20.
Hie würt der schantlich verreter an den galgen gehangen von wegen seines vilfaltigen übels.

[170] Als nůn der bös bůb dem richter so manigerley böser schelmenstuck bekant hatt, auch darbey bitten ward, so man ettwas sträflichs mit im fürnemen wolt, das mans nur bald mit im auff ein ort machet, also befalh der richter den schergen und dem nachrichter, das sie in die nacht verwaren solten, sobald aber am morgen der tag anbrech, sie in als einen übeltheter hienaus solten füren unnd an galgen hencken sunder alle barmhertzigkeit; dann er wol eines schantlichern unnd schmälichern todts werdt gewesen wer. Diss ward also am andren morgen volnzogen, und ward dem schalck gelohnet, nachdem er gearbeittet het.

Hie mügen alle jungen ein exempel nemen, so die frembden land brauchen, das sie nit all ort und winckel erschlieffen, sunderlich zů unzeiten und spoter oder gar früer stunden. Sie sollend auch nit eim yeden, so sie mit glatten und süssen worten kan ansprechen, glauben geben, ihr geschefft und befelch an keinen andren orten und enden offenbaren, dann da es in zů thůn befolhen ist. O wie vil jungen kumen also zů grund, das keiner irer freünd nimer erfaren mag, wohin sie kumen sind! Das machet die schnöd und bös geselschafft, mit denen sie sich zů weit ihnlassen. Ach gott, wie vil werden in Italien unnd an andren orten durch die schamlosen weiber verfürt unnd yngezogen! Sobald sie nit mehr haben auszůgeben, werden sie von den riffienern erwürgt und umbracht.

Derhalben einem jungen, so die land und strassen brauchen můs, nichts fürderlichers noch vorstendigers sein mag, dann das er sich zů frumen wirten halt, welche ein ehrlichen gast wissen zů halten und nit alles unnütz gesind zů gesten aufflesen; item das sie auff der strassen sich keiner geleitsleut annemen, sie haben sie dann zůvor als erbare biderleut erfaren;[171] auch bey gůter zeit umb herberg sehen, damit sich keiner in dem feld verspätigen dürffe. Gemeinlich spricht man: ›Die nacht ist niemandts fründt.‹ So sagt auch Christus selb im evangelio: ›Es sind zwölff stunden im tag; welcher am tag wandlet, der stoßt sich nit, dann das liecht ist in im; welcher aber bey nacht wandlet, der würt sich gar bald stossen, das macht, das liecht ist nit in im.‹

Hie wend wir weiter sagen von Reicharten und Lasaro, wie sie wider zů land kumen sind, auch was sich der zeit in Portugall verloffen hab.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 170-172.
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