18.

Wie Angliana dem pracken ein schön halßband sticket mit perlinen trewen fast künstlich, und wie er hinfürbaß der junckfrawen zůgestelt ward und fast zertlich erzogen.

[312] Angliana und Lewfrid sich mit gesprech gantz wol ergetzet haben. Als sie nun zeit daucht zů scheiden, hatt der jüngling ein freundtlich urlaub von ihr genommen, ist nach seiner gewonheyt für seins herren gemach gangen, aldo seins dienstes gewartet.

Die junckfraw nach des jünglings abscheid hat sich nit lang bedacht, in ir gemach gangen, von stund an schöne perlin, samat und seiden zů handen genommen, dem pracken ein reiches und köstliches halßband angefangen zů sticken, ein schöne trew auff yeder seiten und mit schönen vergulten spangen gezieret, desgleichen mit eim vergulten schloßring oder hafften zůsamengefüget. Als nun das halßband mit allem fleiß gearbeyt worden, hatt sie eine ir liebste junckfraw, deren sie am basten getrawet, zů ir gerůffen in ir innerist gemach und auff folgende weiß mit ihr angefangen zů reden: ›Mein vertrewtiste und liebste Florina, (also was der junckfrawen nam) ich bitte dich in allem vertrewen, wöllest dich nit anderst gegen mir erzeigen, dann wie ich dir allzeit hertzlichen vertrewet hab, und dich, so beldest du immer kanst,[312] zů Lewfriden dem jüngling fügen. Sag im, sobald er seiner geschefft halben zeit haben mög, daß er mit dir in mein gemach kommen wöll sampt seinem schönen weissen pracken! Dann ich demselben mit eigner hand diß halsband gewircket hab, das will ich im auch selb anbinden.‹

Florina sich nit lang saumen thet, irer junckfrawen befelch zů volziehen. Von ungeschicht blicket sie zů einem fenster hinauß, welchs in vilgemelten lustgarten ein gesicht gab, so ersicht sie Lewfriden mit seinem pracken darinn sein kurtzweil haben. Des sie seer wol zůfriden was, damit sie nit lang nach im suchen dörfft. Bald sprang sie mit grossen freuden die steg hinab, kam in den garten. Lewfrid die junckfraw bald erblicket, an irer geberd bald ersehen thet, das sie in suchet; mit grosen freüden gegen der junckfrawen kam, sein reverentz thet. Die junckfraw bald dem jüngling zů wissen thet, was ir von Angliana befolhen was. Die botschafft emfing der jüngling mit grossen freüden, verzog gar kurtz, nachdem er die botschafft erfaren hat, gieng mit Florina in der junckfrawen gemach.

Von deren ward er gar fründlich empfangen. Sie nam das halsbandt, legt das dem pracken umb seinen halß und sagt: ›Mein allerliebster Lewfrid, disen deinen pracken hab ich versprochen diß halßbandt zů machen. Und wiewol das nit sehr künstlich gearbeyt ist, will ich dannocht gůter hoffnung sein, du werdest das von meinetwegen an disen edlen pracken versorgen, darzů dester grösser sorg zů disem schonen pracken haben; und dieweil du auch nit wissen magst, was namen im zům ersten geben ward, wollest du den hinfür nit anders heissen dann Traw. An disem allem wirstu mir ein sonderlich gevallen thůn.‹ Lewfrid antwort züchtiglich mit freüdigem hertzen: ›Allerliebste junckfraw, diser schanckung und gaben hab ich mich billich gegen eüwer gnaden zů bedancken, wil mich auch allen befelch nach halten, wie mir eüwer gnad befolen hat.‹ – ›Also beger ich,‹ sagt Angliana, ›dann wo du umb disen edlen pracken kummen soltest, wirt er mich gar fast rewen‹.

Der jüngling verstund wol an der junckfrawen worten, das sie den pracken gern für eygen gehabt. Er nam in bey[313] seinem halsband und fůrt in zů Angliana der junckfrawen und sagt: ›Genedige liebe junckfraw, so es eüwer gnaden nit beschwerlich sein wolt, wer mein undertheniste bit, disen pracken von mir zů einer schenckung anzůnemen, dieweil er mir nit wol zů verwaren müglich sein wil, dieweil mich mein gnediger herr zům offternmal mer dann keinen seinen diener außschicket. Solt mir dann diser prack sampt dem halsband entwert werden und solt sich eüwer gnad etwas darumb bekümmeren, müßt mich fürwar größlich reüwen, das ich disen pracken mein tag je gesehen het. Derhalben bitt ich, eüwer gnad will disen schönen pracken von mir nemmen.‹ – ›Das wil ich mit freuden thůn,‹ sagt Angliana, ›und des schönen edlen pracken fast wol pflegen. Umb dich aber, mein liebster Lewfrid, sol dise reiche schenck vergolten werden.‹

Also wurden vil freundtlicher wort von Lewfriden, Angliana und den andren junckfrawen getriben, biß jetz die zeit des nachtimbiß vorhanden was. Bald ward die glock zů hoff gelitten, welche alles hoffgesind zů dem nachtimbiß ermanet. Lewfrid urlob von seiner liebsten junckfrawen nam, befliß sich demnach uff den dienst zů warten. – Diß bleib jetzund ein weil. Nun wend wir wider kommen an Hermanum den kauffman, wie es im mit seinem liebsten son ergangen sey.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 312-314.
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