Zur Nacht

[134] Vorbei der Tag! Nun laß mich unverstellt

Genießen dieser Stunde vollen Frieden!

Nun sind wir unser; von der frechen Welt

Hat endlich uns die heilige Nacht geschieden.


Laß einmal noch, eh sich dein Auge schließt,

Der Liebe Strahl sich rückhaltlos entzünden;

Noch einmal, eh im Traum sie sich vergißt,

Mich deiner Stimme lieben Laut empfinden!


Was gibt es mehr! Der stille Knabe winkt

Zu seinem Strande lockender und lieber;

Und wie die Brust dir atmend schwellt und sinkt,

Trägt uns des Schlummers Welle sanft hinüber.


Quelle:
Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 41978, S. 134.
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