Ghasēl

[815] Ghasēl (Gasél), bei den Persern und Türken eine beliebte, den Arabern (s. Arabische Literatur, S. 658) entlehnte Form des lyrischen Gedichts, die Rückert und Platen auch in die deutsche Literatur eingeführt haben. Sein Reim entspricht dem Schema aa, ba, ca, da etc. Zulässig sind sämtliche Metren, nur muß dasselbe Metrum streng durch das Ganze durchgeführt werden. Die Zahl der Verspaare steigt bis zu 14. Nach dem Reim selbst wird oft noch ein einzelnes bedeutsames Wort, ja ein kleiner Satz wiederholt. Die letzte Zeile zeigt den Namen des Dichters. Seinem Inhalt nach stellt sich das G. als eigentliche Ode, als Liebes- und Trinklied, auch als religiöse Hymne dar. Beispiel:


Du Dust, der meine Seele speiset, verlaß mich nicht!

Traum, der mit mir durchs Leben reiset, verlaß mich nicht!

Du Paradiesesvogel, dessen Schwing' ungesehn

Mit leisem Säuseln mich umkreiset, verlaß mich nicht!

(Rückert, Ghaselen, Schlußlied.)

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 815.
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