Kosegarten

[524] Kosegarten, 1) Ludwig Theobul (Gotthard Ludwig), Dichter, geb. 1. Febr. 1758 zu Grevesmühlen in Mecklenburg-Schwerin, gest. 26. Okt. 1818 in Greifswald, studierte in Greifswald Theologie und ward, nachdem er an mehreren Orten in Mecklenburg und Pommern Hauslehrer gewesen war, 1785 Rektor an der Schule zu Wolgast, 1792 Pfarrer in Altenkirchen auf Rügen und nach der Besitznahme der Insel durch die Franzosen 1808 Professor der Geschichte an der Universität in Greifswald. 1817 trat er in die theologische Fakultät über und wurde zugleich Pastor an der Jakobskirche. Seine Dichtungen (»Gedichte«, Leipz. 1788, 2 Bde.; 5. Aufl., Greifsw. 1824, 3 Bde.; »Rhapsodien«, Rostock 1790 bis 1794, 2 Bde.; 2. Aufl., Leipz. 1801, 3 Bde.; »Romantische Dichtungen«, Dresd. 1800–06, 6 Bde.; »Legenden«, Berl. 1816, 2 Bde.) leiden an einer Überfülle ausschmückender Epitheta und erinnern an den Schwulst der Schule Hofmannswaldaus. Sehr beliebt waren seine episch-idyllischen Gemälde: »Die Inselfahrt« (Berl. 1805, 2. Aufl. 1814) und besonders »Jucunde«, eine Nachahmung von Vossens »Luise« (das. 1808; 7. Aufl., das. 1855). Seine Schauspiele und Romane wurden rasch und gänzlich vergessen. In der Schrift »Das fünfzigste Jahr meines Lebens« (Leipz. 1815) verteidigt er sich gegen die Vorwürfe, die gegen sein politisches Verhalten in den wechselvollen Jahren 1806–13 erhoben wurden; namentlich hatte man ihm seine panegyrische »Rede am Napoleonstage des Jahres 1809« verübelt. Eine Gesamtausgabe seiner »Dichtungen«, mit Biographie, besorgte sein Sohn (Greifsw. 1823–26, 12 Bde.); seine »Reden und kleinern prosaischen Schriften« gab Mohnike heraus (Strals. 1831–32, 3 Bde.). Vgl. Franck, Gotthard Ludwig K. (Halle 1887).

2) Johann Gottfried Ludwig, Orientalist, Sprachforscher und Historiker, Sohn des vorigen, geb. 10. Sept. 1792 in Altenkirchen auf Rügen, gest. 18. Aug. 1860 in Greifswald, studierte erst in Greifswald Theologie und Philosophie, dann von 1812–14 zu Paris orientalische Sprachen und ward 1815 Adjunkt der theologischen und philosophischen Fakultät in Greifswald. Seine ersten Veröffentlichungen sind: »Carminum orientalium Triga« (Strals. 1815) und eine Ausgabe der alten pommerschen Chronik von Kantzow (Greifsw. 1816–17, 2 Bde.), welchem Werk er später »Pommersche und rügische Geschichtsdenkmäler« (Bd. 1, das. 1834) und den »Codex Pomeraniae diplomaticus« (Bd. 1, das. 1843–62, mit Hasselbach) folgen ließ. 1817 als Professor der orientalischen Sprachen nach Jena berufen, publizierte er die »Moallaka« des arabischen Dichters Amr ibn Kulthûm (mit lat. Übersetzung, Jena 1819), die persische Märchensammlung »Tûtî nâméh« in deutscher Bearbeitung (in Verbindung mit Iken, Stuttg. 1822), seine noch immer wertvolle »Chrestomathia arabica« (Leipz. 1828) u. a. 1824 nach Greifswald zurückberufen, begann er die unvollendet gebliebenen Ausgaben des Tabari: »Taberistanensis annales« (arab., mit lat. Übersetzung; Bd. 1–3, Greifsw. 1831–53), der arabischen Liedersammlung »Kitâb al-aghâni« (Bd. 1, das. 1840; s. Aghâni), der indischen Fabelsammlung »Pantschatantra« (Teil 1, Bonn 1848; Teil 2, Lief. 1, Greifsw. 1859) und des arabischen Diwans »The Hudsailian poems« (Bd. 1, Greifsw. u. Lond. 1854). Unvollendet sind auch seine arabische Grammatik (Leipz. o. J.) und sein »Wörterbuch der niederdeutschen Sprache« (Bd. 1, Greifsw. 1856–60) geblieben. K. schrieb ferner eine »Geschichte der Universität [524] Greifswald« (Greifsw. 1856–57, 2 Bde.) und eine pietätvolle Biographie seines Vaters (das. 1826) etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 524-525.
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