Segelschiffstypen [1]

[39] Segelschiffstypen unterscheiden sich nach Art ihrer Bemastung und Besegelung sowie der allgemeinen Bauart und Ausrüstung, und neben der Schiffsform ist die Größe und Verteilung der Segelfläche für die Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit des Schiffes maßgebend (s. Besegelung).

Ein Fahrzeug mit einem Mail und verhältnismäßig großem Gaffelsegel als Hauptsegel in Verbindung mit mehreren Stagsegeln als Vorsegel heißt im allgemeinen Kutter; je nach der Bauart des Schiffsrumpfes und den Küstenstrichen, an welchen sie verkehren, hat man besondere Benennungen. An der Ostseeküste heißen diese Fahrzeuge Schaluppe oder Schlupp, an der Nordseeküste Yacht, im Frischen Haff Lomme, an der holländischen Küste Tjalk; letztere Fahrzeuge zeichnen sich noch durch eine plattbodige, im Bug und Heck sehr völlige, runde Form aus. Die Kutter im besonderen sind meist schnellsegelnde, scharfe Fahrzeuge, wie Zoll-, Lotsen- und Segelkutter.

Die Fahrzeuge mit zwei Masten gliedern sich in eine größere Zahl Typen. Die verbreitetste Art ist der Schooner oder Schuner; beide Masten tragen Gaffelsegel mit Topsegeln und eine größere Zahl Vorsegel sowie die größeren Schiffe Stagsegel, auch Zweimastgaffelschooner genannt. Die Schooner im besonderen tragen am Fockmast außerdem einige Raasegel. Besitzt der letztere zwei Stengen (Mars- und Bramstenge) und entsprechende Raasegel, so heißt das Fahrzeug Schoonerbrigg, Briggschooner oder Brigantine. Trägt der Großmast auch Raatakelage wie der Fockmast, so ergibt sich die Briggtakelage.

Für die Küstenschiffahrt und den Fischereibetrieb haben sich weitere Abarten herausgebildet. Die Galeas oder Galiote trägt etwas vor der Mitte des Schiffes den Großmast mit Schratsegeln und hinten am Heck den Besanmast. Bei der Schoonergaleas trägt der Großmast Raatakelage. Die holländische Kuff ist ein plattbordiges volles Schiff mit Schoonergaleastakelage, der Ewer der Unterelbe ein Fahrzeug mit plattem Boden und flachen Seitenwänden mit Galeastakelage. Der in der Nordsee gebräuchliche Fischer- oder Heringslogger besitzt vorn einen Kuttermast und am Heck einen kleinen Pfahlmast, den Jagermast. Vielfach tragen die Logger oder Lugger neben dem Jager- oder Treibermast noch Fock- und Großmast mit Luggersegel (s. Besegelung). Eine verwandte Art dieser Fahrzeuge ist die französische Chasse marée.

Die größeren Segelschiffe für große Fahrt mit drei, vier und fünf Masten gliedern sich in der Hauptsache, je nachdem sie vorzugsweise Gaffel- oder Raasegel führen, in Drei (Vier-) mastgaffelschooner und Vollschiffe; zwischen beiden rangieren das Barkschiff mit großer Raatakelage am Groß- und Fockmast und Schratsegeln am Besanmast, die Schoonerbark oder der Barkschooner mit großer Raatakelage am Fockmast und Schratsegeln mit einer Stenge am Groß- und Besanmast und der Dreimastschooner mit kleiner Raatakelage und einer Stenge am Fockmast, abweichend von der Schoonerbark. Nach ihrem Verwendungszweck heißen die Segelschiffe auch Ostindienfahrer, Fruchtschiffe, Klipper, Walfischfänger.


Literatur: [1] Paasch, H., Vom Kiel zum Flaggenknopf, Antwerpen 1901. – [2] Dittmer, Handbuch d. Seeschiffahrtskunde, Leipzig 1894. – [3] Middendorf, F.L., Bemastung und Takelung der Schiffe, Berlin 1903. – [4] Krieger, Johows Hilfsbuch s.d. Schiffbau, Berlin 1902.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 39.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Lueger-1904: Segelschiffstypen [2]