XLIV.

[164] Solches währte drey Jahr / da unterdessen der alte Haß zu Hofe noch immer neu blieb / und keine Hoffnung auch zur geringsten Aussöhnung erscheinen wolte. Ja es ward etlicher massen laut / wo der Vogel könte gefangen werden: daß Crescentio gute Ursache hatte seinen Stab weiter zu setzen / und etwas tieffer in das Land hinein zu rücken. Darum gab er bey seinen Untergebenen numehr von achtzehn Jahren vor / er wolte eine kurtze Reise auff drey Tage über sich nehmen / und verhoffte bey seiner Wiederkunfft alles in guten Stande anzutreffen. Der junge Mensch bot sich an / Gesellschafft zu leisten / und als jhm auch dieser Trost abgeschlagen wurde / fieng er bitterlich an zu weinen. Doch was wolte er thun? Das nahe wiederkommen machte / daß er die Schmertzen dieses Scheidens nicht so sehr empfinden durffte. Also machte sich Crescentio zu seiner Liebsten / setzte sich auf eine Kutsche / und[165] begab sich an einen Ort / da er das Glücke viel günstiger / und seine Wolfahrt viel reichlicher zu geniessen hatte.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 164-166.
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