Deckenfüllung

[687] Deckenfüllung, d.h. Ausfüllung der Balkenfache oder Zwischendecken, erfolgt zur Schalldämpfung und zur Verhinderung unerwünscht rascher Wärmeleitung zwischen den durch die Decke getrennten Räumen.

Die Ausfüllung soll möglichst leicht, unverbrennbar, wenig hygroskopisch, nicht schwammbildend, ungezieferfrei und, wenn nicht schon beim Einfüllen trocken, rasch austrocknend sein. Diese Eigenschaften besitzen nicht: die zwischen Streifboden und Fußboden eingebrachten Ausfüllungen mit Torf oder Torfmull (stark hygroskopisch), Erde (unrein, feucht, übelriechend), Spelzspreu (leicht, aber ungezieferführend, bei nicht zu vermeidender Befeuchtung Modergeruch verbreitend), Bauschutt und Kohlenschlacken (unrein, mit organischer Substanz vermischt, feucht). Ebenso unbrauchbar zum Auffüllen über Streifböden sind Mischungen aus Gips mit Sand, Schlacken, Spreu, Sägespänen u.s.w., besonders wenn naß eingebracht. Dagegen sind zulässig die Ausfüllungen mit trockenem, reinem Quarzsand, mit Bimssand aus dem Neuwieder Becken, mit gut getrockneter granulierter Hochofenschlacke oder Koksgries, mit Korkabfällen (gut, aber teuer), Kieselguhr (ebenso) und mit reinem Lehm, wenn dieser genügend austrocknen kann. Bis in die neueste Zeit ist auch das sogenannte Stücken oder Wickeln im Gebrauch, d.h. die Ausfüllung der Deckenfache durch gekreuzte oder einreihig gesetzte, in Nuten der Balken abgesteifte, mit nassem Lehm, Hafer- oder Gerstenstroh umwundene Holzstücke, oben mit nassem Lehm und Sand, unten mit Lehmverstrich abgeglichen; die Methode ist bewährt, aber das unerläßliche Austrocknen nimmt viel Zeit in Anspruch. Bei soliden Bauten und insbesondere dann, wenn die eingangs erwähnten Eigenschaften der Deckenfüllung mit rascher Herstellungsweise verbunden sein sollen, verwendet man Zementdielen, Gipsdielen (Schilfbretter), hohle Gipstafeln (Spreutafeln), Korksteine; auch Auswölbungen zwischen den Balkenfachen, wobei die Steine auf längs der Balken angenagelten Latten aufliegen, sind im Gebrauche. Am leichtesten, biegungsfest, sehr gut schalldämpfend und schlecht wärmeleitend sind die hohlen Gipstafeln von Dr. Katz in Waiblingen (D.R.P. Nr. 52725); die Korksteine von Grünzweig & Hartmann in Ludwigshafen sind ebenfalls sehr leicht, aber relativ teuer und weniger biegungsfest. Zementdielen sind schwerer, ebenso Auswölbungen. Alle diese Materialien ersetzen nicht allein die Deckenfüllung, sondern auch den Streifboden. Auf hölzernen Streifböden bringt man da und dort auch Beton aus Zement und leichten Schlacken als Füllung auf, was, wenn der Beton gut ausgetrocknet, zweckmäßig ist; ähnlicher Beton mit Gips statt Zement hat sich nicht bewährt.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 687.
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