Amöboidbewegung

[448] Amöboidbewegung, die der Bewegungsweise der Amöben ähnliche, selbständige Formveränderung, welche das Protoplasma mancher Zellen, besonders der farblosen Blutkörperchen, Lymph- und Eiterkörperchen zeigt. Die Formveränderung besteht in einem Aussenden und Einziehen von Fortsätzen von sehr variabler Gestalt und Lunge. Indem die ausgestreckten Fortsätze sich an ihre Unterlage anheften, können sie bei ihrrr Zusammenziehung das übrige Protoplasma nach sich ziehen und so Ortsveränderungen der Zellen bewirten. Auf diese Weise wandern oft farblose Blutkörperchen in großer Menge in benachbarte Gewebe ein (Wanderzellen). Dieser Vorgang spielt eine wichtige Rolle bei den Entzündungsprozessen. Auch die Aufnahme fremder Stoffteilchen ins Protoplasma wird durch dessen amöboide Tätigkeit bewirkt, was besonders bei den Amöben leicht zu beobachten ist. Bei ihnen ist überhaupt die amöboide Beweglichkeit am leichtesten zu erkennen, während sie für gewöhnlich so träge verläuft, daß man nur das Resultat, die Formveränderung, nicht aber die Bewegung selbst wahrnimmt. Erwärmung auf 35–38° macht sie bedeutend lebhafter. Mangel an Sauerstoff und Einleitung von Kohlensäure vernichtet die amöboide Tätigkeit der Zellen.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 448.
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