Vierter Auftritt.

[155] Nymphas; Zabbäos jung, bartlos, ein Schwert umgegürtet, kommt leise, spähend von rechts, tritt hinter ein Felsstück, das ihn gegen die Hütte deckt.


NYMPHAS.

Er kränkte

Den Fremdling. – Muß man Erdenkinder kränken?

Ist nicht ihr Anrecht Mitleid?


Zabbäos tritt behutsam hervor.


Wer ist dort? –

Zabbäos!

ZABBÄOS leise, rasch.

Ja. Ich komme, dich zu holen.

Heut nacht geschieht's.

NYMPHAS in plötzlich aufwallender Freude.

Geschieht's! – O Zeus![155]

ZABBÄOS.

Im Tempel

Der Glückesgöttin sammeln sich die Freunde,

Geheim, bewaffnet. Wird ein Feu'r entzündet

Aufwärts am Gräberweg – durch dessen Schein

Die Stadt erschreckt soll werden und verwirrt –

So brechen wir hervor und thun das Unsre,

Wie's abgemacht ist.

NYMPHAS.

Wohl!

ZABBÄOS.

So waffne dich

Und komm.

NYMPHAS hinter ein Felsstück deutend.

Dort liegt mein Schwert.


Geht hin.


ZABBÄOS mit Gebärde gegen die Hütte.

Und er? Apelles?

NYMPHAS bleibt stehen.

Unmöglich war's! Nie hätt' er zugestimmt.

ZABBÄOS.

's ist schad'. Im »Meister von Palmyra« hätten

Wir einen Führer, dem man Ehrfurcht zollt.


Entschlossen lächelnd.


Nun gut; wenn nicht mit Ehrfurcht, dann mit Furcht![156]

NYMPHAS erschrickt.

Die Thür geht auf.

ZABBÄOS.

Dann muß ich fort! – Du folgst mir!


Entflieht hurtig nach rechts.


Quelle:
Adolf Wilbrandt: Der Meister von Palmyra. Stuttgart 61896, S. 155-157.
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