Zement [1]

[980] Zement, ein hydraulisches Bindemittel, dessen Grundbestandteile Ton und Kalk sind (s.a. Mörtelprüfung).

Zement im weiteren Sinne nennt man auch die mit Aetzkalk (s. Kalk) zu vermischenden hydraulischen Zuschläge, z.B. Puzzonale (das sind durch Glühen aufgeschlossene Aluminiumsilikate) (s.d.), die in der Natur als Santorinerde in Griechenland, als Puzzolane in Italien und Frankreich vorkommen, Traß (s.d.), Ziegelmehl, gemahlene Hochofenschlacke u.s.w. Zu den eigentlichen Zementen zählen die in Bd. 6, S. 455, unter 2–6 genannten und beschriebenen Produkte; unter diesen ist das in der Technik bevorzugteste der Portlandzement [1] – ein meist blaugraues Pulver –, das im Mittel 60% Kalk, 23% Kieselsäure, 7,5% Tonerde, 3,5% Eisenoxyd und zur Regulierung der Abbindezeit u.s.w. noch andre Stoffzusätze (z.B. Gips) enthält. Zusätze von Traß, Hochofenschlackenmehl u.s.w. gelten als keine Verbesserung, sondern nur als eine unvorteilhafte Beschwerung von Portlandzement. Bei der Portlandzementfabrikation (vgl. [1]–[3]) werden homogene Mischungen von Kalk und Ton entweder naß (durch Zusammenschlämmen) oder trocken (durch Zusammenmahlen) wie Ziegel geformt, in Oefen (s. Bd. 6, S. 746 ff.) bis zur vollständigen Sinterung gebrannt, zerkleinert (durch Kollergänge, Steinbrecher, Walzen u.s.w.) und möglichst sein gemahlen. Nach einem neuen patentierten Verfahren (Wassereinstäubung) von Colloseus läßt sich Schlackenzement wesentlich verbessern. Natürlich vorkommende, zur direkten Erzeugung von Portlandzement geeignete Gesteine sind seiten; es finden sich solche bei Perlmoos in Tirol und bei Gartenau in Salzburg. Unterteilungen der Zemente s. Mörtelprüfung. Portlandzement wird jetzt fast ausschließlich in ganzen, halben und viertel Fässern (180 kg, 90 kg und 45 kg brutto) in den Handel gebracht. Zu erwähnen ist noch der durch Brennen eines Gemenges von Kalkstein und Kaolin unter Zusatz von Feldspat hergestellte weiße Zement, der zum Ausfugen u.s.w. Verwendung findet. – Die Anwendung der Zemente s. unter Mörtel und Beton. Erwähnt sei noch, daß neuerdings zu wasserdichten Zementverputzen eine Zugabe von sein geschlämmtem Ton zum Mörtel mit Erfolg verwendet wird.


Literatur: [1] Büsing und Schumann, Der Portlandzement und seine Anwendung im Bauwesen, Berlin 1899. – [2] Weidner, H., Die Portlandzementfabrik, ihr Bau und Betrieb, Berlin 1909; Naske, C., Die Portlandzementfabrikation, 2. Aufl., Leipzig 1909. – [3] Zwick, Hydraulischer Kalk und Portlandzement, 3. Aufl., Wien 1909.


Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 980.
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