13.
Wie zwen jung Portugaieser, so einander nahendt verwandt waren, eines abents, als man schon das liecht auffgezündet het, mit zweyen riffienern auff Richarten warten und in umbracht wolten haben.

[155] In allen landen unnd inn der gantzen welt ist der brauch, wann gott der almechtig einem ein zeitlich glück zůsendet, můs er alwegen vergünstig leut darzů haben, damit es im dannocht nit so gantz glat hienausgang. Mögen und künden sie schon die sach nit wenden und hinder sich treiben, werffend sie dannocht etwann ein dreyspitz hienein, damit es dannocht einen hinckend mach, dem sie das glück vergünnen. Also ging es dem gůten Reicharten zů disem mal auch.

Es was in der statt Lisabona ein junger reicher Portugaleser, sehr můtwillig unnd verwegen. Derselbig hett lang umb die Cassandram geworben, aber von seiner überschwencklichen frechheit und můtwillen, so er an allen orten beging, hat im sie ir vatter gar nit geben wöllen und gantz abgeschlagen. Als nůn derselbig jüng[ling] sah, das sie dem Richarten vermählet und zům weib geben was, hat er es zů grossem verdruss, als ob er dardurch gäntzlichen verachtet[155] wer, uffgenummen, hat sich zů einem seiner freundt verfüget, welcher auch ein wolgerathner vogel was gleich wie er.

Demselben hat er sein anligen geklagt und gesagt: ›Mein allerliebster und ausserwelter fründt, dir ist, glaub ich, unverborgen, was grosser schmach und verachtnüs mir von dem alten herren Roberto zůgestanden. Dann er mich für keinen dochterman hat wöllen erkennen, nimpt disen hargeflognen Spanier auff, des gens man doch nit erkennet in gantzem Portugal. Ich friss mir selb schier mein eygenes hertz darumb, binn doch nit so bedacht, das ich waiß, durch was mittel und weg ich mich an dem alten sol rechen, damit im solche schmach möcht vergolten werden.‹

Auff dise wort antwort sein fründt und sagt: ›So mich der handel antref, wißt ich im wol zů thůn. Ich wolt mich früntlich zů dem Hispanier gesellen, mit im zechen, spielen und alle böse stück mit im versůchen, damit ich seins thůns und lassens gnůgsam erfarnüs überkem. Wann sich dann mein zeit begeb, wolt ich ein balg mit im anfangen, und ehe dann er wißt, wie der hafen geschaumpt wer, wolt ich im zům wenigsten ein lammes hendlin gemacht haben; wie ich, nit lang vergangen, zweyen kauffmansdienern abkert hab. Die hetten sich beid noch keiner streich versehen; denn ich mit lachendem mund zůschmiert, und ehe dann sie zů streichen kumen mochten, hett ich dem einen die linck hand, dem anderen den rechten arm lam geschlagen.‹

Darauff sagt diser: ›Da laß ich mich gar nit hienbringen, dieweil ich nůn so manigmal von seiner stercke und geschwindigkeit hab hören sagen. Mit fechten, meinend sie, mög im in gantzem Lisabona niemant verglichen. Den stein hat er bisshar allensamen vorgestossen; keiner under allen übertrifft in mit ringen; das springen gath im gantz wol von statt; im ballenspiel ist er gar ein rabi. Darumb mir gar nit zweiflet, er sey im schlagen unnd scharmützlen auch nit faul. Wann ich dann meint, ich wolt in schlagen, so hett er mich schon getroffen.‹

Da sagt sein freundt: ›Wann dir dann diser weg nit gefallen wil, můß man einen andren für die hand nemen. Thů im also! Der Spanier gath nachts vilmalen aus mit seinen[156] freunden essen. Alsdann wöllendt wir ein par riffiener gewinnen; die nemen gelt, bringen dir von im, was du begerst, es sey ein hand, ein fůß, ein schenckel, arm oder den kopff. Ye dann darnach du inen lonest, darnach arbeiten sie dir.‹

Darauff antwort diser: ›Der rhatschlag würt mir entlich anzůnemen sein. Dann ich mein gelt lieber wil lassen kriegen, dann solt ich darob zů trümmeren gohn.‹

Also bedachten sie sich nit lang, machten ir practick und erfůren, das ein mechtig schiff mit kaufleuten und kostlicher wahr kumen was. Da wußten sie schon gewiss, das Richart bey inen das nachtmal essen würd. Sie fügten sich zů zweyen schantbůben und riffieneren; mit denselbigen wurden sie eins umb einen lohn, das sie den Richarten bey derselbigen nacht solten auff den todt wundt schlagen oder gar umbringen, wie inen das am basten fügen wolt. Das sie inen dann beiden samen in die händ geredten. Darnach sind sie eylens gangen, haben ire schwerter gewetzt, ire bantzerhemder und bucklier zů weg gelegt, damit sie gegen abent sich nit lang dörfften rüsten.

Der gůt Richardus wußt von solcher verreterey gar nicht. Es war aber sein alter brauch, das er nachts auff kein gassen ging, er hett sich dann wol under seine sichtbare kleider mit bantzer, welches gantz rein was, angethon. Darzů hett er alle zeit etlich pomerantzen bey im, so mit bley außgefült waren, dann er zům theil geböglet worden was. Er nam urlaub von seinem schweher, schwiger und hausfrawen, ging zů den gůten herren in die herberg, deren er dann gar vil under inen sehr wol kant.

Diss alles hetten seine widersecher eben wargenumen, wartetten im gar fleissig uff den dienst. Als nůn die gůten herren in der herberg gessen hetten, belanget sie einmal an gůte rhů; dann sie lang uff dem meer gefaren waren unnd yetzund des wassers ganz müd und matt. Das wußten die andren gůten herren; derhalben sie urlop von ihn namen, und zug ein yetlicher heim in sein behausung.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 155-157.
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