26.

Von einem münch, der die Luterischen mit einem pantoffel wolt geworffen han.

[33] In einer statt, im Etschland gelegen, war ein observantzermünch im barfůsercloster, wölcher allweg ein groß geschrey auff der kantzel treib und allen menschen kunte, wie man sagt, ein spettlin anhencken, und verdroß in seer übel, wann man nit zů seiner predig wolt gon; derhalben im alle menschen, die nicht zů seiner predig kamen, můsten lauterische ketzer sein. Es waren aber zwen erliche burger in der statt, wölche von unfalß wegen in schaden kommen waren, also das der ein auff der fechtschůl war umb ein aug kummen, der ander von einer büchßen, die zersprungen war und im ein schenckel hinweggeschlagen hatt, derhalben er auff einer steltzen gon můst.

Alß nun diser münch aber an die lauterischen ketzer kam[33] und sich seer wild stelt, begab es sich, das dise zwen von ungeschicht auch in die kirchen kamen, villeicht das sy sein seltzame weiß hören wolten. Das marckt diser münch, und sobald er sy sicht zů der kirchthür hineingon, fieng er behend ein solche matery an und sprach: ›Lieben fründ, ir sehen, wie es ein ding umb die lauterischen ketzer ist, das sy sich von der můter, der heiligen christlichen kirchen, und dem heyligen stůl zů Rom hand abgetheilt und gesündert, welches der recht leyb und cörper deß heyligen christlichen glaubens ist, und wir die glider. So wir uns nun von disem cörper absündern und in die lauterisch ketzerey fallen, so hand wir je den cörper geschendt; alß nim ein exempel, wann ein gesunder mann umb ein schenckel kumpt, ist nit sein gantzer leyb geschend? Oder so ein schöner mann ein aug verlürt, ist im nit sein gantz angesicht verderpt? Darumb, lieben fründ, gond der lauterischen ketzerey müssig! Ich weiß wol, das ir ettlich hierinnen sindt, wiewol sy es nitt geston wöllen.‹ Unnd mit disen worten zeücht er geschwind ein pantoffel von seinem fůß und spricht: ›Waß gilts, ich wil ir dort einen treffen!‹ Unnd holt ein wurff, alß ob er wolt werffen. Und alß ein jeder forcht, er treffe ihn, tuckten sich iren vil, unnd ward ein gelechter in der kirchen. Also sprach der münch: ›Ach, das gott erbarme! Ich straff und leere eüch alle tag; aber noch wil es nichts erschiessen, weyl ich sihe, das noch so vil lauterischer ketzer hie sind.‹ Also liessen sie den münch auff der kantzel toben und wüten, unnd giengen alle menschen auß der kirchen zů hauß.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 33-34.
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