Ausrüsten

[408] Ausrüsten der Lehrgerüste. Das zur Ausführung eines Gewölbes errichtete Lehrgerüst muß, nach Fertigstellung des ersteren und gehöriger Abbindung des Mörtels, abgesenkt werden, um darauf abgeschlagen werden zu können. Diese Absenkung muß möglichst allmählich, langsam und gleichmäßig geschehen, damit jeder Stoß und jede Erschütterung des in seinen Fugen noch nicht vollkommen seit gewordenen Gewölbes vermieden wird [1], [2] und [7].

Eine vollkommen gleichmäßige Absenkung des ganzen Lehrgerüstes ist nur möglich, wenn die einzelnen Lehrbogen eine gemeinschaftliche Unterstützung erhalten, also z.B. mit ihren Enden auf gemeinschaftlichen Schwellen aufruhen und die Senkvorrichtung sich unter diesen gemeinschaftlichen Schwellen befindet (s. Fig. 1). Werden die einzelnen Lehrbogen gesondert auf Senkvorrichtungen gestellt oder werden, wie dies bei Lehrgerüsten mit unmittelbar unterstützten Lehrgerüststreben für größere Gewölbebauten vorkommt, nur die einzelnen Kranzhölzer auf ihren Streben unterteilt (s. Fig. 2), so ist ein gleichmäßiges Senken des ganzen Lehrgerüstes ausgeschlossen. Es können nur die einzelnen Punkte hintereinander vorsichtig gesenkt werden. Als Senkvorrichtungen werden außer Doppelkeilen und Keilsystemen – [1], S. 56, und [5] (Neigung 1 : 4 bis 1 : 6) – bei größeren Gewölben Sandsäcke, Sandtöpfe – [1], S. 62, [3] und [4] – und Senkschrauben – [1], S. 58 – verwendet. Bei den ersteren rieselt der Sand, der trocken und fein sein muß, nach Lösung der Schnürung bezw. nach Entfernung der Verschlüsse aus und wird dadurch ein langsames Senken der aufruhenden Last bewirkt. Bei Anwendung von Schrauben müssen diese gleichzeitig und gleichmäßig niedergeschraubt werden. Besondere Ausrüstvorrichtungen sind die beim Bau des Viaduktes über die Marne bei Nogent von Pluyette – [1], S. 70, und [6] – angewandten Senkscheiben, ferner der bei der St. Annen-Brücke zu Hamburg im Jahre 1869 verwendete Exzentrik von Intze – [1], S. 71, und [8] – und die Walzvorrichtung von Chardard – [1], S. 72, und [9] – die beim Ausrüsten der schiefen Brücke über die Chalaux bei Lormes 1875 Verwendung fand.


Literatur: [1] Handbuch d. Ing.-Wiss., Bd. 4: Die Baumaschinen, Abt. 3, Kap. 14, S. 56. – [2] Handb. d. Aren., Teil 3, Bd. 2, Heft 3, S. 224, Darmstadt 1893. – [3] Annales d. ponts et chaussées 1879, S. 1. – [4] Zeitschr. f. Bauk. 1883, S. 350. – [5] Nouv. ann. de la constr. 1871, S. 54. – [6] Zeitschr. d. österr. Ing.- und Arch.-Vereins 1860, S. 105. – [7] Zeitschr. d. Arch.- und Ing.-Vereins zu Hannover 1873, S. 492. – [8] Deutsche Bauztg. 1870, S. 49 und 57. – [9] Ann. d. ponts et chaussées 1880, Bd. 1, S. 33.

L. v. Willmann.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 408.
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