicht mit Melopharmis / die Königin zu bedienen / und gar nicht um meinet willen /angekommen seyn. Unsere Freundschaft ist so groß nicht / als sie der Pöfel ausgiebet: der die Freyheit behält / zu reden / was ihm beliebet. Ich bedanke mich jetzund mehr / ob ich einen Liebsten erwehlen / als welchen ich erwehlen wolle. Und damit er / geehrter Eusephilistus! sehen möge / daß ich hierinn unschuldig bin / so will ich wieder mit ihm auf den Saal spaziren. Dieses thäte Macarie / ihn aufzuhalten / daß er keine Verbündnus wider den Polyphilus anstellen könte.

Als sie aber noch mit ihm redte / kam ihre Dienerin / und berichtete: wie daß die König n von Sophoxenien bey ihr eingekehret / und allda übernachten wolte. Dieses habe ich mir wol gedacht / (sagte Eusephilistus) und ohne Zweifel wird Polyphilus auch dabey seyn? Diesen habe ich nicht gesehen: gab die Magd zur Antwort. Ich weiß mich hierein nicht zu schicken / (versetzte Macarie) und er / geehrter Eusephilistus! wird mir vergeben / daß ich / einen so hohen Gast zu bedienen / von ihme Abschied nehmen muß. Ich bitte aber indessen / mehr seiner Vernunft und meiner Erzehlung / als dem Vorbringen hässiger Leute / Glauben zu geben. Das ist ein Uberfluß: (sagte Eusephilistus / der diese Freundlichkeit schon für eine Liebe hielte) ich liebe Macarien viel höher /als daß ich ihr einige Gefahr aufbürden solte. Sie lebe / schöne Macarie! ohne alle Sorge / und glaube /daß ich meine Feinde / auf ihren Befehl / ehren werde.

Nachdeme Macarie sich dafür bedanket / nahm[459] sie Abschied / und gieng mit ihrer Dienerin nach ihrem Hause. Unterwegs erzehlte ihr selbige / wie daß Polyphilus / Agapistus und Tycheno auch vorhanden wären. Macarie ward etwas ungedultig / daß man ihr so viel Sorge verursachte: welche Ungedult sich fast in einen Zorn verwandelte / als sie sahe / daß die Königin in ihrem Hause am Fenster lage / und Polyphilus bey ihr / welcher seinen Arm um sie schloße. Muß ich dieses / (gedachte sie) also gegenwärtig dulten? Ist Atychintide / nur mich zu schimpfen / und Polyphilus mich zum Eyfer zu reitzen / angekommen? Hierauf gab sie ihrer Dienerin Befehl / eine Malzeit / so gut es die kürze der Zeit verstattete / zuzurichten. Sie aber verfügte sich hinauf / und weil die Königin mit Polyphilo aussen im Saal am Fenster stunde / stellte sie sich / als ob sie dieselbe wegen der Dunkelheit nicht in acht nähme / und gienge sie vorbey / in das Gemach: alda sie die Melopharmis / Phormena / Agapisten / Tycheno und die andern empfienge.

Hat man die Königin nicht gesehen? (fragte Melopharmis) sie stehet mit Polyphilo im Saal. Ach nein! sagte Macarie / und gienge so fort mit dem Liecht hinaus: Da sie dann ihren Fehler entschuldigte / und sehr höflich sich bedankte / daß man ihre einsame Wohnung mit dieser gnädigen Besuchung beglücken wallen / bate auch / solche Gnade noch größer zu machen / und ihrer geringen Malzeit beyzuwohnen. Ich habe nicht Hunger / (gab die Königin mit einem verdrüßlichen Gesicht zur Antwort) und muß mich vielmehr entschuldigen / daß ich ihre Wohnung / wehrte Macarie! so[460] kühn eingenommen. Ich truge bedenken /im Gasthofe zu herhergen / und wolte dem Polyphilus / der ohnedaß zu ihr verlanget / mit dieser Einkehr einen Gefallen erweisen. E. M. haben die Macht / also zu schertzen: (versetzte Macarie) ich nehme diese hohe Gnade mit demütigem Dank auf / ungeacht sie mir Polyphilus / oder jemand anders / mag zu wegen gebracht haben. Hierauf empfieng sie auch denselben / und fuhrte sie in das Zimmer / zugleich erwehnende / daß die Tafel bald zugerüstet seyn würde.

Ich habe heut (sagte sie) keinen so hohen Gast vermutet / und bitte unterthänig / meiner ungültigen Bewirtung gnädig zu vergeben. Das ist nur Höflichkeit /kluge Macarie / (antwortete die Königin) womit ihr unsere Künheit straffet. Ich bin noch satt von der vorigen Malzeit / und verlange jezt mehr den Schlaf / als die Speise. Macarie redte hierauf mit Melopharmis /und den andern / und ließe Atychintide in ihren tiefen Gedanken sitzen. Polyphilus suchte / durch höfliche Bedienungen / sie zu ermuntern: aber vergebens. Dann sie stunde bald auf / und eilete zur Ruhe: ihren Bedienten Befehl gebend / sich in etlichen stunden färtig zu halten / weil sie noch vor Tags auf seyn wolte. Sie ward nach der Schlaf-Kammer von ihnen allen begleitet / da sie niemand / als die Phormena /bey sich behielte.

Macarie / gienge mit ihren Gästen wieder zu rück ins Gemach / alda sie eine kurze Malzeit hielten / und nachmals / indem Agapistus die Erothemitis bediente / und Meloph armis mit ihrem Sohn sprachte / Macarie sich zum Polyphilus[461] setzte / demselben ihren Verdruß über seiner Ankunft verweißlich zu entdecken. Aber er kam ihr zuvor / und bate so sehnlich um Vergebung seines Ungehorsams / daß Macarie allen Zorn muste fallen lassen. Es kan ja (sagte er) Liebe und Noht auch einen eisernen Vorsatz brechen / und erlanget in den grösten Verbrechen Vergebung. Ich gestehe gern / daß ich straffwürdig bin: hoffe aber /eine so barmherzige Richterin zu haben / daß sie die Gnade dem Zorn vorziehen wird.

Was ist leichter zu versöhnen / als ein verliebtes Gemüte? Kaum hatte Polyphilus angefangen zu bitten / als Macarie bereit war zu vergeben / und seine Gegenwart aller der Furcht / welche sie deßwegen empfunden / vorzoge. Doch wolte sie ihn nicht so gar ohn Straffe ausgehen lassen / sondern sagte: Ich weiß nicht / Polyphilus! wie ich diese Besuchung / wider die ich so eifrig gebetten / aufnehmen soll? Er entschuldigt sich mit Liebe / und Noht: welche beyde freylich alle Fehler rechtfärtigen können. Allein / ich sehe gar nicht / wo diese Noht herrühren solte? So wird ihn dann die Liebe vielmehr beschuldigen / als entschuldigen. Dann / so er mich liebet / würde er mich des Schreckens befreyet haben / welchen mir seine Ankunft erreget. Ich weiß nicht / was ich thue /so voll Verwirrung hat mich diese heutige Begebenheit gemacht: und wer weiß / was noch zu fürchten ist? weil alle Inwohner auf ihn lauren / und ihn für ihren ärgsten Feind halten; wie mir Eusephilistus /nicht ohne Einfalt / zu lesen gegeben. Soll ich nun diß vor Liebe halten / was zu meinem und seinem Schaden dienet? Zwar wer will glauben / wann er sich mit[462] meiner Liebe entschuldigt? Vielleicht hat ihn die Liebe der Königin / welche er an meinem Fenster so freundlich umarmet / hieher getrieben?

Ach Macarie! (fiele ihr Polyphilus in die Rede) darf sie solche Laster mir zuschreiben? kan sie glauben /daß ich jemand auser Macarien liebe? Ich habe freylich einige Freundlichkeit gegen diese Törichte brauchen müssen: wird sie aber das Gespräche / so ich dabey geführet / vernehmen / so weiß ich / daß sie mich dieser Auflage befreyet. Zwar ist mir hertzlich leid / daß ihr meine Besuchung einigen Schrecken verursachet. Aber sie vernehme nur die Ursach / wel che mich zu solcher bewogen / und lasse doch alle Furcht der Gefahr fallen: weil die hiesige Einwohner /wie gram sie mir auch seyn mögen / doch in Gegenwart der Königin / keine Gewaltthätigkeit vernehmen dörfen; welches ich wol beobachtet / und nicht so blindlings / wie sie vermeinet / herein gekommen bin. Lasset die Liebe / mein Herz! und nicht den Zorn /über mich das Urtheil fällen / und verdammet nicht /ehe sich der Beklagte entschuldiget.

Macarie / die wohl wuste / daß die Strafe dem Salat gleichen soll / dazu man so wol Oel als Essig vonnöten hat / erzeigte sich wieder etwas freundlicher / und sagte: So erzehlt mir dann / was die Königin und euch in diese Insel geführet? Jenes / (gab Polyphilus zur Antwort) kan ich auser einer geringen Mutmassung /nicht wissen: dieses aber will ich ihr / ohn allen Betrug / entdecken. Gestern / als ich den Talypsidamus mit einem Brief (welchen sie hoffentlich von ihm wird erhalten haben) an sie abgefärtigt / bliebe ich / weil ich nun die[463] Anwerbung des Eusephilistus nichtig wuste / etwas freudiger / bey meiner Herde / und hatte mit meinen Gesellschafftern allerhand Kurzweil. Unter solcher sahe ich den Servetus auf uns zukommen / und vernahme von ihm / wie die Königin willens wäre / heute nach Soletten zu fahren. Wie wunderlich uns diese Zeitung vorgekommen / kan ich nicht sagen: sonderlich weil wir / vom Servetus / die eigentliche Ursach solcher Reise nit vernehmen / viel weniger solche selbst errahten kunten. Wir fassten allerhand Mutmassungen / und fürchteten uns sehr vor Verräterey: weil Melopharmis nicht zu hause war /der Königin Liebe aber noch immer glimmete / und die Aufrichtigkeit der Phormena sehr ungewiß war. Melopharmis beschloße / hieher zu reisen / und durch ihre Gegenwart alles widrige / so die Königin vornehmen würde / abzulehnen.

Mich aber zwange die Liebe / und meine Weidgenossen die Treue / mitzuziehen: damit wir wenigst der Furcht / welche uns in ihrem Abwesen kränken könte / befreyet wären. Als wir nun nahe zur Insel gekommen / sagte Melopharmis: sie wolte voraus gehen / und sich erkundigen / wie die Königin gesinnt? Wäre sie freundlich / und wolte unsre Gegenwart leiden / so solte Servetus uns dessen berichten /daß wir vollends hinein kämen: würde sie aber sie zornig befinden / so wolte sie gleichwol den Servetus zu uns schicken / daß wir wieder zurücke gehen / und ihres schriftlichen Berichts erwarten könten. Also spazirten wir ein zeitlang am Ufer auf und ab / und wurden von niemand ersehen / als von einem jungen Inwohner / der uns etlichmal zu gefallen gieng.[464]

Das ist eben der jenige / (sagte Macarie) welcher dem Eusephilistus eure Gegenwart / durch ein Brieflein / zu wissen gethan / und ihn zugleich zur Rache angemahnet: wie er es mir dann selbst zu lesen gegeben. Dißmal (versetzte Polyphilus) ist seine Wacht vergeblich / weil ich mit der Königin wieder abziehen werde. Aber daß ich wieder auf meine Erzehlung komme / so sahen wir bald hernach den Servetus / der uns die Erlaubnus brachte / herein zu kommen. Also fuhren wir über / und blieben so lang in der Herberge / biß die Königin von der Malzeit kam: da wir sie bewillkomten / und alsobald Befehl erhielten / mit ihr zu Macarien zu kommen; welches dem Polyphilus eine angenehme Post war. Wie? (fragte Macarie) war dann Atychintide / bey eurer Begrüßung / freundlich? Viel mehr / als ich hoffen kunte: antwortete Polyphilus. Wie komt es dann / (fragte Macaris ferner) daß sie sich so verändert / und in meiner Gegenwart so widerwärtig erschienen?

Das will ich ihr jezt sagen: versezte Polyphilus. Als die Königin nach ihr geschicket / und am Fenster mit mir stunde / sahe sie / wie sie mit der Dienerin daher kam / und sagte: Nun sehet ihr / Polyphilus! was ihr verlanget? ergetzet euch heute mit Macarie Liebe /und verhelet mir eure Freundschaft nicht länger. Ich wuste fast nicht / was ich auf dieses antworten solte: dachte aber doch / weil sie es wissen will / und ich keine Ursach weiß / die mich zurück halten solte /will ich mich ihrer verdrüßlichen Liebe befreyen / und meine Liebe entdecken. Ich sagte demnach / weil E. Maj. selber mich Macarien lieben heißen / so liebe ich sie ja billig.[465] Ich habe schon lang auf diesen Befehl gewartet / und immer gehoffet / es würden E. Maj. wann sie der Macarie Gaben (die niemand ohne Verwunderung sihet) erkennen / ihre Ungnade gegen sie fahren laßen / und meine Liebe billigen: welches / weil es heute so glücklich erfolget / als habe ich dem Himmel vor seine Güte / und E. Maj. vor dero gnädigen Beyfall / unterthänig zu danken / und bekenne aufrichtig /daß ich allein der Macarie meine Seele verpfändet /und viel leichter ohne Leben / als ohne ihre Liebe seyn werde.

Hier war nun die Königin mit ihren eignen Worten geschlagen / und kunte / wie sehr sie auch meine Worte kränkten / ihren Zorn nicht gegen mich erweisen: weil ihre Ankunft / schöne Macarie! solches verhinterte. Doch sagte sie: muß man / die Bekantnus der so lang verheelten Liebe / also heraus locken? so bin ich dann nicht vergeblich nach Soletten gereiset. Aber sehet zu / Polyphilus! daß euch dieser Vorsatz nicht gereue. Ich bin willens gewesen / euch hoch zu setzen. Weil ihr aber meine Gnade verachtet / so verharret in eurem Vorhaben / und wisset / daß jeder sein Unglück auf den Amboß seiner eignen Torheit schmidet. Ich erschrack etwas über dieser hitzigen Antwort / und wolte anfangen mich zu entschuldigen: Sie aber risse sich von mir / als eben mein Schatz gegen ihr kam /sie empfienge / und in das Zimmer führte: daher ich nachmals keine Gelegenheit weiter hatte / ihren Zorn auszusöhnen. Und das ist die Widerwärtigkeit / über welche sie / mein Herz! sich verwundert hnt. Er hätte auch deren wohl überhaben seyn können / (sagte Macarie) und die Eröffnung unserer[466] Liebe noch länger zu rück halten sollen. Wer weiß / was diese Bekentnus /vor unserer völligen Verbindnus / noch für Unruhe erregen kan? Sie muß es doch endlich wissen / (versezte Polyphilus) und wolte ich / wann ich Lust dazu hätte /sie bald eines andern bereden / und alles in Scherz ziehen / weil sie leichtlich glaubet / was sie wünschet. Wir wollen vernehmen / was Melopharmis vor einen Raht gibet.

Damit riefe er derselben / und fragte: Welchergestalt sie der Königin ihre Gegenwart kund gemachet hätte? So bald Atychintide (gabe sie zur Antwort) eure Widerkunft verstanden / bliebe sie eine gute Zeit in tieffem Nachsinnen / (wie Macarie wohl wird wargenommen haben) ohne zweifel mit verliebten Gedanken umgeben; welcher ich mich bedienen wolte / und sie heimlich fragte: wann sie gesonnen wäre wieder abzureisen? Warum fraget ihr? gabe sie zur Antwort. Polyphilus und Agapistus (sagte ich) haben mich /neben meinem Sohn / biß hieher begleitet. Weil sie sich aber / wegen der Inwohnere Hasses nicht in die Insel trauen / sondern an dem Ufer auf E. Maj. warten: als wolte ich / wann sie befehlen / ihnen dero Ankunft / durch den Servetus / wissen lassen. Polyphilus! (versetzte die Königin / mit einer frölichen Gebärde) ist der hier? so lasset ihn nur herein kommen. Er darf der Inwohner Grimm nicht fürchen / weil sie in meiner Gegenwart sich scheuen / und nichts feindliches wider ihn vornehmen werden. Also färtigte ich den Servetus an euch ab. Atychintide machte hierauf den Aufbruch / und fuhre mit Freuden nach den Gasthof. Nach diesem aber / hat sich ihre[467] Zufriedenheit gehemmet / daß sie gantz verdrüßlich worden: woher es komme / kan ich nicht wissen.

Ach! ich bin Schuld hieran: sagte Polyphilus / und erzehlte hierauf / was er mit ihr vorgehabt: welches Melopharmis nicht ungestraft lassen kunte. Was habt ihr dessen für Ursach gehabt? sagte sie wider ihn. Diß ist es eben / was ich so oft an euch getadelt / daß ihr allzu offenhertzig seit. Wie bald könte auch ich hierdurch in Unglück fallen? Und was werde ich jezt vor Zeit zu Sophoxenien haben? wird nicht die Königin mutmassen / daß ich eure Liebe befördert / und deßwegen alle Ungnade auf mich werffen? Kan ich doch (widerredte Polyphilus) dieses wieder in Scherz ziehen! Wann es nur die Königin glaubet? begegnete ihn Melopharmis. Ich will aber sehen / wie ich ein Mittel ersinne sie zu begütigen. Wann ich nur wüste /warum sie in diese Insul gekommen / und ob wir der Phormena Erzehlung trauen dürfen.

Indem sie also redten / kam Phormena ins Gemach / und befahl der Erothemitis / zur Königin zu kommen; sie aber gesellte sich zu Macarien und fragte: was sie vor Gespräche hätten? Wir haben uns berahten / (sagte Macarie) was doch Atychintide bewegt haben müsse / hieher zu reisen? Ja! (versetzte Phormena) ihr lasset mich wol in der Angst stecken / und genießet indessen der Ruhe. Schicket mich mehr allein nach Hause / und kommet so lange nichthernach! Habe ich doch nicht gewust / wie ich die Königin endlich mehr stillen solte? Melopharmis lachte hierüber / und sagte: Ich bin unschuldig! warum ist Polyphilus so[468] lang ausgeblieben? Aber erzehlet uns doch /was indessen zu Sophoxenien vorgegangen.

So bald ich (fienge Phormena an) mit dem Servetus nach Sophoxenien kam / fragte Atychintide / warum ich allein käme? und als ich zur Antwort gabe / Melopharmis würde mit den Schäfern hernach kommen; fragte sie ferner: warum es dann jezt nicht geschehen wäre? Polyphilus und Agapistus (sagte ich) haben eine Reise nach Ruthiben / um den Hirten-Schutz zu erlangen / vorgenommen: und weil Melopharmis ihren Sohn / aus Furcht der Gefahr / nicht mitlassen wollen / ist sie / biß zu ihrer Widerkunft / bey ihm verblieben / und wird alsdann von allen hieher begleitet werden. Was! (sagte die Königen) ist Polyphilus nach Ruthiben derreiset / daß er nun allezeit ein Schäfer bleibe? und Melopharmis befördert solches Vorhaben / welches ich ihr doch zu verhintern befohlen? Ich erschrack über dieser Frage / die sie mit zornigen Gebärden vorgebracht / und gab zur Antwort: daß Polyphilus rach Ruthiben abgereiset / habe ich zwar gesehen; ob er aber allezeit ein Schäfer bleiben werde /oder nur auf eine zeitlang den Schutz suchet / kan ich so eigentlich nicht wissen. Melopharmis wird es E. Maj. bey ihrer Widerkunft besser berichten können. Hierauf gab sich Atychintide / wiewol nicht ohne innerlichen Grimm / zu Ruhe / und erwartete eurer Heimkunft. Als ihr aber mit derselben verzoget /wurde sie ungedultig / und sagte: Was soll dann endlich aus dieser Handlung werden? will Melopharmis die Schäfere hieher bringen? oder will sie selbst eine Schäferin werden? Das lezte[469] erscheinet / aus ihrem Ausenbleiben fast glaublicher / weder das erste: Vielleicht (gab ich zur Antwort) wird Polyphilus zu Ruthiben aufgehalten / und damit auch die Heimreise der Melopharmis verhintert.

Wann ich nur wüste / (sagte sie ferner) ob Polyphilus noch gesonnen / sich mit Macarie zu verehlichen? und ob sich dieselbe nicht wegert / eine Schäferin abzugeben. Diß war eine Frage / welche vielmehr einer Falle gleichte: daher ich einen Umweg suchen muste /wolte ich nicht in Schaden kommen. Ich sagte dem nach: Diese Verehelichung wird meines Erachtens /noch viel Mühe kosten. Ich weiß zwar nicht / wie ihre Freundschaft beschaffen / und ob Macarien der Schäfer-Orden belieblich. Wann aber schon dieses wäre /so sehe ich doch nicht / wie sie Polyphilus von Soletten loß bringen solte: weil sie in keine Entführung willigen wird / er aber / wegen der Inwohner Feindschaft / nichts öffentlichs vornehmen darff. Das ist etwas / (versetzte die Königin) daß der überklugen Macarie noch Nachdenken machen wird. Aber ihr kennet ja dieselbe! so entdecket mir doch aufrichtig /ob sie der Liebe des Polyphilus würdig sey / und daß er / ihr zu gefallen / den Herrnstand / aus welchen er /allem Ansehen nach / geboren / mit dem Hirten-Kleide verwechsle? Die wenige Erkentnus / (antwortete ich) so ich von Macarien habe / heisset mich nichts anders schließen / als daß sie hohe und seltene Gaben besitze: ob sie aber so gar bewunderbar / wie sie Polyphilus schätzet / will ich nicht urtheilen. E. Maj. lassen sich gnädig gefallen / einst selber nach Soletten zu reisen / und wegen[470] der Vorsorge / so sie um den Polyphilus tragen / Macarien zu besprechen. Ihr erinnert wohl! (sagte die Königin) und weil künftige Woche das Jahr-Fest der Insul gefeyret wird / will ich Gelegenheit nehmen / selbiges zu sehen / und zugleich die Würdigkeit Macarien zu erforschen. Hierbey blieb es nun / biß Atychintide befahle / die Reise anzutretten.

Ich hoffte indessen immer / ihr würdet nach Haus kommen / oder / es würde die Königin / wann sie die Hoheit Macarien beobachtet / anders Sinnes werden /und in des Polyphilus Liebe willigen: welches auch noch geschehen wäre / wann nur Polyphilus sein Herze nicht so vorzeitig eröffnet / sondern zuvor um ihre Einwilligung gebeten hätte. Hat sie denn (fragte Polyphilus) etwas davon gedacht? Warum nicht? (sagte Phormena) so bald ich mit ihr in die Kammer gekommen / sagte sie: Nun darff ich nicht weiter fragen / Phormena! Polyphilus hat mir heut ungescheut bekennet / daß er eher sein Leben / als die Macarie /lassen wolle. So sind dann (fragte ich) E. Maj. damit zu frieden? Was soll ich machen? gab sie zur Antwort. Ich hätte wol Ursach / seine Hartnäckigkeit /mit welcher er meine Gutthaten erkennet / zu straffen /und ihn den ergrimten Inwohnern / welche vorhin auf ihn lauren / einzuhändigen. Allein / ich betrachte die Gewalt der Liebe / die blind ist / und blind machet; auch die Gaben der Macarie / von denen ich bekennen muß / daß sie groß sind. Ich habe vermeinet / ihn /wegen seines schönen Verstandes / mit etwan einer höhern Person zu verehlichen / und dadurch glückseelig zu machen:[471] Nun er aber lieber ein Schäfer bleibet /so mags drum seyn! ich habe nun das letzte-mahl darwider geredt: dann bey eignen Willen geschiehet niemand unrecht. Das ist der Königin Schluß: bey welchem sie nun wohl bleiben wird / weil ich euer Wort stark geredet. Nun muß Polyphilus sich ehrerbietig und freundlich gegen ihr erweisen / und seine heutige Künheit wieder auszuwischen suchen. Das werde ich fleißig beobachten! (sagte Polyphilus) bedanke mich indessen für ihre Bemühung / und verspreche / deßwegen Schuldner zu bleiben.

Also erzehlte die listige Phormena / die Handlungen der Königin / und machte es so glaublich / daß Melopharmis selbst betrogen wurde / und dieses alles so sicher glaubte / daß sie der Phormena alles / was sich bißher mit ihnen begeben / und wann Polyphilus die Macarie abzuholen gesonnen wäre / entdeckte. Phormena hatte eben das gesucht / und stellte darnach ihre Verrätherey an / zu deren sie (damit wir die warhaftige Erzehlung anführen) diesen Anfang gemacht.

Als Phormena / nach der Melopharmis Befehl / mit dem Servetus nach Sophoxenien gehen muste / war sie hierüber heimlich erzürnet / und hatte unterwegen tausenderley Anschläge / sich an Melopharmis hönischem Wesen zu rächen. Und solches wuste sie nicht empfindlicher zu thun / als wann sie selbige bey der Königin in Ungnade brächte / von Hof triebe / und hernach ihre Stelle überkäme: welches ihr dann /durch die Eröffnung der Freundschaft der Melopharmis mit Polyphilus und der Hülffe / die sie ihm in der Liebe Macarien[472] erwiesen / nicht schwer fallen konte. Dann als die Königin fragte: ob dann Melopharmis des Polyphilus Reise / und sein Schäfer-gelübde beforderte? gab Phormena zur Antwort: wie daß sie nicht anderst schließen könne. Wie? (sagte die Königin) handelt Melopharmis also mit mir? Ich habe ihr ja einen ganz andern Befehl gegeben / und sie hat auch allezeit anderst gegen mich geredt. Vielleicht hilfft sie auch zu der Liebe des Polyphili gegen Macarie: Phormena fienge hierauf an hönisch zu lächeln /und gab so viel zu verstehen: Es wäre nichts gewissers. So müsset ihr (sagte Atychintide) etwas Umstände von ihrer Falschheit wissen. Alsbald erzehlet mir /was euch davon bekandt / und versichert euch / daß ich es nicht unvergolten lassen will.

Phormena zoge die Schultern / und sagte: E. Maj. befehlen mir dergleichen gefährliche Dinge nicht. Ihre Forderung zwar ist gerecht / und meine Bekentnus wäre billig: allein / wie würde ich damit bey Melopharmis ankommen / welche wir ja so sehr als E. Maj. fürchten müssen. Melopharmis / (versetzte die Königin / voll Zorn) soll von jezt an erfahren / daß ich / und nicht sie / Königin sey. Wer die Gnade gibet / hat auch Macht / sie wieder zu entziehen /wann sie mißbraucht wird. Und ihr sollet euch nicht fürchten / ihre Verrätherey zu entdecken / wann ihr euch nicht wollet ihres Verbrechens teilhaftig machen. Eröffnet mir / Phormena! die Boßheit dieser Untreuen / und zweiffelt nicht / daß ich eure Aufrichtigkeit gnädig belohnen / auch der Melopharmis davon nicht sagen / sondern / ihre Untreu durch andere Wege offenbar zu[473] machen / suchen werde. Hierauf erzehlte Phormena der Königin alles / was sie von des Polyphilus Liebe gegen Macarien / und von Melopharmis Beförderung wufte.

Atychintide hierüber ganz erstaunet / schrye auf: hilf Himmel! was höre ich? wie übel sind doch die Hohen daran / daß sie ihre Verrichtungen den Bedienten auftragen müssen / unter welchen die allerwenigsten getreu sind. O du Ertz-Verrätherin Melopharmis! wie viel Gutthaten habe ich dir erwiesen / und was vor Gnade habe ich dir noch erweisen wollen? und du belohnest es mit solchem Undank / und stärkest das jentge / was ich dir zu brechen befohlen. Ich müste gewiß nicht Königin seyn / wann ich deine freche That ungestraft ließe. Aber stille! wir wollen uns nicht übereilen / damit ihr nicht in Verdacht kommet. Unsere Rache / soll durch den Aufschub nicht unkräfftig werden: Wir wollen / gleich den Göttern / auf wüllenen Socken zur Strafe gehen / aber mit eisernen Händen solche vollziehen. Lasset uns zuvörderst bemüht seyn / die List der Melopharmis vielmehr zu hintertreiben / als zu straffen. Dann ein-vor alle mal /ich kan und will nicht gestatten / daß diese Liebe ihren Zweck erreiche. Darum rahtet zu / Phormena! was hiebey zu thun sey. Ich will euch aller Gefahr befreyen / und die Stelle der Melopharmis / deren sie sich durch diese Falschheit verlustig gemacht / euch einräumen.

Hier hatte nun Phormena / was sie gesuchet / und gab der Königin zur Antwort: meine Schuldigkeit /Gnädigste Königin! heist mich dero gnädigsten Befehl / auch ohne so hohe Belohnung /[474] gehorsamen: wiewol zu dieser schweren Verrichtung / ein höherer Verstand / als der meinige / vonnöten wäre. Dann Polyphilus und Macarie sind nicht allein fäst / sondern auch listiglich verbunden / und haben Melopharmis zur Gehülfin. So brauchet Gegenlist / (fiel ihr Atychintide in die Rede) damit wir unsern Zweck erreichen. Bey Polyphilo (versetzte Phormena) ist wenig zu gewinnen / dann er kehret sich an nichts: aber Macarie / die etwas furchtsam ist / und üble Nachreden als den Tod selber fliehet / dürffte wol eher eines andern zu bereden seyn. E. Maj. lassen sich gnädig gefallen / weil eben jezt der Insel Jahr-Fest einfället /selbst eine Reise nach Soletten zu thun / und Macarien des Polyphilus Liebe verhasst / oder doch so gefährlich zu machen / daß sie sich noch eine zeitlang wegere: indessen will ich einen andern Raht ersinnen. Atychintide hierein willigend / ließ darauf die Reise mit allem Fleiß bestellen / und kame also nach Soletten. Weil sie aber / durch die Ankunft der Melopharmis / an ihrem Vorhaben verhintert wurde / ließe sie den Polyphilus / so bald sie seine Gegenwart verstanden / zu sich beruffen / und suchte ihre Liebe durch seine Gegen-Liebe zu befriedigen / oder doch ihn von der Macarie Gunst abzuhalten. Aber er begegnete ihr /wie gesagt / mit einer so freyen Bekentnus / daß sie nicht wuste / wo sie sich vor Grimm lassen solte / und also voll Unmuts zu Bette gieng.

So bald sie nun in der Kammer war / erzehlte sie der Phormena / die kühne Antwort des Polyphilus /und fragte sie: was nun zu thun wäre. E. Maj. laßen sich das nicht anfechten! (gab[475] Phormena zur Antwort) dann ob der erste Streich verlohren / wollen wir den andern desto gewisser führen. Die Reise dienet wenigst dazu / daß man des Polyphilus Vorsatz erkundiget / und nun bäßer weiß / wie derselbe zu verhintern. So sehen sie auch hieraus / daß ich nichts dann die Warheit erzehlet / und daß alles dem Polyphilus zustimmet / so gar / daß auch Servetus ihm anhanget: dann von wem sonst / als von ihm / werden sie unsre Reise erfahren haben / und angekommen seyn / unser Vornehmen zu verhintern? darum muß man sehr behutsam verfahren / wann man etwas ausrichten will. Wer seinen Feind im harnisch sihet / der wird vorsichtig / und dadurch unüberwindlich: wer ihn aber schlaffend findet / wird sicher / und dadurch gefället. Das allernötigste ist / daß wir ihnen allen Verdacht /einiger Nachstellung / aus den Sinne bringen: damit sie solche nicht zu verhintern trachten. E. Maj. stellen sich nur morgen ganz anders Sinnes worden / und die Liebe des Polyphilus und Macarien nicht weiter hintern wolte: dadurch kan ich ihre Heimlichkeit vollends erfahren / und meine künftige Anschläge darnach anstellen. Ihr habt es wohl ausgesonnen / (sagte die Köntgin) und ich habe in dieser Sache / wegen der großen Verwirrung / die mir meine Sinne verrucket /wohl Rahts vonnöten. Bey einen guten Führer / kan auch ein Blinder nicht irre gehen. Schaffet nur / Phormena! daß euer Anschlag zu Werk komme / und lasset indessen die Erothemitis eure Stelle vertretten.

Also kam Phoimena / mit ihrer List / zu der Gesellschaft / und betroge dieselbe mit freundlichen[476] Worten / daß sie ihr alles entdeckten / was sie verlangte. Und weil Melopharmis / wegen Kürtze der Zeit /nicht zu Bette gehen wolte / Polyphilus auch / die Gegenwart seiner Liebsten / viel höher als den Schlaf schätzte / blieben sie alle beysammen / und ergetzten sich mit dem scherzhaften Agapistus / biß Phormena wieder zur Königin beruffen ward: die gleich Befehl ertheilte / die Kutsche zu bespannen / und sich zur Abreise färtig zu halten. Hierauf nahm Polyphilus Abschied von seiner Macarie / und versprache / ehest ein Brieflein zu senden / auch zu Ruthiben seine Abholung zu befördern.

Indem sie noch redten / kam Atychintide; zu deren /nach abgelegtem Morgen-Gruß / Macarie sagte: es scheinet wohl / das E. Maj. ein schlechtes Lager gehabt / weil sie dasselbe so frühe verlassen. Das Lager war gut / (sagte die Königin) allein die Furcht / daß mich die Innwohner aufhalten möchten / hat mich gezwungen / selbiges zu verlassen / und noch vor Tags abzureisen. Es werden doch E.M. (versetzte Macarie) noch ein schlechtes Früstück erwarten. Nein! (begegnete ihr Atychintide) ich bin nicht gewohnt / so früh zu speisen. Damit schenkte sie Macarien ein schönes Kleinod / und sagte: sie solte solches / als ein Zeichen ihrer Gnade / aufbehalten / und bald Gelegenheit nehmen / nach Sophoxenien zu ihr zu kommen. Wofür Macarie sich demütigst bedankte. Als Atychintide auch den Polyphilus gesegnen wolte / bate er üm die Erlaubnis / ihr mit seiner Begleitung / biß nach Sophoxenien / aufwarten zu dörfen. So wolte ihr uns begleiten? fragte die Königin. Dafern es E.M. nicht beschwerlich ist: versetzte Polyphilus.[477] Im geringsten nicht! (antwortete sie) damit ihr aber vor den Inwohnern allhier sicher bleibet / so setzet euch zu mir in den Wagen. Diß wäre zu unhöflich? sagte Polyphilus. Habe ich es doch befohlen! begegnete ihm die Königin / nahm damit nochmals Abschied von Macarie /saße auf / und fuhre über die Brücke / welche auf der Seite nach Sophoxenien stunde / ehe die Inwohner dessen gewar wurden.

Quelle:
Maria Katharina Stockfleth: Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie, 2 Bände, Band 2, Nürnberg 1673, S. 457-478.
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