85.

Wie ein pfaffenmagt im baurenkrieg in einen hunighafen hofiert.

[113] Im jar, als man zalt 1525, als die beurisch auffrur durch alle land wütet, begab es sich, das die bauren in einem dorff, nit weit von Colmar gelegen, Anselsheim genant, inn dem hielten sie auch haus, wie ir gewonheit was. Wo pfaffen in einem dorff waren, blinderten sie in die heuser; was sie von essendhaffter speis funden, verschwendeten sie; was sie zur noturfft nit essen mochten, verwüsten sie. Also gieng es mit allen klöstern und pfaffengütern.

Nun was ein alter pfaff in gemeltem dorff, der hat sein hab und gut, so vil im hat luft mügen werden, in die statt geflehet. Aber was von essenthafter speis was, hatt er den merer teil im haus gelassen, als ancken, schweinin fleisch, käs und eyer. Under anderm hatt die pfaffenmagt einen grossen[113] hauffen (mit gunst zu reden) in einen hafen hofiert unnd ein andern hafen mit honig darüber geschit und sich bald darnach hinweggetrolt unnd in die statt gemacht.

Als nun die bauren in das haus komen, machte sie raumauff, kamen zuletst über den gebiften honighafen, frassen den honig oben ab biß auff die feig, so die pfaffenkellerin darinn gelegt hat. Als sie aber die bon fanden, huben sie an gemeinlich zu speyen; man hett ein hafen mit gefilt, der noch so gros gewesen als der, daraus sie den honig fressen hatten. Also wolt ich, das allen schleckern widerfür.

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Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 113-114.
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