Eingeschrieben in Adelungs Wörterbuch, das ich an meinen Freund, den Grafen Cai von Reventlow, in einer Wette über die Cicloïde verloren hatte

[267] 1813.


Wohl ist's ein goldnes Sprüchlein, das da deutet

Auf jenen Ring, der magisch uns umkreis't,

Durch den begränzt, sich enget und sich weitet

Sein eignes Feld dem Odem und dem Geist;

Aus dem nicht ungestraft der Fuß uns gleitet,

Weil dort nur uns Natur den Kranz verheißt,

Den, wenn wir unser wahres Pfund ergründen,

Wir, reicht die Mus' ihn, um die Schläf' uns winden.


Wenn ich das goldne Sprüchlein achtsam hätte

Bewahrt in einem guten, feinen Sinn,

So büßt ich jetzt nicht, ginge meiner Wette

Verwirkter Preis, mein Ad'lung nicht dahin;

Mir klebte heimlich fest des Dünkels Klette,

Gewahr ward ich's und mein ist der Gewinn!

So lehrt das Sprüchlein, für uns All' ein Muster:

Bei deinem Leisten bleibe du, o Schuster!
[268]

Was kümmern mich – war's je denn meine Weise

Zu angeln nach des Polyhistors Tand? –

Was kümmern mich des Rads verschlung'ne Gleise,

Was Bahnen, die des Grüblers Lamp' erfand?

Ach, schier am Ziel der anspruchlosen Reise,

Lockt mich ein Irrwisch in dies Fremdlingsland!

Doch mein ist der Gewinn! – Mit dir sei Friede

Gestiftet, lebe wohl nun Cicloïde!


Und du, sieh' deß nicht scheel, dort mehrst die Menge

Du deiner Ruhmgenossen, Adelung,

Die meines Freundes Saal in Breit' und Länge

Verherrlichen, durch Wahl, durch Werth und Prunk,

Dein harrt ein gutes Plätzchen im Gedränge

Von jeder Zung' und Art, von Alt und Jung,

Auch pilgr' ich oft – dein Herr vergönnt's, drum letzen

Getrost wir uns – zu deines Füllhorns Schätzen.

Quelle:
Gesammelte Werke der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg, Band 2, Hamburg 1820, S. 267-269.
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