Arabische Literatur

[656] Arabische Literatur. Die a. L. ist nicht bloß wegen ihres überaus reichen Inhalts von höchster Bedeutung im geistigen Entwickelungsprozeß der Menschheit, sondern sie gewinnt insbes. dadurch ein eigentümliches Interesse, daß ihre Blüte in eine Zeit fällt, da in ganz Europa noch tiefes Dunkel herrschte. Damals fanden viele Wissenschaften nur in ihr gedeihliche Pflege, deren Resultate dann auf die Anfänge der abendländischen Wissenschaft nachdrücklichen Einfluß übten. Ihre Geschichte beginnt erst ein Jahrhundert vor Mohammed. Den ganzen Zeitraum vor Mohammed nennen die Araber selbst »Barbarei«. Daß in Arabien indes schon frühzeitig die Poesie geübt worden sei, läßt schon der Genius des Volkes erwarten. Die in Arabien ansässigen Stämme hatten alles, was die Naturpoesie begünstigt, lebhafte Auffassungsgabe und leidenschaftliche Empfindung. Aber auch das mit Gefahren und Beschwerden verbundene Leben in dürren Sandwüsten unter steten Fehden mußte eine männliche Dichtkunst wecken, die einen ritterlichen Geist atmete. So entstand eine Poesie, die in hervorragender Weise Sache des ganzen Volkes war. Das Ansehen, das den erfolgreichen Dichter belohnte, regte den[656] Wetteifer zwischen Stämmen und Einzelnen an. Wer sich begeistert genug fühlte, andre Dichter zu besiegen, hing (nach einer spät erfundenen, aber charakteristischen Sage) zu Mekka sein Gedicht als Herausforderung an die Wand der Kaaba. Der Dichter mußte seinen Gegnern Rede stehen, und nur, wenn er die Tadler besiegte, konnte das aufgehangene Gedicht die Ehrenstelle an der Wand der Kaaba behaupten. Auf solche Preisgedichte deutete man die Namen Moallakât (»aufgehängte«) und Mudsahhabât (»vergoldete«, weil sie mit goldenen Buchstaben auf Byssus geschrieben seien). Man bezeichnete mit diesen Namen sieben Gedichte der vormohammedanischen Dichter Amrilkaís (s. d.), Tárasa (s. d.), Soheir (s. d.), Lebîd (s. d.), Antara (s. d.), Amr ibn Kulthûm und Hârith (vgl. Arnold, Septem Mo'allakât, Leipz. 1850; »Tibrîzi, a commentary on 10 ancient Arabic poems«, hrsg. von Ch. Lyall, Kalkutta 1891–93, 2 Tle.; Ph. Wolff, Mu'allakât, ins Deutsche übertragen, Rottweil 1857). Außer diesen Gedichten sind aus der Zeit vor Mohammed noch viele in den Diwanen (s. unten) einzelner Dichter und Stämme und in sonstigen Anthologien erhalten, obgleich die meisten Gedichte dieser Sammlungen erst dem 1. und 2. Jahrh. nach Mohammed angehören. Besonders berühmt sind hier die Diwane der Dichter Nabigha, Antara, Tárafa, Soheír, Alkama el Fahl, Amrilkaís (hrsg. von Ahlwardt, Lond. 1870); der Diwan der Hudseiliten (hrsg. von Kosegarten, das. 1854, und Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten, 1. Heft, Berl. 1887). Alle diese Dichtungen, die erst im 2. und 3. Jahrh. der Hedschra schriftlich fixiert wurden, setzen ein ziemlich reich entwickeltes Leben und einen seinen Formensinn voraus (vgl. Ahlwardt, Über Poesie und Poetik der Araber, Gotha 1856). Neben und mit der Dichtkunst, gleichwie diese aber nur durch mündliche Überlieferung fortgepflanzt, blühten das Sprichwort und die Sagengeschichte der Stämme.

Eine andre Richtung nahm das Geistesleben der Araber durch Mohammed. Sein Korân (s. d.) stellte sich in mehr als einer Beziehung in direkten Gegensatz zu den bisherigen Anschauungen der Araber. Alles wurde nun theokratisch-religiösen Gesichtspunkten untergeordnet; der Koran erzeugte und bedingte zunächst ausschließlich die Entwickelung der wissenschaftlichen Triebe. Er durfte in keine fremde Sprache übersetzt werden; ihn zu verstehen, mußte der persische etc. Mohammedaner Arabisch lernen. Seine dunkeln Stellen und Anspielungen konnte man nur in ihrem richtigen Sinn erfassen, wenn man sich an die Gefährten des Propheten wandte, deren Berichte über Handlungen und Aussagen Mohammeds nun eifrig gesammelt und gesichtet wurden. So entstanden die Koranwissenschaften und die Traditionsliteratur, aus denen dann die gesamte übrige wissenschaftliche Literatur hervorging, indem die Traditionsliteratur die heilige Geschichte entwickelte und diese allmählich die Profangeschichte ins Leben rief, die Koranerklärung Grammatik und Lexikographie erzeugte und sich zur Dogmatik einerseits, zur Rechtswissenschaft anderseits erweiterte.

Nicht allzulange aber ließ das geistige Leben der unterworfenen Völker sich in so enge Grenzen einschließen. Die Erhebung der Abbasiden zur Kalifenwürde und das Aufblühen Bagdads gab das Signal zu einer geistigen Emanzipation der nationalen und freisinnigen Elemente, die besonders in Persien zahlreich vertreten waren. Gelang es auch binnen kurzem der orthodoxen Reaktion, die Bewegung zurückzudämmen, so hatte doch die kurze Freiheit genügt, Wissenszweige ins Leben zu rufen, für die innerhalb des strengen Islam eigentlich kein Platz war: die Naturwissenschaften und die Philosophie. Beide waren bis dahin ausschließlich von Syrern gepflegt worden, welche die Schriften griechischer Philosophen und Ärzte kannten und studierten (s. Syrische Literatur). Unter den Abbasiden nun sing man an, diese Werke aus dem Syrischen in das Arabische zu übersetzen. Gleichzeitig wurden durch persische Vermittelung Verbindungen mit Indien angeknüpft, und dem Eifer, mit dem man dem Fremden Eingang verschaffte, entsprach die Energie der eignen Tätigkeit, die bei den ältern Abbasiden, vor allen bei el Mamûn (813–833), die wirksamste Förderung fand. Er gründete eine große Bibliothek und eine Sternwarte und unterstützte in jeder Weise die wissenschaftlichen Bestrebungen, die sich an jene Übersetzungen anknüpften.

Ein zweites Vaterland hatte die arabische Kultur in Spanien gefunden. Hier wetteiferten die neuen omaijadischen Kalifen mit den Abbasiden im Orient. Durch ihre Bemühungen begannen Ackerbau, Kunstfleiß und Handel zu blühen, und Spanien wurde ein Hauptsitz der arabischen Literatur. Was Bagdad für Asien, war die von Hakem II. (961) gestiftete Universität zu Cordoba für den Westen. Von Spanien aus verbreitete sich der wissenschaftliche Ruhm der Araber über das christliche Europa, und bald nach 900 reiste man aus europäischen Ländern dahin, um bei den Arabern hauptsächlich Mathematik und Medizin zu studieren. Gebrochen wurde die Blüte der arabischen Literatur in Europa mit dem Fall Cordobas 1236. Vgl. v. Schack, Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sizilien (2. Aufl. Stuttg. 1877, 2 Bde.).

Nachdem die abbasidischen Kalifen im Orient zu bloßen Pontifices herabgesunken waren, betätigten sich doch in manchen Fällen die Gründer der aufkommenden einzelnen Dynastien, in die das Kalifat sich auflöste, als Beförderer der Wissenschaften. So die Samaniden in Bochara (ca. 900); Asîs, der Fatimide (975–996), der Stifter der Universität in Kairo; Mahmud, der Ghasnawide (997–1030), u.a. Bemerkenswert ist, daß das eigentliche Arabien von diesem wissenschaftlichen Leben wenig oder gar nicht berührt ward. Die unvermischten Nationalaraber, die dort, von dem Verkehr mit den unterworfenen Völkerschaften durch ihre Wüsten abgeschnitten, ihren Sitten und Gewohnheiten treu blieben, haben ihre alte Unwissenheit durch das ganze Mittelalter beibehalten, und es ist niemals aus den Augen zu lassen, daß die a. L. seit der Abbasidenzeit keineswegs die Literatur der Araber, sondern die Literatur der mohammedanischen Völker ist. Mit dem 14. und 15. Jahrh. geht die Blüte der arabischen Literatur zu Ende, und das Studium der neueren Araber umfaßt außer dem Koran fast nur die Grammatik (Nahu), die Tradition (Hadîth) und das Recht (Fikh). Indes läßt der europäische Einfluß und die Einführung der Buchdruckerkunst in verschiedene mohammedanische Kulturkreise ein neues Literaturleben erwarten, und in Ägypten, Syrien und Indien zeigt sich bereits eine regere literarische Tätigkeit.

Poetische Literatur.

Die erste Blüte der arabischen Poesie (Schi'r) fällt in die Zeit kurz vor Mohammed (s. oben). Sie ist lyrisch, insofern sie von Haus aus für den Gesang bestimmt war, bringt aber, im Gegensatze zum lyrischen Liede, das Gefühlsleben des Dichters nur teilweise zum Ausdruck. In der ältern Poesie herrschen vielmehr[657] Schilderungen (von Kämpfen, Jagden, Tieren und Waffen), Lob, Selbstlob, Schmähungen und Totenklagen vor. Die spätere Poesie hält diese Themata zwar fest, schlägt aber daneben, besonders in Liebes-, Wein- und religiösen Liedern, Töne an, die stärker an das melos der Griechen (die melische Dichtkunst) erinnern. Die Form der arabischen Poesie hat mit den abendländischen Formen nichts Gemeinschaftliches. Jeder Vers (Beit) zerfällt in zwei Halbverse von gleichem Metrum, die Verse haben alle denselben Endreim, und auch das Versmaß geht ohne Abwechselung durch das ganze Gedicht hindurch. Strophenbildung zeigt sich in der jüngern Poesie, hat aber die hergebrachte Form nicht zu verdrängen vermocht. Der Einteilungsgrund der arabischen Gedichte ist die Länge. Von den kürzern heißen die 7–14 Beit langen Ghasele; sie sind jüngern Ursprungs und meist erotisch. Gedichte von mehr als 30, doch selten über 100 Beit heißen Kassîde (s. d.). Eine Sammlung von Gedichten Eines Verfassers heißt DiwanRegister, Auszeichnung«).

Mit dem Koran kam ein religiöses Element in die alte Poesie, das ihrer freien Entwickelung hinderlich war; trotzdem erstanden unter den altnational und profan gesinnten Omaijaden noch eine ganze Zahl hervorragender Dichter, die den Geist der vorislamischen Poesie fortpflanzten. So der berühmte Liebesdichter Omar ibn abi Rebî'a (gest. 719; Diwan gedruckt Kairo 1893, hrsg. von Schwarz, Leipz. 1901, Bd. 1), el Achtal (gest. ungefähr 710, Diwan hrsg. von Salhani, Beirut 1891–92), das feindliche Dichterpaar Dscherîr und Feresdak (beide gest. 728, des erstern Diwan gedruckt Kairo 1895, 2 Tle., des letztern hrsg. und übersetzt von Boucher, Par. 1870 ff., unvollständig, fortgesetzt von Hell, Münch. 1900–1901, 2 Bde.) u.a. Eine gewisse Wiedergeburt der Dichtkunst fällt in die Epoche der Abbasiden. Sie wird jetzt muslimisch und städtisch und nimmt nun immer mehr den Charakter einer höfischen Kunstpoesie an, die unter persischem Einfluß durch Eleganz und geistreiches Wesen, aber auch durch Schwulst ersetzt, was sie an männlicher Kraft verliert. Die berühmtesten Dichter dieser Periode sind: Abu Nuwâs (s. d.), Ibn Doreíd (s. d.), Mutanabbi (s. d.), Abul Alâ (s. d.), Toghrai (s. d.), Ibn el Fâridh (s. d.), Bußiri (s. Burda) u.a. Der Poesie sehr innig verwandt sind die Makamen (s. d.). Da es, besonders nach späterer arabischer Ansicht, das Merkmal eines guten Gedichts ist, daß es mit Weisheitssprüchen (Hikma) durchwebt ist, so nehmen Sprichwörter und Gnomen in dieser Literatur eine hohe Stelle ein. Nicht geringer ist die Bedeutung der sprichwörtlichen Redensarten. Die größtenteils apokryphischen je 100 Sprüche Alis, Abu Bekrs, Omars und Othmans hat der persische Dichter Watwât (gest. 1115) gesammelt (Alis Sprüche allein hrsg. und übersetzt von Fleischer, Leipz. 1837). Andre Sammlungen sind von Meidani (gest. 1124; hrsg. und übersetzt von Freytag, Bonn 1838 ff., 2 Bde.; Bulak 1867, Teheran 1873), Samachschari (s. d.) u.a. Die Gewohnheit, Sittenlehren und Lebensregeln in Fabeln und Parabeln einzukleiden, ist schon aus der Bibel bekannt und im Orient heimisch. Die a. L. besitzt zwei Sammlungen dieser Art. Die eine, aus Indien stammend, in der aus dem Mittelpersischen geflossenen arabischen Übersetzung »Kalila wa-Dimna« genannt, enthält Klugheitsregeln für einen Monarchen, in Tierfabeln eingekleidet, und ist unter verschiedenen Namen: »Fabeln Bidpais«, »Humajûn Name« (»Kaiserliches Buch«) u.a., eins der im Orient verbreitetsten Bücher und in viele abendländische Sprachen übersetzt; aus dem Pehlewi ins Arabische von dem Perser Ibn el Mokaffa (gest. etwa 760; der arabische Text hrsg. von de Sacy, Par. 1816; mehrfach auch seit 1835 im Orient gedruckt). Die andre Sammlung führt den Namen Lokmans (s. d.). Ausschließlicher der Volksliteratur gehört der Roman an. Hauptsächlich wählte man Ritter- und Heldengeschichten zum Gegenstande der Darstellung, wobei manche Stoffe auch aus dem Persischen entlehnt wurden. Die drei umfangreichsten und zugleich beliebtesten Romane sind: Die »Siret Antar« (s. Antara), die »Siret Beni Hilâl« (teilweise in Beirut und Kairo gedruckt) und »Das Leben des Sultans Bibars«, das in den Kreuzzügen spielt. Märchen gehören noch heutzutage zu den beliebtesten Unterhaltungen des Volkes, an der Spitze derselben »Tausendundeine Nacht« (s. d.).

Geschichtschreibung. Geographie.

Die historische Literatur fällt zunächst mit der Traditionswissenschaft, z. T. auch mit der philologischen Erklärung der alten Poesie (Stammsagen u. dgl.) und der Genealogie zusammen. Allmählich entwickelt sie sich selbständiger, zunächst im Anschluß an die Person und Taten des Propheten (die ältesten und wichtigsten Darstellungen von Ibn Ishâk, bez. Ibn Hischâm, s. d., und Wakidi, s. d.), besonders aber seit dem 3. Jahrh. der Hedschra, nach dem Bekanntwerden mit der persischen Überlieferung und der christlichen Chronologie. Ihr Verfahren ist jahrhundertelang annalistisch, ohne historischen Pragmatismus, aber in der guten Zeit nie ohne Angabe der Quellen. Anekdotische Details lieben die Geschichtschreiber besonders; bei den meisten findet sich Übertreibung und Leichtgläubigkeit, aus vielen spricht eine theokratische Ansicht der Weltbegebenheiten. Seit dem 10. Jahrh. schrieb man auch Universalgeschichtswerke, und Beruni (973–1048), ein höchst bedeutender Kopf, verfaßte eine wichtige »Chronologie orientalischer Völker« (hrsg. von Sachau, Leipz. 1878; engl. von demselben, Lond. 1879). Die Sprache dieser Historiker ist meist einfach und schmucklos, bei vielen selbst vernachlässigt, bei andern umgekehrt schwülstig; immerhin fehlt es manchen nicht an Erzählertalent. Jedenfalls ist die arabische Geschichtschreibung schon durch den Inhalt äußerst wichtig; für viele geschichtliche Partien ist sie die Hauptquelle, für andre, selbst abendländische, bietet sie wichtige Ergänzungen. Die ersten umfassenden Geschichtschreiber sind Perser. Unter ihnen ragt durch gewaltigen Fleiß hervor Tábari (s. d.), mit seiner für die Geschichte des Orients unvergleichlich wichtigen Weltgeschichte. Allgemeinere Geschichtswerke lieferten außerdem: Ibn Wâdih (gestorben nach 905; »Historiae«, hrsg. von Houtsma, Leiden 1883, 2 Bde.); der ausgezeichnete Mas'udi (s. d.); Ibn el Athir (s. d.); Abul Faradsch, gewöhnlich Bar-Hebräus (s. d.) genannt; Abul Feda (s. d.). Ein wirklich genialer Kulturhistoriker von philosophischer Bildung und großen Gesichtspunkten ist der Spanier Ibn Chaldûn (s. d.). Die ältere Zeit des Islam behandeln die Eroberungsgeschichten, so die von Beladsori (gestorben um 892; hrsg. von de Goeje, Leiden 1866). Einen Überblick der Geschichte des Kalifats lieferte Ibn et Tiktaka (früher als Fachreddin bezeichnet; hrsg. von H. Derenbourg, Par. 1895). Die spezielle Geschichte Arabiens wurde besonders eingehend behandelt in Bezug auf die heiligen Städte, vorzüglich Mekka (vgl. Wüstenfeld, Chroniken der Stadt Mekka, Leipz. 1857–61, 4 Bde.). Mit Ägypten in seiner mohammedanischen Zeit beschäftigten sich Abd el Latîf (s. d.), Makrisi[658] (gest. 1442; »Geschichte der Mamlukensultane«, übersetzt von Quatremère, Par. 1837–45, 2 Bde.; »Geschichte der Kopten«, hrsg. und übersetzt von Wüstenfeld, Götting. 1845; »Chitat«, gedruckt Bulak 1853, 2 Bde.); mit den Berbern Ibn Chaldûn (s. d.); mit dem maurischen Spanien Makkari (gest. 1631; gedruckt Bulak 1862 und Kairo 1885–87, 4 Bde.; hrsg. zur Hälfte von Dozy u.a., Leiden 1855–61, 2 Bde.; auszugsweise ins Englische übersetzt von Pascual de Gayangos, Lond. 1840–43, 2 Bde.) und zahlreiche andre (z. T. hrsg. von Codera y Zaydin in der »Bibliotheca arabico-hispana«, Madr. 1883 ff.). Außerordentlich reich ist die a. L. an Biographien, sowohl an einzelnen als auch an Sammelwerken, von denen wir namentlich das von Ibn Challikân (s. d.) anführen. Als Probe neuerer Geschichtschreibung seien genannt des Ägypters Dschabarti (gest. 1822) Fortsetzung von Makrisis »Chitat« bis in das 19. Jahrh. (Bulak 1880, 4 Bde.; 1884; franz. Übersetzung, das. 1888–89, Bd. 1–3) und Ahmed ibn Zênis Geschichte Mekkas sowie desselben Biographie Mohammeds. Vgl. Wüstenfeld, Die Geschichtschreiber der Araber (Götting. 1882).

Auch die Geographie haben die Araber fleißig bearbeitet, ja sie stehen in dieser Beziehung über allen Völkern des Mittelalters. Ihre Eroberungen, die Handelsbeziehungen, die seit den Abbasiden viele Kaufleute nach Indien, ins Innere von Afrika, ja bis nach China führten, nicht weniger die als Religionspflicht vorgeschriebene Pilgerfahrt gaben Anlaß zur Abfassung von Itinerarien und Reisebeschreibungen. In der mathematischen Geographie sind aber die Araber nicht über Ptolemäos hinausgekommen. Von den Verfassern von Reiseberichten, die durch oft reiches kulturgeschichtliches Material noch heute wichtig sind, nennen wir: Ibn Fadhlân (gest. 921; »Nachrichten über die Wolga-Bulgaren«, hrsg. und übersetzt von Frähn, Petersb. 1832), Beruni (s. oben; »India«, hrsg. von Sachau, Lond. 1887; engl. Übersetzung, das. 1888, 2 Bde.), Ibn Dschobeír (1145–1217; hrsg. von Wright, Leiden 1852), Ibn Batuta (gest. 1377, bis China vordringend; hrsg. und übersetzt von Defrémery und Sanguinetti, Par. 1853–59, 4 Bde.; gedruckt Kairo 1871). Aus solchen konkreten Beobachtungen wie den durch die Bedürfnisse der Staatsverwaltung erforderten Aufzeichnungen mußten in Verbindung mit der griechischen Astronomie bald geographische Lehrbücher entstehen. Die ersten Routenverzeichnisse genügten nicht mehr, und so entstanden die umfassendern Werke von Istachri, dessen um 950 gemachte Umarbeitung von Balchis (gest. 934) Werk durch Ibn Haukal um 976 erweitert wurde, Mukaddasi (richtiger Makdisi, 988), Ibn el Fakîh (um 903), Ibn Chordadbeh (um 880), Ibn Rosteh (um 900) und Mas'udi (s. oben; diese sieben hrsg. von de Goeje, »Biblioth. geogr. arab.«, Leiden 1870–94, 8 Bde.), Edrisi (s. d.), Kaswini (gest. 1283; dessen Kosmographie hat Wüstenfeld, Götting. 1848–49, 2 Bde., herausgegeben und Ethé zu übersetzen begonnen, Leipz. 1868, Teil 1), Abul Feda (s. d.). Bekri (gest. 1094) schrieb ein geographisches Wörterbuch (hrsg. von Wüstenfeld, Götting. 1876–77, 2 Bde.); umfassender ist das von Jakût (s. d.).

Philosophische Literatur.

Das Studium der Philosophie ging bei den Arabern teils von den natürlichen dogmatischen Zweifeln und den nie ganz getilgten Resten des Heidentums (besonders des persischen), teils von den Übersetzungen der griechischen Werke aus. Sie hielten sich vornehmlich an die Aristotelische und nebenher an die Platonische Philosophie. Da sie insbes. die neuplatonischen Erklärungsschriften zu Aristoteles benutzten, erscheint ihre Auffassung der Aristotelischen Lehre durch neuplatonische Zutaten modifiziert. Zu einer schöpferischen philosophischen Forschung erhoben sich zwar die Araber nicht; aber sie haben das große Verdienst, der Philosophie eine Freistätte geboten, insbes. auch die Logik als eine einheitliche Wissenschaft dargestellt zu haben. Durch die Autorität des Korans wurde die Stellung der arabischen Philosophen zum Islam eine ähnliche wie die der Philosophie zum Christentum, und es bildete sich neben einer von der Religion ziemlich unabhängigen Kommentierung der großen griechischen Philosophen eine mohammedanische Scholastik (vgl. Ritter, Über unsre Kenntnis der arabischen Philosophie, Götting. 1844). Man kann innerhalb beider zwei Richtungen unterscheiden: die zu der einen, zahlreichern Klasse Gehörenden suchten durch eine dialektische Methode zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen und hießen Mubahithûn (»Disputierende«) oder Mutakallimûn (»Dialektiker«). Zu ihnen gehören die orthodoxen Asch'ariten (vgl. Spitta, Zur Geschichte Abul Hasan el Asch'arîs, Leipz. 1876) und die rationalistischen Mu'tasiliten (vgl. Steiner, Die Mu'taziliten, das. 1865). Die zweite Klasse sind die IschrakijûnIlluminaten«, Idealisten), die vorzüglich auf die Läuterung der Seele hinarbeiteten, wobei sie mehr das Gefühl in Anspruch nahmen und weniger orthodox waren. Zu ihnen gehörten in gewisser Weise die Sufi (s. d.). Die berühmtesten unter den eigentlichen arabischen Philosophen sind: Kindi (s. d.) und Farabi (gest. 950, s. d.), der durch seine Erklärungsschriften der Lehrer aller Spätern wurde. Das 10. Jahrh. war überhaupt ein philosophisch bewegtes; ihm gehören die sogen. »lautern Brüder« (s. d.) in Basra an, die einen halb philosophischen, halb maurerischen Orden darstellen wollten. In den beiden folgenden Jahrhunderten wirkten: Avicenna (s. d.), Ghassali (s. d.), Ibn Bâdschscha (Avempace, gest. 1138), Verfasser verschiedener kleinerer, aber bedeutender Abhandlungen; Ibn et Tofeíl (s. d.), Averroes (s. d.). Später verflacht sich die philosophische Tätigkeit zu einer bloßen Produktion scholastischer Kompendien. Einen sehr bedeutenden Einfluß hat die arabische Philosophie besonders in Spanien auf die Juden geübt und durch diese wieder auf die Scholastik: so ist der tiefsinnige Avicebron der jüdische Dichter Ibn Gabirol; Mose ben Maimun oder Maimonides (s. d.) wirkt mehr in die Breite. Vgl. Schmölders, Essai für les écoles philosophiques chez les Arabes, etc. (Par. 1842); Munk, Mélanges de philosophie juive et arabe (das. 1859); de Boer, Geschichte der Philosophie im Islam (Stuttg. 1901) und die Schriften F. H. Dietericis (s. d.).

Mathematische Wissenschaften. Astronomie.

Die Araber rechnen zu den philosophischen Wissenschaften auch die mathematischen. In diesen waren sie ebenfalls die Schüler der Griechen, jedoch haben sie das Empfangene mit neuen Entdeckungen vielfach bereichert. In der Arithmetik führten sie aus Indien den Gebrauch der (jetzt sogen. arabischen) Ziffern ein, die dann auf zwei Wegen, einem nördlichen und einem südlichen (ägyptisch-berberischen), zu den Europäern gelangt sind. Die Algebra ist durch die Araber zu den Abendländern gekommen, obwohl schon die Griechen (Diophantos) diesen Wissenszweig kultiviert hatten. In ihm zeichneten sich aus: Mohammed ibn Musa el Charesmi (um 820; sein Lehrbuch hrsg. und übersetzt von Rosen, Lond. 1831), Thâbit ibn[659] Korra (836–901), Omar el Chajjami (gest. 1123, s. Omar Chajjâm) u.a. In der Geometrie hielten sich die Araber ebenfalls an die Griechen. Wir besitzen noch einen vollständigen arabischen Eukleides nach der Bearbeitung des Naßîr ed Dîn aus Tus (gest. 1273; 13 Bücher, arab., Rom 1594; arab. u. lat. von Besthorn und Heiberg, Kopenh. 1893–97, 2 Hefte); ja, von dem 5., 6. und 7. Buche des Apollonios Pergäos von den Kegelschnitten, die griechisch verloren sind, hat man verschiedene arabische Übersetzungen gefunden, aus denen man das griechische Original zu ersetzen gesucht hat (vgl. Woepcke, Essai d'une restitution, etc., Par. 1856). In der Trigonometrie bauten die Araber eifrig fort auf dem Grunde, den Menelaos und Ptolemäos gelegt hatten; sie führten darin den Gebrauch der Sinus statt der Chorden ein und vereinfachten die weitläufigen trigonometrischen Operationen der Griechen. Auch in der Optik haben die Araber manche richtige Anschauungen gewonnen, daher ihre Werke in Europa noch im 16. Jahrh. benutzt wurden (so »Alhazenus Arabs«, d.h. Ibn el Heitham, lat. hrsg. von Risner, Basel 1572; »Abhandlung über das Licht«, hrsg. von Baarmann, Halle 1882).

Unter allen mathematischen Wissenschaften blühte bei den Arabern am meisten die Astronomie. Auch hier ging man von den Leistungen der Griechen aus, insbes. von Ptolemäos' bekanntem Buche, das nach dem griechischen megistos (»das größte«) mit dem arabischen Artikel Almagest genannt wurde. Nach Ptolemäos nahmen die Araber auch griechische Sternnamen auf, doch vertauschten sie die für sie bedeutungslosen mythologischen Benennungen mit andern. Mit des Kalifen el Mamûn berühmter Ausmessung der Erde, dessen Berichtigung der Ekliptik und der auf sein Geheiß geschehenen Anfertigung neuerer astronomischer Tafeln (Sidsch), fängt die eigentliche Pflege der Astronomie unter den Arabern an. Die berühmtesten Astronomen dieser Periode waren Albattâni (s. d.) und Ferghani (gestorben gegen 830; seine »Elementa astronomica«, arab. u. lat. von Golius, Amsterd. 1669). Von dem gelehrten Kindi (s. d.) scheint vieles entnommen und nur popularisiert zu haben der vielgenannte Abu Ma'schar (gest. 885, lat. Abumasar oder Albumasar und ähnlich, auch Japhar Indus; lat. mehrfach seit 1489). Ibn Junus, Hofastronom Hakems, Kalifen von Ägypten, verfaßte nach den von ihm in Kairo angestellten Beobachtungen die Hakemidischen (Auszüge arab. u. franz. von Caussin, Par. 1804) und Fatimidischen Tafeln. Über die astronomischen Instrumente der Araber schrieb im 13. Jahrh. der Marokkaner Abul Hassan Ali (übersetzt von Sédillot, s. d.). Wie überall im Mittelalter, ist übrigens auch bei den Arabern mit der Astronomie eng, oft unlöslich die Astrologie verbunden, in deren Dienst bei vielen arabischen Astronomen die eigentliche Wissenschaft stand, und die sich dann mit kabbalistischer und magischer Weisheit vermischte, die man z. T. aus untergeschobenen Schriften des Hermes Trismegistos, Zoroaster etc. schöpfte. Sie hat durch jüdische und lateinische Übersetzungen einen bedeutenden Einfluß auf das Mittelalter und selbst noch auf das 16. Jahrh. ausgeübt.

Naturwissenschaften. Medizin.

Von der Philosophie trennen die Araber nicht die physikalischen Wissenschaften, zu denen in ihrem wissenschaftlichen System auch die Medizin gerechnet zu werden pflegt. Sie hat bei ihnen die eifrigste Pflege gefunden, ohne daß es ihnen indes gelungen wäre, über ihre griechischen Lehrmeister erheblich hinauszukommen; im Gegenteil haben sie sich zu dem System des Galen, das durch seine schematische Gliederung ihrer Geistesrichtung besonders zusagte, in eine geradezu sklavische Abhängigkeit begeben. So vor allem in der Anatomie, deren Kenntnis, weil die Religion Leichenzergliederungen streng verbot, eine lediglich durch Bücher vermittelte blieb. Besseres leisten sie in der pharmazeutischen Chemie. Fast alle arabischen Ärzte wissen das Quecksilber aufzulösen, in Salzgestalt zu verwandeln und Salben daraus zu bereiten. Sie kennen die Ameisensäure und die Reinigung des Borax, wenden Spießglanzmittel an und wissen aus den Pflanzen die wirksamen Stoffe auszuziehen. Den Weingeist bereiteten sie zuerst aus Zucker und Reis. Die Bereitung der Sirupe, der Elixiere, der Naphtha sowie des Alkohols haben wir von ihnen gelernt. Vgl. Berthelot, Chimie du moyen-âge, Bd. 3 (Par. 1893). Auch die Botanik, die sie ursprünglich aus Dioskorides kennen lernten, haben sie bedeutend bereichert (vgl. Meyer, Geschichte der Botanik, Bd. 3). In der Therapie folgten sie Galen. Doch kann man ihnen nicht alles Verdienst um Erweiterung dieser Wissenschaft absprechen, wozu sie namentlich durch neue Krankheitsformen geführt wurden, von denen Galen und die Alten nichts gewußt hatten. Dazu gehören die Pocken, der Aussatz, die Masern, die Röteln, der Friesel, die englische Krankheit etc. Die Chirurgie und Geburtshilfe blieben wegen Mangels anatomischer Kenntnisse vernachlässigt und gewannen erst später in Spanien einige Ausbildung. Die ältesten uns bekannten Ärzte der Araber sind Syrer und Perser. Arabisch wurde die Medizin eigentlich erst durch den berühmten Übersetzer und Kommentator des Galen, Honein ibn Ishâk (gest. 873). Der größte und gelehrteste der arabischen Ärzte ist Râsi (s. d.), berühmter aber noch Avicenna (s. d.). Ferner sind bemerkenswert aus dem 11. und 12. Jahrh.: die Spanier Abul Kasim (s. d.), der Chirurg; Abu Merwân ibn Zohr (Abumeron Avenzohar, gest. 1162), einer der originellsten Selbstdenker unter den arabischen Ärzten, und Averroes (s. d.). In den Naturwissenschaften zeichnen sich aus: als Botaniker Ibn el Beitâr (gest. 1248; seine »Große Zusammenstellung« hrsg. Bulak 1874, 4 Tle., schlecht übersetzt von Sontheimer, Stuttg. 1840–42), als Chemiker Dschâbir (s. d.), als Zoolog (wenn auch mehr im philologischen als im naturwissenschaftlichen Sinne) Damiri (1349 bis 1405), Verfasser eines zoologischen Wörterbuchs (arab. gedruckt Bulak 1867; Kairo 1887, 2 Bde.). Vgl. Leclerc, Histoire de la médecine arabe (Par. 1876, 2 Bde.; unkritisch).

Theologie und Rechtswissenschaft.

Den breitesten Raum in den Studien der Araber nimmt die Theologie und die mit ihr notwendig verbundene Jurisprudenz ein. Zum Teil durch die Kreuzung mit und den Gegensatz gegen den Einfluß der griechischen Philosophie waren allmählich eine Menge Sekten entstanden, von denen vier im 8. Jahrh. entstandene für rechtgläubig und 72 für ketzerisch galten. Unter den letztern haben sich am meisten ausgebreitet die Schiiten, die noch heute in Persien herrschen; die vier orthodoxen Sekten (Sunniten, weil sie der Sunna, der Überlieferung, und zwar nicht nur des Propheten, sondern auch der vier ersten Kalifen folgen) herrschen in den übrigen Ländern. Es sind: die Hanefiten (gestiftet von Abu Hanifa ibn Thâbit, 690–767), Rationalisten, welche die Sunna mit den Grundsätzen der Vernunft in Einklang zu[660] bringen bestrebt sind; die Schafi'iten (gestiftet von esch Schafi'i, gest. 820), die den Hanefiten direkt entgegenstehen, indem sie den Gebrauch der Vernunft und der Philosophie ganz verwerfen; die Malikiten (gestiftet von Mâlik ibn Anas, gest. 795), die das Hauptgewicht auf die Reinheit der Tradition legen, aber, wie die Hanbaliten (gestiftet von Ahmed ibn Hanbal, gest. 855), den Gebrauch der Vernunft zulassen, wo die Tradition schweigt. Alle vier Sekten erkannten bei ihren Entscheidungen folgende Stufenfolge an: Koran, Sunna oder Tradition, hierauf die Sammlungen der als bewährt erkannten Entscheidungen der Imame und endlich (wenn überhaupt) die Analogie. Der berühmteste unter den Traditionssammlern ist Bochari (s. d.). Ebenfalls kanonisches Ansehen genießen Muslim (s. d.), Abu Dawud (gest. 888), Tirmidsi (gest. 892), Nasâi (gest. 915) und Ibn Mâdscha (gest. 886). Unter den theologisch-juridischen Disziplinen steht die Exegetik des Korans obenan, woran sich zahlreiche Erklärungen der Sunna und dogmatische Lehrbücher schließen. Die berühmtesten Exegeten sind: der das Überlieferungsmaterial sammelnde Tabari (s. d.), der geistreich allegorisierende Samachschari (s. d.), an den sich der orthodoxe Beidhawi anlehnt (gest. 1286; hrsg. von Fleischer, Leipz. 1846–48, 2 Tle.), der philosophisch-mystische Fachr ed Dîn er Râsi (gest. 1209; gedruckt Bulak 1862, 6 Tle.) und der fleißige Kurtubi (gest. 1272). Über Dogmatik schrieben: Ghassali (s. d.); Omaren Náßafi (gest. 1142), nach dessen Dogmatik noch heute die Ulemas in allen hohen und niedern Schulen vortragen; Abdallahen Náßafi (gest. 1320; »Pillar of the creed of the Sunnites«, hrsg. von Cureton, Lond. 1843). Neben der scholastisch-theologischen Literatur steht die mystische des Sufismus (s. d.).

Die juridische Literatur entwickelt sich auch späterhin nach den Grundprinzipien der vier Sekten. Sie teilt sich hauptsächlich in zwei Gruppen, die Grundlagen (Ussul) und die abgeleiteten Sätze (Furû'). Besondern Ruhm haben erlangt: unter den Malikiten Chalil (gest. 1374; »Précis de jurisprudence musulmane«, hrsg. Par. 1855, Algier 1878; übersetzt von Perron, das. 1848–54, 6 Bde.); unter den Hanefiten Borhân ed Din Ali el Marghinani (gest. 1197) mit seiner »Hidâja« (»Wegeleitung«, Kalkutta 1831–34, 4 Bde., u. ö.; engl. von Hamilton, Lond. 1791, 4 Bde., 2. Aufl. 1870); unter den Schafi'iten Abu Schodschâ' (gest. 1193; »Précis de jurisprudence musulmane«, hrsg. und übersetzt von Keijzer, Leiden 1859), Nawawi (gest. 1277; »Minhâdj«, arab. u. franz. von van den Berg, Batavia 1882–84, 3 Bde.). Auch das Staatsrecht wurde in ein ziemlich ausgebildetes System gebracht, dessen musterhafte Darstellung wir Mawerdi (gest. 1058; hrsg. von Enger, Bonn 1853; vgl. Keijzer, Mawerdis regt, 's Gravenhage 1862) verdanken. Über das Rechtswesen des Islam vgl. besonders Tornauw, Das moslemische Recht (Leipz. 1855); Sautayra u. Cherbonneau, Droit musulman (Par. 1873–74, 2 Tle.); Sachau, Mohammedanisches Recht nach schafiitischer Lehre (Stuttg. 1897). – Über die Philologie bei den Arabern s. Arabische Sprache.

[Literatur.] Über a. L. im allgemeinen sind zu vergleichen: »Kitâb el-Fihrist« (die erste enzyklopädische Literaturübersicht der Araber, um 1000 von Ibn Abi Jakûb verfaßt; hrsg. von Flügel, Leipz. 1871–72, 2 Bde.); das große bibliographische Lexikon Hadschi Chalfas (s. d.); d'Herbelots danach gearbeitete »Bibliothèque orientale« (am besten Haag 1777–1779, 4 Bde.) und die Verzeichnisse der arabischen Handschriften, die sich in großen Massen namentlich zu Berlin, im Escorial, in Gotha, Kairo, Konstantinopel, Leiden, Leipzig, London, Oxford, Paris, St. Petersburg, Wien etc. finden. Hammer-Purgstalls »Literaturgeschichte der Araber« (Wien 1850–56, 7 Bde.; bis 1258 reichend) ist unbrauchbar; Brockelmanns »Geschichte der arabischen Literatur« (Weim. 1898–1902, 2 Bde.) ist ein fleißiges, aber im einzelnen nicht zuverlässiges bibliographisches Repertorium. Den besten Überblick über die Hauptmomente ihrer innern Entwickelung geben v. Kremers »Kulturgeschichte des Orients« (Wien 1875–77, 2 Bde.) und »Geschichte der herrschenden Ideen des Islams« (Leipz. 1868). Das bisher Gedruckte wird aufgezählt in Zenkers »Bibliotheca orientalis« (Leipz. 1846–61, 2 Bde.) und besonders reichhaltig in Chauvins »Bibliographie des ouvrages arabes« (Lüttich 1892 ff.). Für die letzten Jahre vgl. Friedericis »Bibliotheca orientalis« (Leipz. 1876–83, 8 Hefte), Kuhns »Literaturblatt für orientalische Philologie« (das. 1883–88, 4 Bde.), A. Müllers »Orientalische Bibliographie« (Berl. 1888 ff.; fortgeführt von Scherman).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 656-661.
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