Bierdruckapparate

[28] Bierdruckapparate (Bierpressionen) dienen dazu, während des Ausschanks aus einem Faß einen möglichst gleichmäßigen Druck auf dem Bier zu erhalten, der verhindert, daß die Kohlensäure entweicht, eventuell auch dazu, das Bier vermittelst des im Faß erzeugten Druckes nach einer höher gelegenen Ausschankstelle zu befördern. Der Druck wird entweder durch Kompression von atmosphärischer Luft oder Kohlensäure erzeugt, und zwar wird in letzterem Falle wieder entweder gasförmige Kohlensäure bereitet oder es wird flüssige Kohlensäure in kleinen Quantitäten expandiert.

Ein einfacher und vielfach gebräuchlicher Apparat ist in Fig. 1 dargestellt, die gewöhnliche Bierpumpe zum direkten Zapfen aus dem Faß. Fig. 2 zeigt die Einrichtung einer größeren Luftdruckpression; a ist die Luftkompressionspumpe, befestigt an dem Luftkessel W, in dem mittels der Pumpe ein Druck von 1–11/2 Atmosphären erzeugt wird. Der Luftkessel steht durch Rohrleitung in Verbindung mit einem Faß im Keller, von diesem aus[28] (an der tiefsten Stelle beginnend) geht eine Rohrleitung nach der Ausschankstelle, hier mit einem Zapfhahn verschlossen; öffnet man den letzteren, so treibt die im Luftkessel herrschende höhere Spannung das Bier aus dem Faß zur Zapfstelle. Das Saugrohr der Luftpumpe muß – nach polizeilicher Vorschrift – ins Freie führen, so daß nur unverdorbene Luft mit dem Bier in Berührung kommt. Die Bierdruckapparate mit gasförmig erzeugter Kohlensäure – die Bereitung der Kohlensäure geschieht durch Zusammenbringen von Magnesia oder Kreide mit Salzsäure – haben weniger Verwendung gefunden; der Prozeß ist umständlich, die Kohlensäure nicht rein genug. Dagegen wird die flüssige Kohlensäure zu gleichem Zweck vielfach angewendet, seitdem deren Bezug in starken eisernen Flaschen in gefahrloser und bequemer Weise ermöglicht ist. Die Erzeugung der flüssigen Kohlensäure wird in großem Maßstabe fabrikmäßig betrieben und zwar hauptsächlich unter Verwendung natürlicher Kohlensäure, wie sie z.B. in der Rheingegend vielfach anzutreffen ist. Die Einrichtung eines Bierdruckapparates unter Verwendung flüssiger Kohlensäure ist in Fig. 3 dargestellt; F ist die Kohlensäureflasche, in der sich die flüssige Kohlensäure unter einem Druck von ca. 50 Atmosphären befindet. Die Flasche hat oben ein besonders konstruiertes Ventil so eingerichtet, daß die Kohlensäure tropfenweise herausgelassen werden kann; durch das Rohr b steht das Ventil in Verbindung mit dem Druckkessel K, in dem die Expansion stattfindet; der Druckkessel ist mit einem Sicherheitsventils, Austrittshahn a und Manometer u versehen; von a geht die Leitung nach dem Faß. Solideste Ausführung aller Teile ist bei diesem Kohlensäureapparat von größter Wichtigkeit, denn die geringste Undichtigkeit kann durch Ausströmen der Kohlensäure großen Schaden bringen. Die im Handel erhältlichen Flaschen enthalten ca. 8 Kilo flüssige Kohlensäure und kosten (Flasche ungerechnet) Mk. 16; es lassen sich damit ca. 20–30 hl Bier verschenken. Zubehörteile zu den Bierdruckapparaten sind: Kessellufthähne, Doppelventile, Schenkhähne, Luftregulierungen, Verteiler, Schlammsammler, Stechhähne u.a. – Bezugsquellen: Sürther Maschinenfabrik in Sürth a. Rh., Otto Fromme in Frankfurt a.M. u.s.w.

Blecken.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 28-29.
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Faksimiles:
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