Herren Ernst graven von Mansfeld

[154] Als oft ich ihn nur sehen kan,

so oft kan ich nicht einen man

zu sehen gestehen:[154]

weil under eines menschen schein

muß ja ein got verborgen sein.


Dan seines hohen geists verstand

und seines schönen leibs wolstand

vil ehren bewehren,

daß ich wol einen zweifel trag,

was es doch für ein got sein mag.


Dan der ernst seines angesichts

und seine tiefsin des gerichts

sein dunder mit wunder,

erschrecken den umkreis so sehr,

als ob er Jupiter selbs wär.


Wan aber seine weise wort,

der freindlichkeit und gnaden port,

die herzen entschmerzen,

so glaubet die bescheidenheit

es sei got der wolredenheit.


Wan aber sein gerechter grim

den feind mit großer ungestüm

verstöret verzehret,

alsdan beweiset seine macht,

daß er der got Mars in der schlacht.


Doch alsbald seiner weisheit zier

mit seiner feder das papier

berühret und zieret,

so lehret uns alsbald sein hirn,

daß er des klaren tags gestirn.


Wan uns dan durch ihn auf einmal

so viler wundern große zahl

beglücket erquicket,

so muß ihn nennen alle welt

der Götter feld mehr, dan Mansfeld.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 154-155.
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