Hänge

[708] Hänge, ein heizbares, isoliert stehendes Trockengebäude oder ein durch mehrere Etagen des Fabrikgebäudes sich erstreckender großer Raum, der das Aufhängen von leinenen oder baumwollenen Geweben in möglichst großer. Längsausdehnung behufs Trocknung gebleichter oder gefärbter Stücke oder zum Zweck der Fixierung von Beizen oder Farblacken auf gepflatschten oder bedruckten Stücken gestattet.

Gewöhnlich ist das von Wänden aus starkem Mauerwerk getragene Dach mit mehreren Verschalungen versehen, um den Wärmeverlust durch dasselbe möglichst zu verhindern. Unter der Decke befinden sich Rahmen aus starken Balken, an welchen Querleisten in Abständen von 10 cm an beiden Seiten und zwar so angebracht sind, daß je eine untere Leiste in der Mitte des von zwei oberen Leisten gebildeten Zwischenraums sich befindet. Zwei derartige Rahmen, nebeneinander liegend, sind von dem nächsten Paar durch eine Galerie getrennt. Ringsum läuft eine weitere Galerie. Von den Galerien aus geschieht das Aufhängen der Stücke in der Weise, daß man das Ende eines Stückes zwischen zwei Leisten bis nahe zum Boden herunterfallen läßt, darauf mit dem übrigen Teil in der gleichen Weise zwischen dem nächsten (oberen und unteren) Leistenpaar verfährt und nahe dem Boden in gleichem Abstand von demselben immer wieder eine Falte durch abwechselndes Aufhängen auf einer oberen und einer unteren Leiste bildet, bis das andre Stückende erreicht ist. In ähnlicher Weise erfolgt, nur in umgekehrter Richtung, das Abnehmen der Stücke. Auf dem Boden oder auch längs der Wände sind Dampfrohre angeordnet, über welchen ein Lattenboden angebracht ist. Unter Umständen ist es zweckmäßig, ein zweites Rohrsystem in die Dachverschalung zu legen, um die Kondensation der Dämpfe an der Decke zu verhindern. Infolge der Anwendung des Heizsystems an dem Boden steigt natürlich die warme Luft empor, durchstreicht die feuchten Gewebe und sättigt sich allmählich mit Wasserdampf. Die feuchte Luft, von der nachströmenden zunächst getragen, kühlt sich aber allmählich ab und linkt in der Nähe der kälteren Wandungen herab. Handelt es sich um ein möglichst schnelles Trocknen von Geweben in der Hänge, so ist es aus diesem Grunde richtig, die kalte, feuchte Luft durch am Boden mündende Abzugsessen, die anderseits über das Dach reichen, abströmen zu lassen.

Dient die Hänge zur vorläufigen Fixierung von Beizen und Farblacken, so bedarf die Luft außer einer erhöhten Temperatur auch eines gewissen Feuchtigkeitsgehaltes, damit die sich dabei abspielenden chemischen Prozesse in erwünschter Weise verlaufen. Man erreicht dies am praktischsten in der Weise, daß man Abzweigungen der Dampfleitung in mit Wasser gefüllte eiserne Kästen führt und die aus denselben entweichenden Dämpfe sich mit der Luft mischen läßt.

R. Möhlau.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 708.
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