Horizont [1]

[136] Horizont nennt man diejenige Ebene, welche die Erde im Beobachtungsort tangiert, also auf der Lotrichtung in diesem Punkte senkrecht steht. Gewöhnlich denkt man sich diesen Horizont dargestellt durch die Schnittlinie der Tangentialebene mit der scheinbaren Himmelskugel, deren Sichtbarkeitsgrenze sie zugleich bildet.

Man unterscheidet in der Meßkunst zwischen wahrem, scheinbarem und künstlichem Horizont. Den wahren Horizont stellt die durch den Mittelpunkt der Erde gelegte Ebene dar, die auf der Lotlinie senkrecht steht, ihr parallel ist die schlechtweg als Horizont bezeichnete Ebene; der scheinbare Horizont wird durch diejenige Fläche gebildet, welche als Kegelmantel zu denken ist, dessen Scheitel im Beobachtungspunkt (meist mehr oder weniger über der Erdoberfläche erhöht) liegt und dessen Seiten die Erdkugel berühren (90° weniger dem erzeugenden Winkel dieses Kegels nennt man die Depression des Horizonts, s.d.). Einen künstlichen Horizont bildet die Oberfläche einer freien Flüssigkeit und man gebraucht diese Bezeichnung im speziellen dann, wenn eine solche Oberfläche wegen der Reflexion der Strahlen[136] der Gestirne an ihr zur Höhenmessung benutzt wird (vgl. Quecksilberhorizont, Sextant und Reflexionsinstrumente). Auf dem Horizont denkt man sich die sogenannten Kardinalpunkte gelegen, nämlich Nord und Süd als Schnittpunkte des Meridians und Ost und Weil als Schnittpunkte des ersten Vertikals mit dem Horizont.

Ambronn.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 136-137.
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