Gesamtwärme

[410] Gesamtwärme heißt die Wärmemenge, welche nötig ist, um bei konstantem Drucke 1 kg trockenen Dampfes (s. Dampf) aus 1 kg Flüssigkeit von 0° zu erzeugen. In erster Linie pflegt hierbei an gesättigten Dampf gedacht zu werden.

Für solchen drückte Regnault [1] auf Grund seiner Versuche zwischen den nachstehenden Temperaturen die Gesamtwärmen in Kalorien (s.d.) aus:


Gesamtwärme

Für Alkohol gelang es nicht, die Versuchsresultate durch eine ähnliche Formel darzustellen, betreffend Ammoniak, schweflige Säure, Kohlensäure s. [5], S. 242, 247, 252. Winkelmann und Avenarius suchten die Regnaultschen Zahlenwerte genauer als durch obige Formeln wiederzugeben, wozu Winkelmann z.B. für Wasser setzte (vgl. [3], S. 829, und dagegen [4], S. 773):

λ = 589,5 + 0,7028 t – 0,0031947 t2 + 0,000008447 t3,

während Wüllner ([4], S. 773) bis t = 175,5° befriedigende Uebereinstimmung fand mit:

λ = 589 + 0,6003 t – 0,001246 t2.

Nach Dieterici [7] steht mit dem vorliegenden Versuchsmaterial besser im Einklang:

λ = 594,8 + 0,4393 t – 0,00005184 t2 0,0000015428 t3,

wobei als Kalorie nicht wie bei Regnault die Wärmemenge zur Erwärmung von 1 kg Wasser von 0 auf 1°, sondern der 100. Teil der Wärmemenge zur Erwärmung von 1 kg Wasser von 0 auf 100° gewählt ist.

Ueber die Zerfällung der Gesamtwärme des gesättigten Dampfes in die den verschiedenen Verwendungen entsprechenden Teile s. Bd. 2, S. 539, 542. Mit Rücksicht hierauf kann λ = q + r = q + ρ + Apu für Wasserdampf auch aus der Tabelle Bd. 2, S. 540, für alle obenerwähnten Dämpfe, ausgenommen Benzin, jedoch einschließlich Alkohol, Ammoniak, schwefliger Säure und Kohlensäure, aus den am Schlusse von [5] gegebenen Tabellen entnommen werden. Ueber die Gesamtwärme des überhitzten Wasserdampfes s. Bd. 2, S. 547; vgl. Erzeugungswärme.


Literatur: [1] Regnault, Relations des expériences etc., I, Paris 1847, S. 635 (Wasser); II, Paris 1862, S. 761 (übrige Dämpfe). – [2] Landolt und Börnstein, Physikalisch-chemische Tabellen, Berlin 1894, S. 347, 350. – [3] Winkelmann, Handbuch der Physik, Bd. 2, 2. Abt., [410] Wärme, Breslau 1896, S. 826. – [4] Wüllner, Lehrbuch der Experimentalphysik, II, Die Lehre von der Wärme, Leipzig 1896, S. 761, 767, 773, 780. – [5] Zeuner, Technische Thermodynamik, II, Die Lehre von den Dämpfen, Leipzig 1901, S. 21, 242, 233, 247, 252. – [6] Chwolson, Lehrbuch der Physik, III, Die Lehre von der Wärme, Braunschweig 1905, S. 645. – [7] Dieterici, Die kalorischen Eigenschaften des Wassers und seines Dampfes bei hohen Temperaturen, Zeitschr. d. Vereines deutscher Ingen. 1905, S. 362 (s.a. Wiedemanns Annal. 1905, XVI, S. 593).

Weyrauch.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 410-411.
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