Dreyzehnder Aufftrit.


[82] Neri, Bruno, Allegro.

Neri und Bruno haben ausgestopffte Würste in den Händen.


NERI. So knie nieder / du Speckfresser / und leide deine Strafe.

BRUNO. Und wo du ungeduldig bist / so wollen wir entschuldigt seyn / wofern die funffzigste Zahl überschritten wird.

NERI. Wie stehst du als ein Klotz? Wo wir Hand anlegen / solstu dich bald in dem Staube herum weltzen.

ALLEGRO. Ey / jhr lieben Brüder / es war nur Vexiererey: was ist dem Herrn Obersten damit gedienet / wenn mir die Achseln weh thun?

NERI. Aber was ist dir mit gedient / wenn wir ungehorsam seyn / und von dem Herrn Obersten gestrafft werden?[82]

ALLEGRO. Ein Schelm / der den andern verräth.

BRUNO. Wir wollen den sichern Weg gehen. Knie nieder / oder ich schmeisse dir die Beine entzwey.

ALLEGRO. Gewiß jhr verdient schlechten Danck bey mir.

NERI. Du Bettelhund / wer wolte sich um deinen Danck viel bekümmern?


Sie werffen jhn nieder.


Halt aus / und laß uns Zeit.

ALLEGRO. Ich protestire / daß alles wieder meinen Willen geschiehet.


Hier schlägt einer nach dem andern auf Allegro loß / und zehlet Eins / Zwey / Drey / Vier.


ALLEGRO. Achte / Zwölffe.

NERI. Ertz-Vogel / du hast erst Vier / warum zehlstu Zwölffe? Fünffe / Sechse.

ALLEGRO. Gewiß es wahren schon Zwölffe / itzt waren Sechzehn.

BRUNO. Du machst mich irre / wir werden gantz von vorne müssen anfangen.

ALLEGRO. Unrecht / unrecht / es sind nur Zehn.


Sie agiren und zehlen poßierlich mit einander; endlich entläufft jhnen Allegro und sie folgen jhm nach.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 82-83.
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