11.

Von einem wirdt, der seinen gesten ein tracht umb ein taler verkaufft.

[17] Es hatten sich gůt nachpauren vereint unnd wurden zů radt, ein gůt mal bey einander ze essen, schlůgens an in ein wirdtshauß, da inen alles wol zůgerüßt ward. So sy nun ze tisch sassen, trug inen der wirdt tapffer auf, redt sy offt an, sy solten gůter dingen seyn, es gange noch alles umbsunst zů unnd essen vergebens, biß daß er ein gůten bratnen kapaunen auftrůg, so spricht er: ›Das kostet ein taler.‹

In dem kumpt ein rollwagen mit kauffleüten, die gen Franckfurt wolten. Alsbald der wirdt das erhort, laufft hinauß und empfacht die gest. Nit ungeschwind der gesten einer, die da assend, verbirgt den bratnen kapaunen und laßt die schüssel also lär stan. In dem kumpt der haußknecht und schenckt eyn. Der gesten einer redt in an, sprechend: ›Haußknecht, bringt mee zů essen!‹ Der haußknecht fordert mee speyß in der kuchy von der wirdtin und bringt den gesten ein reißmůß mit gebachnen fischen umblegt.

Nachdem die gest unnd nachpauren wolgelebt hatten, hiessen sy den wirdt die zech machen, welcher spricht: ›Liebe gest und nachpauren, was ir gessen haben, das gesägne euch gott und sye euch geschenckt, on allein der braten kapaun[17] kostet ein taler. Unnd haben hiemit vor gůt!‹ Der aber den kapaunen verborgen hat, spricht von aller wegen: ›Uns nit! Wir wöllen den kapaunen nit so theür kauffen.‹ Und gab darmit dem wirdt seinen kapaunen wider, welcher in wider nam, was aber nit wol zefriden.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 17-18.
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