21.

Von eim außgelauffnen münch, der mit der gschrifft überwunden ward.

[27] Ein außgelauffner münch kame auff die loblich kunst der truckerey, versprach sich, vier jar zů lernen; und alß er ein kurtze zeyt darbey war, zohe er das gasthütlin bald ab, also daß schier alles geschwetz sein war; waß man sagt, so wolt ers baß wissen dann die andern gesellen, unnd sunderlich auß der bibel und testament; und alle menschen ertaubt er mit seim disputieren. Wie aber der brauch auff truckerey ist, das man ein andern wol kan vexieren, also waß auch ein setzer,[27] der ein grosser vexator und im seer wol mit gůten schwencken war; der sprach auff ein zeit zů dem münch: ›Du treibst allweg vil geschwetz meer dann ander gesellen, und bist doch nicht gegründet in der geschrifft. Ist es dir gelegen, so wil ich biß sontag, so wir nitt dörffen arbeiten, ein kurtze disputation mit dir halten; doch so ferr, daß da nichts gehandlet werde dann mit der geschrifft, also das sich ein jeder mit der geschrifft behelff unnd were, unnd sollen die andern gesellen zůhören unnd richter sein.‹ Der münch war wol zůfriden, und versprachen also einandern die disputation.

Alß nun der sontag kame und sie zůsamen sassen, hette sich der münch mit seiner bibel, testament unnd waß er denn vermeint für bücher im darzů dienstlich sein, versehen; der setzer alß ein groser speyvogel hatt im in ein sack gethon ettwan auff fünff oder sechs pfundt bůchstaben, welche man auch auff truckerey nit anders dann gschrifft heist oder nennt. Unnd alß sie anfiengen zů disputieren und der münch im vil hoher und grosser fragen, als er meint, aufgab unnd der setzer im stetz mit lachendem mund spöttliche antwort gab, also das der münch verstůnd, das er in vexiert (wie dann der münch art ist, waß sie dörffen dencken, dörffen sie auch thůn), wuscht er auf und fiele dem setzer inß har. Aber der setzer war nicht faul und wuscht mit seim sack herfür, darinn die gschrifft war und schlůge sie dem münch umb den kopff unnd lenden, wo er in treffen kunt, daß der münch mordio schrey und die gesellen im zů hilff můsten kummen.

Also můst diser münch den spott zů den streichen han, und erkanten die gesellen, das der setzer solt gewunnen han unnd der münch mit der gschrifft überwunden wär. Also ward der münch darnach ein wenig still; dann wann er ettwaß anfieng, trauweten im die gesellen auff die geschrifft, sprechende: ›Můß man aber die gschrifft empfindtlich mit dir brauchen?‹

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 27-28.
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