61.

Ein reisiger knecht reit ein büchsenschutz von Colmar, entschlafft, kumbt wider hinein, meint, er sey zů Schletstatt.

[82] Zů Colmar zům wildemann hat der würt hoehzeyt, und was für gest in denselbigen zweyen tagen inn die herberg kamen, vonn denselbigen nam er gar kein ürten, sonder hat sy allsamen zů gast. Es kam auch eben in der zeyt ein reisiger knecht von dem wirtenbergischen hoff dahin, der nam den wein dermassen zů im, als er hinnauß für die porten kam, stůnd er vonn dem pferdt ab und legt sich nider, entschlieff. Der gaul war ledig, lieff im feld umbher, ward vonn eim burger gefangen und an die porten gefüret.

Als nun der gut reuter erwachet, mangelt er seines gauls, davon er seer übel erschrack; er lieff eylens der stattporten zů, fragt nach seinem pferdt. Das hat einer auß der statt auffgefangen und an die porten gefürt und angebunden; des ward das gůt reuterlin fro, saß auff sein roß, meint nit anderst, dann er wer zů Schletstett unnd reit widerumb inn die statt. Als er aber wider zů der herberg zum wildenmann kam,[82] sahe er erst, wo er was; můßt also die nacht bleyben, dann es schon affter tagzeyt was, unnd ward yederman zům spot.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 82-83.
Lizenz:
Kategorien: