Tauwerk

[423] Tauwerk, an Bord der Schiffe, besteht aus Hanf, Leder oder Stahldraht.

Das Hanftauwerk wird entweder aus gewöhnlichem europäischem oder aus Manilahanf gefertigt; es findet für stehendes und laufendes Gut sowie für Segel Verwendung als Verholtrossen, als Leinen, Bändsel und Steckleinen, als Logg- und Lotleinen, als Schiemannsgarn zum Bekleiden von stehendem und laufendem Gut, als Hüsing und Marlleinen zum Annähen der Webeleinen, als Segelgarn u.s.w. Das Hanftauwerk besteht aus Garnen oder Kabelgarnen, die bei stärkeren Tauen zu Kardeelen gedreht und dann zu einer Trosse zusammengeschlagen werden. Nach der Anzahl der Kardeele unterscheidet man dreischäftiges Tauwerk oder Trossenschlag und vierschäftiges Tauwerk oder Wantschlag. Werden dreischäftige Enden oder Duchten von rechts nach links wiederum zusammengeschlagen, so erhält man den sogenannten Kabelschlag. Zum Schutz des Tauwerks wird dasselbe geteert, zu gleichem Zweck dient das Labsalben und Bekleiden. Tauwerk aus Manilahanf ist nicht geteert; es findet, da es auf dem Wasser schwimmt, im besonderen als Verholleine Verwendung. Tauwerk aus Leder, welches eine bedeutende Elastizität besitzt und wenig dem Einfluß der Witterung ausgesetzt ist, wurde früher für Steuerreeps benutzt; es findet zurzeit auf Kriegsschiffen für die Ruderballeitung Verwendung. Das Stahldrahttauwerk wird als viellitziger Kabelschlag oder als Trossenschlag hergestellt. Bei ersterem sind die meist aus sieben Drähten bestehenden Kardeele rechts geschlagen und zu links geschlagenen Drähten vereinigt, welche dann rechts zu 3 bis 6 zu einem Kabel zusammengeschlagen werden. Stärkere Kabel erhalten eine Hanfseele. Die Kardeele der Kabel mit Trossenschlag sind links geschlagen und werden rechts zu Trossen gedreht. Ueber Anzahl und Durchmesser der Drähte, Gewicht und Tragfähigkeit des Tauwerks sowie über die Prüfung desselben s. [1], [2]; vgl. a. Takelage, Drahtseile, Hanfseile.


Literatur: [1] Dick, C., u. Kretschmer, O., Handbuch der Seemannschaft, Berlin 1899. – [2] Hildebrandt, Praktisches Lehrbuch für junge Seeleute, Danzig 1893. – [3] Steinhaus, C.F., Die Schiffbaukunst, Hamburg 1858.

Tj. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 423.
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