34.

Von einem pfaffen, der sich erbot, sin underthonen das sacrament in dreierley gestalt zů geben.

[40] Ein armer ungelerter pfaff stalt nach einer gůten reichen pfarr; dann er hort, wie sy so vil inkommens hette, derhalb sy im so wol gefiel; es war im nit umb das schäfflinweiden zů thůn, sunder er verhofft, vil gelts darauff zů überkommen. Und alß er nun vil und offt darumb gebetten unnd geloffen hette, warde er von den bauren auff ein sontag bescheiden, so wolten sy mit im handlen und auff die pfarr annemmen.

Do nun derselbig sontag kame, erschein der pfaff vor dem schultheyß und gantzen gericht in beysein des amptmans, und alß nun alle ding was bestelt, was er solt zů lon haben, alß behausung, den kleinen zehenden und ettlich viertel früchten, als rocken, weissen, gersten, habern, wein unnd gelt, deß der pfaff seer wol zůfriden was, abgeredt und beschlossen war, name in der schultheiß auff ein ort und sagt im in einer geheimne: ›Lieber herr pfarrer, nachdem ir bißher im bapstumb eüch hand gehalten, solt ir wüssen, das es in disem dorff ein andere gestalt hatt; dann wir sindt hie gůt eigenwillisch. Darumb müßt ir uns das sacrament in zweierley gestalt reichen, nemlich im brot und wein.‹ Der gůt pfarrer forcht, wo er sich des widert, die bauren geben im wider urlaub; derhalben war er gůtwillig unnd sprach zů dem schultheiß: ›Das will ich gern thůn. Damit ir solt sehen, das ichs treüwlich und gůt mit eüch meine, so will ichs eüch in dreyerley gestalt geben, als nemblich im brot und wein und dem käß darzů.‹ Das gefiel dem schultheissen fast wol und sagt, er wolt es an seine buren hinder sich bringen, ob sy sich damit wolten lassen beniegen.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 40-41.
Lizenz:
Kategorien: