13.

Von einem pfarrherrn, der seine underthanen straffet, sy sollen einander nit so fräfenlich heissen liegen; so doch einer leügt, solle gleych der ander darzů pfeiffen.

[19] In einem dorff hats verweent, schalckhafft, böß bauren, die offt im wirdtshauß unnd sunst mit scheltworten unnd einander heissen liegen, zum offtermal zůsamen schlůgen und stachen, welches der pfarrherr zum dickerenmal an der kantzel inen hat gewert, unnd aber leider nichts halff.

Auff ein zeit an einem sonntag, so der gůt herr nit vil studiert hat unnd seinen bauren solt predigen, fieng er aber an inen ir scheltwort zů erzellen, sprechend: ›Ir sind doch unsälig bauren. Hab euch yetz ein lange zeit gewert das flůchen, schweren, heissen einander liegen, schlahen unnd rauffen; und es ist aber ye länger ye böser, heissen einander so fräfelich liegen, auß dem dann aller hader und zanck sich erhebt. So einer doch leügt und, ders hört, in seiner lügen halben straffen wil, spreche er nit trutzlich: »Du leügst«, sunder pfeiffe darzů. So wirts dann diser wol mercken unnd in einem gespött ziehen. Pfuch, es zimpt euch nit.‹ Und das merckt auch ein schamper baur dahinden in der kirchen.

Der pfarrherr ließ von dem unnd prediget inen von der erschaffung des ersten menschen, sprechende: ›Lieben underthanen, der allmechtig gott, so er himmel und erden gemacht, hat es in gůt gedacht, den menschen ze machen, und hat einen leimklotzen zůsamengewaltzet, geformiert wie einen menschen und demnach in an einen zaun gelenet, daß er erkechete.‹ So das der schamper baur erhort, pfeiffet er überlaut. Welches der pfarrherr mercket und spricht: ›Wie, baur, meinst, ich lieg?‹ – ›Nein, herr,‹ antwortet der baur, ›wer hat aber den zaun gemacht, so noch kein mensch auff erden ist geweßt?‹ Man spricht: ›Wie der pfaff, also sind auch seine underthanen.‹

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 19.
Lizenz:
Kategorien: