Chromsäuresalze

[458] Chromsäuresalze oder Chromate sind die Salze der hypothetischen Chromsäure H2Cr2O4 (s. Chromsäure) oder Vereinigungsprodukte basischer Oxyde mit dem Chromtrioxyde CrO3. Im allgemeinen zeichnen sich die Chromate durch ihre zwischen Gelb und Rot spielende Farbe aus. Die als Farbstoffe in der Technik benutzten Blei- und Baryumchromate wurden schon in den Art. Bleichromat, Baryumchromat, Chromfarben u.s.w. berücksichtigt. Ihres Gehaltes an Chromsäure wegen zur Herstellung andrer Chromate und für Oxydationszwecke sind technisch wichtig Ammonium-, Kalium- und Natriumchromat bezw. -dichromat.

Chromeisenstein FeOCr2O3 bildet, abgesehen von einigen chromhaltigen Abfallprodukten, das einzige Rohmaterial für die Gewinnung der Chromate und der übrigen Chromverbindungen. Nach feinster Zerkleinerung wird derselbe mit Zuschlägen von Kalk und Soda in Flammöfen (Fortschauflungsöfen, s. Blei, S. 62) oxydierend geröstet. Entsprechend folgender Umsetzungsformel: 2FeOCr2O3 + 4Na2CO2 + 7O = Fe2O3 + 4Na2CrO4 + 4CO2 bildet sich Natriumchromat, das aus dem Röstprodukte ausgelaugt wird. Da aber das normale Chromat nur wenig Verwendung findet, so wird in der Regel die erhaltene Lauge nötigenfalls nach vorheriger Konzentration mit Schwefelsäure so weit angesäuert, bis das neutrale Chromat fall vollständig in Bichromat übergegangen ist: 2Na2CrO4 + H2SO4 = Na2Cr2O7 + Na2SO4 + H2O. Beim Konzentrieren soggt man ausfallende Nichtchromsalze aus und verdampft, bis eine Probe des Salzes erstarrt. Nach Ausschöpfen oder Abziehen der Flüssigkeit in flache eiserne Formen läßt man erkalten und erhält so das Bichromat des Handels. – Soll das Kaliumbichromat dargestellt werden, so dampft man die Natriumdichromatlösung nicht soweit ein, sondern zersetzt die noch dünne Lauge mit Chlorkalium, soggt den größten Teil des sich dabei bildenden Chlor natriums aus und läßt kristallisieren. Die normalen Chromate werden meist durch Neutralisation der Dichromate mit den entsprechenden Alkalihydraten gewonnen. Um schließlich zu den Ammoniumchromaten zu gelangen, muß man aus dem Natriumchromat zunächst Chromsäure und aus dieser durch Neutralisation mit Ammoniak die Ammoniumchromate herstellen. Kaliumchromat in schwefelsaurer Lösung wird in den Fabriken vielfach als Oxydationsmittel gebraucht, wobei sich Chromisulfat bildet. Technick wichtig ist nur dessen Regenerierung auf elektrolytischem Wege [3].

Natriumchromat, chromsaures Natron Na2CrO4, gelbes, leicht lösliches, an der Luft zerfließliches, mit bis zu 10H2O kristallisierendes Salz. – Natriumdichromat, saures chromsaures Natron Na2Cr2O7, rotgelbes, leicht in Wasser lösliches Salz; das Handelsprodukt bildet dünne, aus erstarrten Kristallen bestehende Platten, die bis zu 2H2O enthalten können. – Kaliumchromat, chromsaures Kali K2CrO4, bildet gelbe, leicht lösliche, an der Luft zerfließliche Kristalle. – Kaliumdichromat, saures chromsaures Kali K2Cr2O7, kristallisiert in großen roten Kristallen, die haltbarer an der Luft sind als die andern Salze, sich auch ohne Zersetzung bei Rotglut schmelzen lassen; es ist in etwa 10 Teilen Wasser löslich. – [458] Ammoniumchromat, chromsaures Ammon (NH4)2CrO4, gelbes, kristallinisches, leicht lösliches, beim Erhitzen leicht zersetzbares Salz. – Ammoniumdichromat, saures chromsaures Ammon (NH4)2Cr2O7, rotes, kristallisiertes, leicht lösliches Salz, das sich beim Erhitzen ebenfalls leicht zersetzt.

Die Chromsäuresalze dienen als Oxydationsmittel und als solche als Depolarisatoren in galvanischen Elementen, zur Darstellung von Farben und als Farben.


Literatur: Ueber die Darstellung der Chromate sind zwei beachtenswerte Mitteilungen bekannt: [1] Häußermann, in Zeitschr. f. angew. Chemie 1893, S. 360. – [2] Lunge, ebend. 1894, S. 101. – [3] Hollemann, Anorgan. Chemie, S. 383, Leipzig 1903.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 458-459.
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