Imitation

[169] Imitation, s.v.w. Nachahmung. Im Gebiete des Bauwesens ist die Nachahmung echter und teurer Stoffe durch Malerei oder durch minder kostbare Stoffe ein oft gebrauchtes Mittel, um Wirkungen für den Augenblick oder für vorübergehende Zwecke zu erzielen. Oft aber soll dadurch auch unter der zwingenden Notwendigkeit geringer Geldmittel der Eindruck einer reicheren Ausführung hervorgerufen werden.

Wenn sich das vom Standpunkte der wahren Kunst in den erstgenannten Fällen, also für Felldekorationen besonders im Inneren der Gebäude, gutheißen läßt, so verbietet es sich an den Außenseiten der Gebäude und überhaupt da, wo die Einflüsse der Witterung zu rasch den Schleier zerreißen und die nackte Wahrheit in ihrer Jämmerlichkeit zeigen würden. Am auffallendsten tritt dies zutage bei der Nachahmung von Quaderbossen, Marmorsäulen u. dergl. durch Mörtelputz, bei welchen sich in kurzer Zeit schon die Anfänge der Zerstörung durch Frost u.s.w. zeigen. – Günstiger gestalten sich jene Nachahmungen von Marmorflächen in Stuckmarmor (s. Stucco lustro), die im Inneren von vorzüglicher Wirkung und großer Dauer sind. Ebenso können in gewissen Fällen die durch Oelfarbanstrich (s. Anstriche, Bd. 1, S. 230) bewirkten Nachahmungen von feineren Holzarten oder verschiedenen seltenen Marmoren von Wert sein. Bei geschickter und getreuer Nachbildung werden sie oft eine vollkommene Täuschung erzielen; auf die Dauer aber vermögen sie nicht den Eindruck der Aermlichkeit zu beseitigen.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 169.
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