Stern der Meere

[86] Ach Liebe, daß du wankest auf den Wogen,

Ein morscher Kahn,

Zerfetzt das Segel, steuerlos gezogen

Auf Nebelbahn.


Des Tages Herz ist blutig hingesunken

In düstre See.

Wo bist du, armer Kahn? Zerschellt, ertrunken?

Ach Lieb, ade!


Nun will auch ich hintaumeln und versinken

In feuchte Gruft.

Doch warnt ein Stern, der Meere Stern, mit Winken

Aus blauem Duft:


»Nur Unrast wirf hinab, die eiteln Sorgen

Der wüsten Welt!

Dein Lieben gib empor! Es sei geborgen

Im Sternenzelt!


Was in der Zeiten Brandung ging verloren,

Muß nichtig sein.

Ein Herz allein, dir liebend eingeboren,

Bleibt ewig dein.


Und schlüg es auch am deinen nur für Stunden,

Doch Reim bei Reim

Seid ihr dem Chor der Seligkeit verbunden

Und seid daheim.«

Quelle:
Bruno Wille: Der heilige Hain. Jena 1908, S. 86-87.
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