Balanciermaschinen

[501] Balanciermaschinen sind Dampfmaschinen mit vertikal stehenden Dampfzylindern, bei denen die Uebertragung der Kolbenbewegung auf das Kurbeltriebwerk mittels eines Balanciers erfolgt.

Dieser Maschinentypus verdankt seine Entstehung dem Umstande, daß die ersten Dampfmaschinen zum Wasserpumpen benutzt wurden, wobei der Balancier ein bequemes Uebertragungsglied zwischen der Dampfkolbenstange und dem Pumpengestänge bildet, er wurde von Watt bei seiner ersten Kondensationsdampfmaschine angewendet, kam später für Betriebsmaschinen allgemein in Aufnahme und ist heute noch ein wichtiger Repräsentant der oberirdischen Wasserhaltungsmaschinen (s. Wasserhebung). Die nebenstehende Figur zeigt eine Balancierbetriebsdampfmaschine in Woolfscher Anordnung mit Hoch- und Niederdruckzylinder, beide durch einen gemeinschaftlichen Schieber gesteuert. Die vertikalen doppeltwirkenden Dampfzylinder und das Kurbellager sind auf dem Fundament beteiligt, der Balancier oberhalb derselben auf einer zwischen beiden stehenden kräftigen gußeisernen Säule gelagert. Die Dampfkolben greifen am einen, das Kurbeltriebwerk am andern Balancierende an. Kleinere Hebelarme des Balanciers sind für den Antrieb der vertikalen Luft- und Speisepumpen benutzt. Zur Geradführung[501] der verschiedenen Kolbenstangen dient das Wattsche Parallelogramm (s. Dampfmaschinen). Für die Dampfkolbenstange ist jedoch eine Kreuzkopfführung mit Linealen vorzuziehen. Infolge der großen Raumbeanspruchung, der weitläufigen teuern Fundierung und der geringen zulässigen Umdrehungszahlen ist diese Maschinengattung als Betriebsmaschine seit reichlich vier Jahrzehnten durch die liegenden Maschinen und später durch stehende Maschinen mit oben sitzenden Zylindern und unten liegender Kurbelwelle fast vollständig verdrängt worden.

Ausgedehnte Anwendung haben die Balanciermaschinen bis heute auf den amerikanischen Raddampfern gefunden, so namentlich für die an den Küsten des Atlantischen Ozeans und auf den nordamerikanischen Strömen verkehrenden großen Personendampfer [1]. Es wird für diese allgemein die Einzylindermaschine mit niederer Eintrittsdampfspannung (3 Atmosphären) und Kondensation selbst bis zu Leitungen von 3000 ind. PS. vorgezogen. Der Balancier wird kurz bei großem Ausschlagwinkel (70–75°), um kleine Maschinenkammern zu erhalten, ausgeführt. Der Maschinenhub beträgt 2,5–4,6 m und die minutliche Kolbengeschwindigkeit 150–200 m. Der Dampfverbrauch dieser mit Ventilsteuerung arbeitenden Balancierdampfmaschinen soll etwa 12,5 k pro ind. PS. betragen.


Literatur: [1] Zeitschr. des Ver. deutscher Ing. 1894, S. 1411.

G. Schwarz.

Balanciermaschinen
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 501-502.
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