49.
Wie der künig in Franckreich understůnd die beyden ritter zů verheyraten, des sie im aber gantz abschlůgen.

[314] Lange weil nem zů erzelen, mit was freüd und leyd die beyden jungen ritter das jar zů end brachten. Sie wurden auch an dem hoff zů Franckreich wol von yederman wol gehalten. Der künig auch nit anders meynt, dann ir bleiben würd hinfür in Franckreich sein; derhalb er im fürnam, Gabriotten[314] mit einem weib zů versehen: vermeynt, so ers zůwegen bringen möcht, Gernier würd auch nit lenger in Engelandt bleiben, sunder wider in Franckreich bei seinem son wonen. Des künigs fürnemen aber gantz umbsunst was.

Eins tags er nach Gabriotten schicket, also mit im anhůb zů reden: ›Junger ritter, uns gefalt wol dein widerfart, und so es deinem vatter gefallen wolt, uns ein sundere freüd wer, so or sich auch wider zů uns füget. Damit aber dein vatter vernem, wie wol du von uns gehalten würst, so ist mein entlich will und meynung, dich mit einer wolgebornen frawen zů begaben, so auch gott mit schöne irs leibs und zeitlicher narung reichlich begabt hat.‹ Der ritter dem künig schnell antwort gab, wie sein sinn und will nit wer in Franckreich zů bleiben, sunder, so bald es ymmer sein möcht, wolt er wider in Engelandt zů seinem vatter faren. Dann er im nit lenger dann ein jar erlaubt hat; solt er dann über die zeit außbleiben, so möcht sein vatter dardurch in angst und nodt gesetzt werden. Deßhalb wer sein bitt ihm zů verziehen und in solcher anmůtung zů erlassen.

Als nun der künig des ritters willen und meynung verstanden hat, wolt er nit weiter mit im davon reden; er nam im aber für mit ettlichen jungen edlen zů reden, so der junckfrawen verwandt, im auch sunder gůt gsellschafft hielten, ob doch die selben ettwas an im vermöchten. Der künig zůhandt die gedachten jungen edlen beschicket, in sein anschlag zů verston gab, sye damit batt, das sie sich freündtlich mit dem ritter hielten, sagt in dabei vil gůts und freündtschafft zů, wo sie es zůwegen brechten. Des sye im all trewlich versprachen: wo es müglich wer, wolten sie dem ritter so liebs thůn, das er ihn willfaren müßt; sie meynten auch, es würd nit vil span haben; die junckfraw wer schon, wo sich dann der künig so freündtlich unnd gnädig gegen im erbeüt, was ihm dann weiter von nöten sein würd, dieweil in doch beyden an reichthumb nit manglet. So es sich dann schon zůtragen wolt, das er seines gsellen halb nit bleiben wolt, so müßt man Reinharten auch dermassen mit einer schönen junckfrawen versehen, damit sie beide also verhafft bleiben můßten. Diser rahtschlag dem künig wolgefiel; sie damit batt, im entlich von[315] nachzůkummen. Das sie im versprachen, also urlaub von dem künig namen, iren anschlag machten, wie sie dem ritter zůlieb gon wolten, damit sie in bereden möchten, ein weib zů nemen.

Als sie aber semlichs durch vil und mancherley sach versůchten und doch alles umbsunst gethon hatten, wie willig sie sich gegen dem ritter erzeygten, wiewol ers zů grosser freündtschafft annam, noch dannocht verfieng es nichts an ihm. Dann kein auff erden in von seiner allerliebsten Philomena wenden mocht.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 1, Tübingen 1903, S. 314-316.
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