Reißen

[405] Reißen (Springen, Werfen) beruht ebenso wie das Schwinden und Quellen des Holzes auf der ungleichen Ausdehnung und Zusammenziehung der Fasern quer zu ihrer Längsrichtung, hervorgerufen durch mehr oder minder Marke Einwirkung von Wärme oder Feuchtigkeit auf das Holz. Die Wirkung selbst ist bei den einzelnen Holzarten je nach dem Wachstum und den übrigen Eigenschaften eine verschiedene.

Bei allmählicher Austrocknung der Säfte im Holz tritt das Schwinden ein; das Holz verringert sein Volumen. Durch Wiederaufnahme von Feuchtigkeit dehnt es sich wieder, es quillt und wirst sich, wenn seiner Ausdehnung sich Hindernisse entgegenstellen; dasselbe tritt ein bei einseitiger Einwirkung von Nässe u.s.w. Ein Brett verläßt seine ebene Form und biegt sich nach der Richtung aus, wo die breiteren und weicheren Jahresringe liegen, die eine größere Aufnahmefähigkeit besitzen. Das Reißen erfolgt besonders bei zu rascher natürlicher oder künstlicher Trocknung des Holzes, sowohl vor als nach seiner Verwendung. Näheres über Werfen, Verziehen, Risse u.s.w. s. Nutzhölzer, Bd. 6, S. 684, und Bauholz. Vierkantig beschlagenes Holz reißt im ganzen weniger als geschältes Rundholz; die Risse ziehen sich längs der Mitte der flachen Seiten hin, wobei diejenigen Seiten, die dem Kerne näher liegen, die schwächeren Risse zeigen. An der Außenseite verwendeter Hölzer sich zeigende Risse, z.B. an Ständern, Riegeln u.s.w. eines Holzhauses sind durch Späne zu schließen, um dem Eindringen von Feuchtigkeit und dadurch entstehender Fäulnis vorzubeugen.


Literatur: [1] Handbuch der Architektur, 1. Teil, Bd. 1, Darmstadt 1883, S. 159 ff., wo auch auf S. 50 ein vollständiges Literaturverzeichnis. – [2] Gottgetreu, R., Physische und chemische Beschaffenheit der Baumaterialien, 3. Aufl., Berlin 1879. – [3] Hauenschild, H., Katechismus der Baumaterialien, Wien 1879/80.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 405.
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