Oelsäure

[770] Oelsäure (Oleinsäure, Elainsäure [C18O34O2]) Ist in reinem Zustande bei gewöhnlicher Temperatur flüssig und erstarrt bei +4° C. zu einer harten kristallinischen Masse, die bei +14° C. wieder schmilzt. Spez. Gew. 0,898 bei +10° C.

Sie rötet Lackmus nicht, wohl aber entfärbt sie durch ein Tröpfchen Alkali gerötete Phenolphthaleinlösung [1]. Beim Stehen an der Luft nimmt die Oelsäure leicht Sauerstoff auf, wird gelb und übelriechend und rötet dann Lackmus. Die Oelsäure ist bei gewöhnlichem Druck nicht destillierbar, geht aber in einem überhitzten Dampfstrom bei 200° C. unzersetzt über. Salpetrige Säure verwandelt die Oelsäure in die isomere Elaidinsäure, die bei 44–45° C. schmilzt, sauer reagiert und sich unzersetzt destillieren läßt. Oxydierte Oelsäure wird durch salpetrige Säure nicht in Elaidinsäure verwandelt. Die Oelsäure des Handels [2], gewöhnlich Olein genannt, ist ein Nebenprodukt der Stearinfabrikation (vgl. Stearin), das hauptsächlich in der Seifenfabrikation und zum Einfetten von Wolle in den Tuchfabriken Verwendung findet. Man unterscheidet im Handel saponifiziertes und destilliertes Olein, je nach der Methode, die bei seiner Gewinnung benutzt wurde (vgl. Stearin), und gibt ersterem den[770] Vorzug. Der beste Weg, ein Olein zu untersuchen, ist, es auf seine Verseifbarkeit zu prüfen. Man verseift es mit alkoholischer Natronlauge, mischt die entstandene Seife mit Sand, verdunstet den Alkohol im Wasserbade, wäscht den Rückstand mit Petroläther aus und entfernt letzteren aus dem Auszuge durch Verdunsten bei 50° C. Den Rückstand bilden die etwa vorhandenen unverseifbaren Bestandteile.


Literatur: [1] Benedikt, Analyse der Fette, 3. Aufl., Berlin 1897, S. 19 (4. Aufl. 1903). – [2] Deite, Handbuch der Seifenfabrikation, 3. Aufl., Berlin 1906, S. 163.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 770-771.
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