Domatĭen

[97] Domatĭen (neulat., »Wohnungen«) sind Pflanzenbildungen, die andern Organismen, pflanzlichen (Phytodomatien) oder tierischen (Zoodomatien), als Aufenthaltsort dienen, ohne pathologischer Natur zu sein. Von letztern sind die kleinen braunen Haarschöpfe in den Nervenwinkeln an der Unterseite von Lindenblättern seit langem bekannt, die nebst dem zugehörigen Blattflächenstück und den Nervenseiten einen ungefähr dreikantigen, nach oben zu geöffneten Hohlraum umschließen und verschiedenen Milbenarten während des Sommers Wohnsitz gewähren (Milben- oder Akarodomatien). In andern Fällen dienen Einfaltungen der Blattränder und Blattzähne oder behaarte (auch unbehaarte) Grübchen, auch taschenförmige Blattbildungen als Aufenthaltsort der Milben. Lundström konnte 240 Pflanzen mit Akarodomatien aus den verschiedensten Familien aufzählen. Nur bei den Monokotylen, den Gymnospermen und allen krautartigen Pflanzen scheinen sie zu fehlen. Diese D. sind nicht pathologischen Ursprungs wie die Cecidien (Gallen); sie entwickeln sich auch an milbenfreien Pflanzenexemplaren in durchaus gleicher Form. Die Milben scheinen zum Schutz, zur Reinigung und vielleicht auch zur Ernährung ihrer Wohnpflanzen beizutragen, während die D. ihrerseits den genannten Tieren Wohnung darbieten und indirekt auch Nahrung verschaffen. Andre D. finden sich vielfach bei tropischen, in ihren Hohlräumen von Ameisen bevölkerten Pflanzen (Myrmekodomatien; s. Ameisenpflanzen); Pilzdomatien (Mykodomatien) bilden die Wurzelknöllchen der Leguminosen, mancher Eläagnazeen u. Alnus-Arten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 97.
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