An S. Churf. Durchl. Carl Ludwigen

[262] (1647.)


Vnn eurer kindheit an hat sich bald der verstand

in euch, o großer prinz, recht götlich sehen lassen,

indem fleiß, arbeit, müh euch führten bei der hand,

daß ihr (weis) ohn verzug die eitelkeit verlassen;

Daher erleuchtet euch der tugend klarer brand,

dadurch begierig ihr was recht und gut erfassen,

und zu erheben euch hoch über euern stand

so pfleget ihr was bös und ungerecht zu hassen.

Darum wan jedem noch wird recht thun der gerecht,

so wird auch noch die arm und darbende welt prangen

mit euerm wahren wert und würdigen geschlecht:

Und alsdan soll das reich, nach billichem verlangen,

gezieret wieder ganz mit billichkeit und recht,

mehr trost und lob von euch, dan ihr von ihm, empfangen.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 262.
Lizenz:
Kategorien: