Tehĕran

[375] Tehĕran, Hauptstadt des pers. Reiches und der kleinen gleichnamigen Provinz, unter 35°40' nördl. Br., 51°28' östl. L., auf einer baumlosen Hochebene, 1132 m ü. M., südlich vom Elburz, hat außer den engen, unregelmäßigen Straßen neuerdings wenigstens einige mit Bäumen bepflanzte Boulevards, Plätze und fahrbare Straßen, selbst eine Pferdebahn erhalten; die alten Stadtmauern sind durch Erdwälle ersetzt worden, die mit 17,5 km Umfang fast das doppelte Areal umschließen. In der Mitte der Nordseite liegt der große befestigte Palast des Schahs mit Gärten, Teichen, Zeughaus, Gefängnissen etc. Die Stadt hat mehrere große Plätze und zahlreiche Kirchen, darunter 3 bedeutende Moscheen, eine 1849 gegründete Polytechnische Schule mit europäischen Professoren und Bibliothek, seit 1905 eine Militärschule unter einem Perser und einem preußischen Offizier mit 100 Schülern, mehrere neue verbesserte Schulen, mehrere theologische Hochschulen, große moderne Basare, zahlreiche Karawansereien und Bäder, je eine armenische, französische und englische Elementarschule. Die Industrie arbeitet nur für den Ortsbedarf. Innerhalb der Stadt, besonders an der Nordseite, wo die Europäer wohnen, finden sich schöne Gärten. Im Winter, wo der Hof in T. ist, beträgt die Einwohnerzahl gegen 280,000, fast lauter Schiiten, von denen im Sommer ein großer Teil (darunter auch die europäischen Gesandtschaften) nach der am Elburz gelegenen gesündern Landschaft Schemiran übersiedelt. 7 km südlich von T. und mit ihm durch Kleinbahn verbunden liegt der Wallfahrtsort Schachzade-abdulagem (Schabdulazim). Die Stadt ist als Knotenpunkt der Straßen von Poti-Tebriz, von Enzeli-Rescht, von (Bagdad-) Hammadan, von Abuschehr-Schiras und nach dem Osten (Jesd-Kirman und Semna-Meschhed) ein wichtiger Handels- und Verkehrsplatz. T. ist Sitz eines deutschen Generalkonsuls. Durch Neuanlage unterirdischer Wasserleitungen hat sich die steppenartige Umgegend (jährlich nur 52 Niederschlagstage) in bebautes Land umgewandelt mit zahlreichen Ansiedelungen, Dörfern und Palästen. In der Nähe werden gute Kohle und Zink gewonnen. Bei T. liegen unter andern die königlichen Lustschlösser Negristan mit schönen Gärten, Kasr Kadschar, ein kühner, von Feth Ali ausgeführter terrassenförmiger Bau, und Niaveran im N.; südlich die Trümmer des alten Rhagä (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 375.
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