56.

Wie der könig auß Castilien von des königs volck in der nacht überfallen ward und gar hart geschlagen.

[408] Mit grossen freuden ist des künigs volck außgezogen, habend auch ir kundtschafft gar gůt gehabt, wo sie des feinds wachten möchten uffheben. Sie hatten ire schiltwachten gestelt in das gebürg, darin aber wußten sie nit sovil gelegenheit[408] und heimlicher weg als die Portugaler. Als aber der künig von Portugal alle kundtschafft erfaren, hat er sein fůßvolck über alle rühe der gebirg gefürt, sein reysigen zeüg aber hat er vor dem gebürg lassen halten; ist also in gantzer stille die gantze nacht über gezogen und hinder der feind leger kommen, hat auch zůvor allem landvolck befelch geben, das sie ein sonderen hauffen gemacht, mit welchem sie den find auff der lincken seiten haben angreiffen sollen. Sodann hat er sein hauffen in zwen theil zertheilet, den einen verordnet, mit dem feind auff der rechten seiten zů treffen. So haben sich auch gar ein grosse menge der Portugaler bauren inn den welden mit schlenckern und flitschenbögen versteckt gehabt, des alles der find gar kein wissens gehabt hat.

Als nun der könig durch losung und heimlich kreid verstendigt worden, das aller sein fürgenommner an schlag nach seinem willen angangen, hat er in allen heuffen befolhen, ein grausames geschrey anzůschreyen, die hörtrommen und trommeten starck gon lassen und mit sollchem geschrey den find auff dreien orten anzůgreiffen, das dann auch also volzogen worden ist. Dem reysigen zeug aber hat er befolhen, gar in stiller hůt zů bleiben, so lang sie den feind under augen sehen über das gebürg kommen. Als nun aber seine anschleg gantz glücklich außgangen, hand die Portugalöser mit eim grossen und grausamen geschrey angegriffen, davon der feind nit kleinen schrecken empfangen hat. Auff welche seiten er sich wendet, so schlůgen als die andren zwen heuffen hinden in in; můst also mit gewalt die flucht geben über das gebürg. Aldo kamen sie erst under die bauren, so sich versteckt hatten; die wurffen starck mit steinen zů in, deßgleich schussen sie grausam mit pfeilen auff sie. Do was kein gegenwehr, allein begert ein jeglicher zů fliehen, so fast er mocht.

Als sie nun über das gebürg hinüberkamen, understunden sie sich erst wider zů samlen und ihrem feind widerstand zů thůn. Das was aber auch umbsonst; dann der reysig zeug brach erst mit gantzem gewalt in sie. Davon wurden sie erst so gar verzagt, das sie nichts anderst dann der gnaden begerten, wurffen ihre wehren von ihn, gaben sich gantz gůtwilligklichen gefangen. Also was von disem hauffen gar[409] keiner über bliben, so nit erschlagen, verwundt oder gefangen ward.

Des ihm dann der künig nit ein klein hertz fasset; er versamlet sein volck eilens zůsammen, damit er dem anderen grossen hauffen auch ein abbruch thůn möcht. Als er sein volck zimlich gespeiset het, ließ er den gantzen hellen hauffen zůsammen in einen ring berůffen. Als sie nun gemeinlich zůsammenkummen seind, hat in der künig zům fordristen grossen danck umb ir mannlichen und ritterlichen sig gesagt, demnach ir fürsichtigkeit fast geprisen, sie zůletst ermant, das sie nit verdrossen sein solten, sonder dem find noch weiter abrechen und nachhangen; dieweil der schrecken noch in ihnen wer, möcht man gar groß außrichten; dann solt man lang verziehen, wer zů besorgen, das sich der find wider stercket; alsdann můßten sie gar große far beston, dann so sie jetz gleich den rucken darhinder thetend.

Also ward mit einheiliger stimm dem raht des künigs gefolget, und eylens dem find entgegenzogen. Der künig von Castilien aber was in eygener person bey dem hauffen, fůrt den auch in gar gůter ordnung, also das die Portugaler ein hartere nuß mit in můßten krachen dann mit dem andren hauffen; und so der Castilier nit so gar wenig gewesen, die Portugaler hetten große far beston müssen. Als nun die hauffen zůsammenkummen seind, haben sie sich nit lang bedocht, einander dapfer angriffen. Dann sie zů beider seit wußten, das ein jedes heer seinen künig bey im hat, darumb sie dann dester mannlicher fachten. Der reysig zeug traff zů beider seit gar wol. Die Castilier aber, wie oben gemelt, hatten keinen nachtruck, wurden gantz mat von langem und embsigem streiten, zůletst understunden sie in ir wagenburg zů weichen. Das nam Lewfrid vor allen andern war, unnd mit etlichen reysigen fürrant er in die wagenburg, trib die find also mit gwalt wider zů dem streit.

Do das der künig von Castilien ersahe, wol abnemmen mocht, das seines folcks gar zů wenig was, understund er zů fliehen. Den ranck aber kam im der graff für, eylet mit dem gantzen reysigen hauffen auff ihn. Als nun der künig sahe, das ihm die flucht auch gefelet, eilet er behend der[410] wagenburg zů, vermeynt do hineinzůkommen. Lewfrid aber sonder alle geselschafft mit ingelegtem sper so starck auff den künig rant, das er roß und mann zů hauffen rennet.

Do nun der künig befand, das er überwunden was, begert er der gnaden und gab sich Lewfriden in sicherheit und gefangen und begert von stund an, das der friden angeblasen wirt; dann er sorget seines getrewen kriegsvolck. Also ward friden geblasen und der streit mit grossem schaden der Castilier geendet. Lewfrid kam mit seinem gefangnen künig für den künig auß Portugal, überantwort im den in seinen gewalt. Also nam er ihn in gelübdt, deßgleichen als sein volck. Die ließ er gantz werloß abziehen, den künig aber, und was sein räht waren, fůrt er mit im gon Lißbona und zog also mit kleinem verlust, aber mit grosser beut wider heim.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 408-411.
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