Vierzehnder Aufftrit.


[39] Masaniello, Geonino, Matthæo, Vitale samt etlichen Bürgern.


MASANIELLO. Wo sind nun die verzagten Neapolitaner, welche meine Worte bißher in Zweifel gezogen haben? ist es nicht so weit kommen / daß der Königliche Pallast vor unser Macht erzittern muß. Doch jhr Brüder / das Spiel ist angefangen /[39] wofern es nicht ausgeführt wird / so haben wir nichts als eine doppelte Dienstbarkeit zugewarten.

GEONINO. Es ist nicht genug / daß sie die Abschaffung des Mehl-Zolls gewilliget / weil doch die Worte auff Schrauben gesetzet werden / die man leichte wieder umstossen kan. Caroli V. Privilegia müssen uns überantwortet werden / damit wir also nach deren Inhalt die Sache in den alten Stand wiederum versetzen können.

MASANIELLO. So müssen wir dem Vice-Roy auf den Leib gehen / weil wir noch seiner mächtig sind.

VITALE. Ich habe Nachricht / daß der Vice-Roy seiner Gemahlin auf das Castel hat folgen wollen. Allein die Brücke ist schon aufgezogen gewesen / und also hat er seine Retirade zu der Lorentz Kirche genommen.

MASANIELLO. Er muß auf dem Wege angehalten werden / wil er nicht mit guten / so zwinget jhn mit blossen Gewehr / daß er so lange in des Volckes Gewalt bleibet / biß wir das rechte Privilegium in Händen haben.

VITALE. Es sind gewisse Personen darzu bestellet / welchen der Vogel auch mit Adlers Flügeln nicht entwischen soll.

GEONINO. Das Eisen glüet / die Schmiede müssen das jhrige verrichten / ehe es kalt wird.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 39-40.
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