4. Der hönische Liebhaber

[45] 1.

Botz tausend Rosilis

Wils treflich theuer geben,

Das Närrgen meint gewiß,

Mann könn ohn sie nicht leben:

Ach nein es ist fürwar

So böse nicht gemeint,

Ich hab um die Gefahr

Schon gestern außgeweint.


2.

Wer doch aus Vngedult

Sich was zu leide thäte,

Vnd wegen seiner Schuld

Viel um Verzeihung bäte,

Es ist mir warlich leid,

Daß niemand alber ist,

Vnd ihr aus Dienstbarkeit

die stoltzen Füsse küsst.


3.

Ihr Leute seht doch her,

Mein wolt ihr nicht erschrecken?

Will jener oder der

Sie nicht im Leibe lecken:

Das Mäulgen macht sie krumm,

Die Augen sind erhitzt,

Die Nas' ist umm und umm

Ein bißgen zugespitzt.


4.

Jedoch der grosse Zorn

Ist wol noch auszuschwitzen,

Deßwegen soll kein Horn

Mir auf der Blatte sitzen,

Ihr rauhes Angesicht

Sey endlich wie es sey,

Vm ihren willen bricht

Mir doch kein Bein entzwey.


5.

Sie lasse künfftig ja[45]

Die grosse Boßheit streichen,

Man findet hier und da

Warhafftig ihres gleichen:

Drum sey sie nicht so kalt

Und lerne mich verstehn,

Sonst will ich also bald

Zu einer andern gehn.


6.

Fürwar ich liesse gern

Ein lustig Liedgen schallen,

Ach wäre nur mein Stern

Nicht auff den Mist gefallen!

Wiewol ich weiß wohin,

Ich schick ihn in das Hauß,

Zu meiner wäscherin,

Die wäscht ihn wieder auß.

Quelle:
Christian Weise: Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken, Halle a.d.S. 1914, S. 45-46.
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