Bromöldruck [1]

[104] Bromöldruck (Direktotypie) beruht auf der Verwendung eines Silberbildes auf Bromsilbergelatinepapier, bei welchem durch sekundäre chemische Reaktionen an den Bildstellen die Gelatine des Bromsilberpapiers gegerbt wird, so daß sie nach dem Einfeuchten und Auftragen von fetten Farben Bilder geben.

Das zum Oeldruck verwendete Silberbild wird entweder im Kontakt oder durch seine Vergrößerung auf gewöhnlichem Gelatinepapier hergestellt, gewaschen und fixiert und dann mit einer Bleichlösung behandelt, welche weder als Hauptbestand Ferricyankalium und Kaliumbichromat enthält. Das Ferricyankalium wird vom metallischen Silber des Bildes vorübergehend zu Ferrocyankalium und Ferrocyansilber umgesetzt, welches auf das beigemengte Bichromat reduzierend wirkt und an den Bildstellen Chromoxyd erzeugt. Dieses gerbt die Gelatine und macht sie im Wasser unlöslich. – Eine andre Art von Bleichlösung beruht auf der Verwendung von Bichromat, Kupfersulfat und Bromkalium, wobei an den Bildstellen das metallische Silber des Papierbildes unter Bildung von Bromsilber: Kupferbromür entsteht, welches das anwesende Bichromat sofort zu Chromoxyd reduziert, so daß auf anderm Wege auch in diesem Falle an den Bildstellen die Gelatine durch diesen sekundären Prozeß gegerbt wird, während an den weißen Bildstellen die Gelatine unverändert bleibt und Wasser aufnimmt. Betupft man das feuchte Papier mit fetten Firnisfarben, so bleiben sie an den gegerbten Bildstellen haften und geben einen positiven haltbaren Abzug; da das Silberbild durch diese Prozedur durch Bleichung zerstört wird,[104] so ist die hauptsächliche Bildsubstanz die aufgetragene fette Farbe. Das Verfahren wird gegenwärtig in der Kunstphotographie viel verwendet, weil der Bildcharakter durch verschiedene Behandlung beim Auftragen der fetten Farbe u.s.w. dem subjektiven Geschmack angepaßt werden kann. Der Bromöldruck wurde insbesondere von Welborne Piper in den photographischen Kopierprozeß eingeführt. (Vgl. a. Oeldruck.)


Literatur: [1] Emil Mayer, Das Bromöldruckverfahren, 2. Aufl., Halle a. S. 1912. – [2] J.M. Eder, Rezepte u. Tabellen für Photographie u. Reproduktionstechnik, 8. Aufl., Halle a. S. 1912. – [3] Erich Stenger, Moderne photographische Kopierverfahren, Halle a. S. 1909. – [4] Eders Jahrbuch für Photographie 1913.

J.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 104-105.
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