2.

[514] Von Cappeln predigte plattdeutsch. Leute aus Cloppenburg sind einst nach Markhausen gekommen, um ihren Landsmann, von dessen Leistungen auf der Kanzel sie verschiedenes gehört hatten, predigen zu hören. Dem Pastor wird dies überbracht. Als die Gemeinde in der Kirche versammelt ist, gibt er dem Küster den Auftrag, die Türen zu schließen. Darauf hält er das Hochamt und steigt danach auf die Kanzel. Die Cloppenburger denken: Nun kommts! Der Pastor beginnt: »Mi is seggt wurden, dat hier Lüd in de Karke sind, de nich ut Andacht, sondern ut Neigier 'n langen Weg na Markhusen maket hefft. Ick glöve, vör de is'n Gebett nödiger as ne Prädige, dorum will wi van Dage den Rausenkranz bäen, dat use Heer us un ehr jümmer de rechte Insicht gäven mag.« Das hören und zur Tür stürzen, ist für die Cloppenburger eins. Aber o weh, die Pforten sind geschlossen, und sie müssen warten, bis der Pastor mit dem Rosenkranzgebet zu Ende ist.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 514.
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