Zweyte Begebenheit.

[440] Josius, ein gottseeliger Ordens-Mann hatte im Brauch alle Tag nach der Metten den Nahmen Mariä mit 4. Psalmen zu verehren, so viel nemlich Buchstaben sich in diesem befinden. Als er aber auf einen Tag in der Metten nicht erschienen, schickte der Obere des Closters nach ihm, die Ursach seines Ausbleibens zu vernehmen. Und siehe! als man in sein Zellen hinein kommen, da fande man ihn Tods verblichen. Aus seinen Augen und Ohren aber, wie auch aus dem Mund waren frische Rosen gewachsen, auf deren Blätteren der Nahmen Mariä geschrieben stunde; aus welchem Wunder man leichtlich abnehmen können, wie diese Verehrung des Nahmens Mariä der Mutter GOttes so wohl müsse gefallen haben. Wer diesen Nahmen verehren will, der bette zu Nachts, ehe er einschlaft, fünfmahl den Englischen Gruß; vor einem jeden aber spreche er dieses kurtze Gebettlein:


O Maria dein süsser Nahm sey gebenedeyt,

Von nun an bis in Ewigkeit.


Die Andacht ist zwar kurtz, geschiehet aber hierdurch der Mutter GOttes grosses Wohlgefallen.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 440.
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